Neujahrsempfang des Museumsvereines und Eröffnung des Eine-Welt-Ladens
(fwu – 21.1.13) Für den vergangenen Samstag hatte der Verein für Museen und Stadtchronik Leimen zum Neujahrsempfang in’s Stadtmuseum in St. Ilgen, besser bekannt als „Alte Fabrik“, eingeladen und gleichzeitig die Neueröffnung des Eine-Welt-Ladens angekündigt. Die Resonanz war sehr gut und sehr viele Besucher waren der Einladung gefolgt.
Nadine Wagner, Vorsitzende des Museums schilderte in ihrem Vortrag,welche Ausstellungen und Aktion der Verein im Jahre 2012 durchgeführt hat.
Dazu gehörte u. a. die Renovierung des „Puzzles Zietscher Laden“, der inzwischen im Eingangsbereich der Alten Fabrik aufgebaut ist und für den auch ein Benefizkonzert der Drei Toubadoure durchgeführt worden war, dessen Einnahmen die Renovierung mit ermöglichten.
Das Museum nahm u.a. mit einem eigenen Stand an der St. Ilgner Kerwe und am Weihnachtsmarkt teil und beteiligte sich am Ferienprogramm, hinzu kam eine Ausstellung über dei Geschichte der Kurpfalzhalle in Bildern.
Auch für das Jahr 2013 sind wieder mehrere Aktionen geplant und der Verein freue sich, daß mit dem Eine-Welt-Laden ein Kooperationspartner gefunden worden sei, der den Besuch der Alten Fabrik noch attraktiver macht (Video der Ansprache <hier>).
Anschließend schilderte Petra Scheurig den Werdegang und die Bedeutung des Eine-Welt-Ladens (Rede unten im Wortlaut), der künftig in der alten Fabrik zu finden ist.
Die Idee dazu kam von Bürgermeisterin Claudia Felden, die die möglichen Synergien zwischen dem Museum in der Alten Fabrik und dem zwischenzeitlich heimatlosen Eine-Welt-Laden erkannte und die Kooperation anregte. An ihr war es nach einer kurzen Ansprache auch, den Eine-Welt-Laden in der Alten Fabrik offiziell zu eröffnen.
Viele Besucher, darunter etliche Gemeinderäte, nutzten die Gelegenheit und kauften sogleich fair gehandeltete Produkte des Eine-Welt-Ladens.
Die Ansprache von Petra Scheurig im Wortlaut:
„Auch ich darf Sie heute hier ganz herzlich begrüßen, auch im Namen aller Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Eine-Weltladens. Heute ist ein richtig guter Tag für unseren Weltladen.
Fast 10 Jahre ist es her, da gründete Maja Leiner, engagiertes Mitglied der damals noch jungen Agenda-Bewegung der Stadt Leimen mit großem Enthusiasmus den Laden. Im Michaelishaus in der Rathausstraße, schräg vis-a-vis vom Rathaus bekam sie dazu von der Stadt Leimen eine kleine Amtsstube inklusive der darin befindlichen Aktenschränke gestellt. Dass sich auch in dieser sachlichen Umgebung mit Spaß und Kreativität und den richtigen Produkten ein einladender kleiner Verkaufsraum errichten lässt, bewies sie sehr schnell. Anfangs einmal die Woche, später zweimal die Woche bot sie viele klassische fair gehandelte Waren an. Unterstützt von der ein oder anderen Springkraft zeigte sie Durchhaltevermögen und einen großartigen Willen, die Leimener Bürger und Bürgerinnen über den Fairen Handel und die Hintergründe vom Leben in sogenannten Drittweltländern zu informieren.
Die Aufgaben der Großen Kreisstadt wuchsen und mit ihnen der Platzbedarf der Stadtverwaltung. Auch der Raum im Michaelishaus wurde gebraucht und so bot mensch Frau Leiner einen frei gewordenen Raum im Erdgeschoss der Rathausstraße eins an, nur wenige Meter vom ersten Laden-Domizil entfernt.
