Neujahrsempfang Leimen mit Vortrag über jüdische Geschichte in der Region

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(c) Stadt Leimen

(mu 28.01.2013) An die 200 Gäste, darunter auch die Mitglieder des Landtages Rosa Grünstein, Karl Klein und Dr. Kai Schmidt-Eisenlohr waren in diesem Jahr in die Aegidius-Halle zum Neujahrsempfang der Stadt Leimen gekommen.

Musikalisch eingestimmt wurden sie wie in den vergangenen Jahren von der Leimener Musikschule, dieses Jahr unter der Leitung von Regina Kaufmann. Hier zeigten Birte Krotz und Hannah Neuschäfer auf der Querflöte, welch hohes Niveau an der Musikschule herrscht.

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Oberbürgermeister Wolfgang Ernst

Oberbürgermeister Wolfgang Ernst begrüßte anschließend die Gäste und dankte vor allem den großzügigen Spenderinnen und Spendern, die auch im abgelaufenen Jahr wieder ein Herz für ihre hilfsbedürftigen Mitbürger gezeigt hätten. Mit einer Spendensumme von über 35.000 Euro alleine für den Weihnachts- und Sozialfonds sei erneut deutlich geworden, dass Solidarität in Leimen kein leeres Wort sei.

In seinem kurzen Rückblick verwies das Stadtoberhaupt wieder auf ein arbeitsreiches Jahr. An erster Stelle nannte er das von Gemeinderat und Regierungspräsidium Karlsruhe als unzulässig angesehene Bürgerbegehren. Das Verwaltungsgericht Karlsruhe sei dieser Sicht zwar nicht gefolgt, der nun anstehenden Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofes Mannheim sehe die Stadt aber gelassen entgegen.

Sowohl für Verwaltung als auch für den Gemeinderat habe es 2012 eine bedeutsame Zäsur gegeben. Claudia Felden habe im Februar ihr neues Amt als Bürgermeisterin angetreten und damit den langjährigen Ersten Bürgermeister Bruno Sauerzapf abgelöst, den er als Ehrenbürger begrüßte.

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Hannah Neuschäfer, Birte Krotz, Regina Kaufmann

Der Gemeinderat habe mit seiner Entscheidung, den langjährigen Sitzungssaal im Philipp-Melanchthon-Haus aufzugeben und in die Aula der Fritz-Zugck-Halle zu wechseln, seine Bereitschaft, die U3-Betreuung weiter auszubauen, selbst deutlich gemacht. Dies komme vor allem auch im zügig vorangetriebenen Neubau einer entsprechenden Einrichtung in der Tinqueux-Allee zum Ausdruck, ebenso im Spatenstich zum Generationen-Zentrum der ev. Heimstiftung in St. Ilgen, der am Ende des Jahres stattfand.

In Gauangelloch wurde die neue Sport- und Kulturhalle fertiggestellt und nach einem Namenswettbewerb „Schloßberghalle“ benannt.. Die Stadtkernsanierung in Leimen mache Fortschritte, hier habe man mit der Grundsatzentscheidung, an der Ecke Rathausstraße/Nußlocher Straße ein neues Verwaltungsgebäude zu errichten, richtungsweisend bei der Stadtkernentwicklung gehandelt. Insgesamt habe man im Gemeinderat trotz manchmal unterschiedlicher Positionen gut zusammengearbeitet, dies mache deutlich, in der Regel das Wohl der Stadt und ihrer Bürgerinnen und Bürger im Mittelpunkt stehen.

Zum Thema des heutigen Neujahrsempfangs betonte OB Ernst, dass hier die Bedeutung des 27. Januar im Mittelpunkt stehe. An diesem Tag hatten im Januar 1945 die Soldaten der Roten Armee die letzten Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau befreit – 1996 hatte der damalige Bundespräsident Roman Herzog daher diesen Tag als Gedenktag für die Opfer des Holocaust ins Leben gerufen.

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Dr. Werner Transier

Nach einem Intermezzo der Musikschule sprach der mit Spannung erwartete Gastredner, Herr Dr. Werner Transier, Sammlungsleiter Numismatik und Judaika des Historischen Museums der Pfalz in Speyer.

Er schlug in seinen mit viel Sachkenntnis vorgetragenen Ausführungen einen historischen Bogen jüdischen Lebens in unserer Region von der Spätantike bis in die Neuzeit. Seit den Zeiten Kaiser Konstantins lebten vermutlich Juden am Rhein, die sich zunächst als Fernhändler und Kaufleute betätigten. Im Zuge der Völkerwanderung verloren sich deren Spuren. Im frühen Mittelalter kehrten sie wieder in die noch vorhandenen Städte wie z. B. Speyer, Mainz oder Worms zurück, wo sie jedoch in der Folge immer wieder Opfer von Pogromen wurden.

Die sog. „Hofjuden“, d.h. emanzipierte, wohlhabende Juden im 17. und 18. Jahrhundert , wie z. B. Aron Elias Seligmann in Leimen, seien die absolute Ausnahme gewesen, in aller Regel habe es sich bei den damaligen jüdischen Mitbürgern um arme, meist auch noch rechtlose Menschen gehandelt, die vielerlei Willkür ausgesetzt gewesen seien.

Erst die gesellschaftlichen Veränderungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts machten aus vorher nahezu rechtlosen Subjekten gleichberechtigte Staatsbürger. Ressentiments, Vorurteile, Diffamierungen seien allerdings nie völlig geschwunden, so dass die menschenverachtende Vernichtungsideologie der Nazis vielfach auf einen bereits vorhandenen Nährboden fiel. In 12jähriger Terrorherrschaft kam es zu unvorstellbaren Unmenschlichkeiten. Trotzdem habe sich auch nach Auschwitz, dessen Befreiung sich am Gedenktag zum 68. Mal jährte, in Deutschland wieder jüdisches Leben entfaltet.

Stehend gedachten am Ende der Rede alle Anwesenden den Leimener Mitbürgern, die dem Holocaust zum Opfer fielen, Karoline Bierig mit ihrer Tochter Selma sowie Hugo und Karolina Mayer.

078 - NJE Leimen 4Lang anhaltender Beifall quittierte den packenden und zu Herzen gehenden Vortrag von Dr. Transier über fast 2.000 Jahre jüdische Geschichte des Rhein-Neckar-Raumes. OB Ernst dankte ihm mit bewegten Worten.

Die vollständige Rede von Dr. Werner Transier kann <hier>  nachgelesen werden

(von Friedrich-Wilhelm Uthe, Leimen)

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