Maja Leiner nahm an, schwang Pinsel und Farbrolle, besorgte Wandregale und verwandelte auch den neuen Raum, der nun immerhin schon fast 10 Quadratmeter groß war, in eine ebenso einladende Bastion für Fairen Handel. Durch die Vergrößerung konnte auch ein neues, größeres Sortiment angeboten, verstärkt auch Kunsthandwerkliches ausgestellt werden. Die Stammkundschaft wuchs vorsichtig, der Laden wurde nun auch gerne besucht, wenn kleine Geschenke gefragt waren. Auch der MitarbeiterInnen-Kreis vergrößerte sich und so konnten schließlich 3 feste Vormittage und ein Nachmittag abgedeckt werden.
Lange Zeit war sie die Hauptverantwortliche, kaufte ein, war auch auf dem Markt in Leimen präsent, sorgte weiter für Informationen über die Hintergründe, recherchierte und gab weiter.
Erst als sich ihre Familie durch Enkelkinder vergrößerte, zog sie sich verstärkt in ein turbulentes Familienleben zurück, war aber weiterhin als Noteinsatzhelferin ansprechbar.
Liebe Maja, an dieser Stelle meinen Respekt für deine Leistung für den Fairen Handel, für die gute Sache und mein herzliches Dankeschön dafür, dass wir immer wieder und immer noch mit dir rechnen dürfen.
Nun, dann kam es zu der Entscheidung des Gemeinderates der Großen Kreisstadt, an die Stelle des doch extrem in die Jahre gekommenen alten Gebäudes Rathausstraße eins ein neues zweites Rathaus bauen zu wollen.
Gemeinsam mit der Stadtverwaltung gingen wir frühzeitig auf die Suche nach einer alternativen Unterbringung. Mehrere Objekte wurden besucht, begutachtet und verworfen, bevor die Erste Bürgermeisterin den Kontakt zum Museumsverein herstellte.
Es gab schnell erste Verhandlungsrunden und es skizzierte sich ebenso schnell eine mögliche gemeinsame Strategie heraus, die sowohl dem Weltladen ein neues, sogar größeres Dach über dem Kopf garantieren als auch dem Museumsverein eine verstärkte Präsentationsmöglichkeit seiner Arbeit für die interessierte Bevölkerung erbringen sollte.
Der Eine-Welt-Laden wird also gleichzeitig als Museumscafe genutzt und laufende Ausstellungen können neben den sowieso geplanten Ausstellungsterminen auch während der Weltladenöffnungszeiten besichtigt werden.
Eine ganz wunderbare klassische Win-win-Situation, wie mensch so gerne neudeutsch sagt, Vorteile also auf beiden Seiten.
Dass die beiden Teams gut zusammenarbeiten, hat jetzt schon die Zeit vor der Eröffnung bewiesen. Gemeinsam wurde geplant, gekauft, renoviert, geschraubt, gehämmert, geputzt und geschmückt in vielen vielen Arbeitsstunden.
Ob sich der Aufwand gelohnt hat, sehen Sie in Kürze.
Warum ist unserer Ansicht nach Fairer Handel ein guter Handel? Warum sollte er durchaus noch wachsen und verstärkt angenommen werden?
Der Faire Handel garantiert, dass denjenigen, die an der Erschaffung oder der Ernte oder der Verarbeitung seiner Produkte beteiligt sind, faire Löhne, von denen sie auch leben können, gezahlt wird und dass sie Arbeitsbedingungen vorfinden, die nicht gesundheitsschädlich oder gar lebensgefährdend sind. Darüber hinaus werden oft Aufschläge für Bio-Anbau gezahlt, was ökologisch sinnvoll, resourcenschonend und so nebenbei auch gesünder für uns Verbraucher und Verbraucherinnen ist, und viele Prokektgruppen werden so betreut, dass ein nachhaltiges Wirtschaften möglich wird, d.h. dass die zusammengeschlossenen Produzenten und Produzentinnen für schlechtere Zeiten vorsorgen können, dass in Fortbildung der Arbeitenden oder die Ausbildung der eigenen Kinder investiert wird, was letztendlich die wichtigste Maßnahme ist, um den Teufelskreis aus Armut und Abhängigkeit zu durchbrechen.
Der Humanismus schon vor rund 2500 Jahren stellte den Mensch als Individuum in den Mittelpunkt, forderte für jeden eine gesicherte Existenz, Fürsorge und das Recht auf Bildung und Entwicklung. Die christliche Lehre hat die Nächstenliebe als Schwerpunkt benannt und der Faire Handel erinnert daran, dass auch die Fernsten, die Menschen in den sogenannten Drittweltländern als unsere Nächsten angesehen werden sollten.
Die Welt ist völlig ungerecht in Arm und Reich aufgeteilt. Mit ihrem ehrlichen Interesse am Fairen Handel helfen sie alle mit, an dieser Ungerechtigkeit etwas zum Positiven zu verändern.
Der Eine-Welt-Laden erwirtschaftet auch Gewinne. Die fließen zum Teil in unsere beiden Patenkinder Faith aus Uganda und Chabita aus Bangladesh, deren Region und den dortigen Projekten wir über das Kinderhilfswerk Plan International jeden Monat einen festen Betrag zukommen lassen, und zu weiteren Teilen werden die Gewinne des Ladens in einzelne Projekte gesteckt wie zum Beispiel in den Verein „Netz e.V.“-ein Leben lang Reis, der sich um die Grundversorgung der Ärmsten in Bangladesh kümmert. Bei der Auswahl unserer unterstützten Projekte orientieren wir uns am entsprechenden Spenden-Gütesiegel, das sicherstellt, dass die Spenden auch zu einem sehr hohen Prozentsatz dort ankommen, wo wir sie hin haben wollen.
Der Faire Handel braucht Mitstreiter und Mitstreiterinnen. Die kommenden 2 Wochen wird der Laden von Montag bis Samstag von 9-12 Uhr geöffnet sein. Wenn wir unser Ziel erreichen wollen, über diese 2 Wochen hinaus 6 Tage die Woche 3 Stunden am Tag den Laden geöffnet zu halten, brauchen wir Verstärkung, brauchen wir Menschen, die bereit sind, ehrenamtlich im Eine-Welt-Laden entweder an festen Tagen oder als Springkraft mitzuhelfen. Wenden Sie sich bei Interesse gerne an eines der Teammitglieder oder direkt an mich. Gerne gleich heute.
Zum Schluss möchte ich natürlich noch eine ganze Menge Dankeschöns loswerden.
An alle, die immer wieder für den Eine-Welt-Laden im Einsatz waren oder noch immer sind; da gehören Familienmitglieder genauso dazu wie viele Freunde und Bekannte, die regelmäßig oder notfallmäßig Einkäufe übernehmen, verkaufen, renovieren, putzen, planen, packen, auf- und abbauen.
Auch den Kirchengemeinden in Leimen und St.Ilgen ein herzliches Dankeschön, für immer wieder erfolgte Einladungen, Wertschätzung und Ermutigung.
Auch den Pressevertretern und -vertreterinnen möchte ich danken, die unsere Aktionen immer wieder begleitet haben, dem Fairen Handel damit verstärkt eine Öffentlichkeit verschafften.
Ganz herzlichen Dank auch an das Museumsvereins-Team, mit denen es nicht nur unkompliziert und entspannt war, dieses Ereignis hier heute auf die Beine zu stellen, sondern die sich schon während der Aufbauarbeiten als neue überzeugte Stammkundschaft erwiesen haben. Auf eine weitere gelungene Zusammenarbeit.
Herzlichen Dank natürlich an die Stadtverwaltung mit ihren vielen einzelnen Menschen, die mit uns an einem Strang zogen, um diesen Tag heute möglich zu machen. Besonderen Dank dabei Herrn Sulzer von der Ortsverwaltung St.Ilgen für sein stets offenes Ohr und der Ersten Bürgermeisterin Frau Felden, die nicht nur die richtige Idee mit dem Raum im Museum hatte, sondern die wir auch für die offizielle Neueröffnung jetzt gleich anschließend gewinnen konnten.
Und damit Sie, liebe Frau Felden, so richtiggehend sinnlich erfahren können, was gut ist am Fairen Handel, dachten wir uns, dass wir Ihnen statt des obligatorischen Blumenstraußes lieber eine kleine Zusammenstellung leckerer Produkte schenken möchten. Genießen sie sie und bleiben Sie uns gewogen! Ja, und damit darf ich auch gleich das Wort an Sie weiterreichen.“
Ihre lokale Internetzeitung für Leimen, Nußloch, Sandhausen
Kurz-URL: https://leimenblog.de/?p=28257