Neun Nachkommen des letzten Leimener Müllers besichtigten die Bruckersche Mühle

(rs – 2.12.19) In der alten Mühle in der Heltenstraße, die früher im Besitz der Leimener Familie Brucker war, gab es jüngst eine exklusive Mühlenführung für eine ganz besondere Besuchergruppe. Die neuen Besitzer der Mühle, Hobbyrestaurator Dietmar Cramer und seine Frau Ruth Birkle, konnten neun Cousinen und Cousins mit ihren Familien begrüßen, deren Eltern in der Mühle aufgewachsen sind.

Zu den Kindern von Mühlenbetreiber Mathias Brucker (1877 – 1952) und seiner Frau Babette (1878 – 1939) gehörte Berta Löscher, geborene Brucker. Von ihr war Tochter Ruth Stiemert aus Cuxhaven angereist. Liesel Sailer, geborene Brucker, hatte mit Bernd und Rudi Sailer aus St. Ilgen und Sandhausen zwei Söhne und mit Elisabeth Schmitt, geborene Sailer, eine Tochter, die heute in Wiesloch wohnt.

Rudolf Brucker war der einzige Sohn von Mathias und Babette Brucker und war der letzte Müller, der bis 1976 die Getreidemühle betrieben hat. Von ihm waren die Kinder Irmgard Höhener, geborene Brucker, aus der Schweiz und ihr Bruder Gerhard Brucker aus Leimen dabei.

Gretel Lüll, geborene Brucker, wuchs ebenfalls in der Mühle in der Heltenstraße auf. Von ihr waren die Kinder Karl Lüll aus Aichwald, Cornelia Derrick, geborene Lüll, aus den USA und Ulrike Bader, geborene Lüll, aus Erbach im Odenwald nach Leimen gekommen.

Für diese besondere Familienzusammenkunft gab es einen schönen Anlass: die jüngste Cousine Ulrike Bader hatte zu ihrem 60. Geburtstag ihre Verwandtschaft aus nah und fern zum Feiern nach Rauenberg in den Winzerhof eingeladen hatte.

Das große Familientreffen wollte Rudi Sailer, dessen Mutter Liesel in der Bruckerschen Mühle in der Heltenstraße mit ihren Geschwistern aufgewachsen ist, mit einem Besuch in der alten Mühle verbinden und setzte sich mit Dietmar Cramer in Verbindung. Den neuen Eigentümer der Mühle kennt Rudi Sailer gut: schließlich ist Sailer als Mitglied des Trios „Les Troubadours“ zwei Mal im Jahr bei den historischen Stadtführungen des KulturNetzwerks in Leimen dabei und gestaltet die Veranstaltungen in der Mühlenscheune musikalisch mit.

Für Dietmar Cramer, der die historische Mühle mit Nebengebäuden vor einigen Jahren von der Stadt übernommen hat, bot sich mit dem Besuch die einmalige Gelegenheit, die Kinder kennenzulernen und zu befragen, deren Eltern aus dieser Mühle stammen, und die die Mühle in ihrem Urzustand in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlebt haben.

Zunächst gab es in der Scheune einen Sektempfang. Dietmar Cramer hatte alte Bilder aus seinem Archiv, sowie Fotos vom Zustand der Mühle als er sie übernommen hat, zu einer Bildschau zusammengestellt und den Fortschritt der Sanierung dokumentiert. Der Blick in die Geschichte der Mühle weckte bei den Cousinen und Cousins Erinnerungen an ihre Eltern und deren Leben in der Bruckerschen Mühle.

Seit einigen Jahren restauriert Dietmar Cramer mit viel handwerklichem Geschick und hervorragend unterstützt von seiner Frau Ruth Birkle die Gebäude und hat seither Tausende von Euros investiert. Das Ziel der Mühlenliebhaber ist es, mit entsprechenden Materialien den Urzustand der Räume herzustellen, der Mühle ihren alten Charakter wiederzugeben und sie für die Nachwelt zu erhalten. So möchte Dietmar Cramer beispielsweise im früheren Wohnraum der Mühle von Mathias und Babette Brucker wieder Eichenparkettboden verlegen, um den Charme der alten Zeit aufleben zu lassen.

Etwa 75 Prozent der Sanierungsmaßnahmen hat er bereits gestemmt. Wenn nichts dazwischenkommt, würde Cramer gerne im kommenden Jahr die Eröffnung der renovierten Mühle feiern. Bei einer Führung konnten die Cousinen und Cousins einen Blick ins Innere der Mühle und ihrer Nebengebäude werfen und in Augenschein nehmen, wo ihre Eltern früher groß geworden sind.

Erstmals erwähnt wurde die Mühle in Schriftstücken im Jahr 1721, wusste Cramer den Nachfahren zu berichten. Die Grundmauern des Gebäudes schätzte er deutlich älter. Ursprünglich wurde die Getreidemühle mit einem Wasserrad betrieben. Nach dessen Stilllegung übernahm ein Dieselmotor, später ein Elektromotor die Arbeit. Vergebens hatte Dietmar Cramer nach einem Bild vom Mühlrad gesucht. Jetzt bekam er es geschenkt und war ganz glücklich. Bei dem Besuch der Nachfahren der Bruckerschen Mühle wechselte nämlich ein Foto den Besitzer. Ruth Stiemert aus Cuxhaven hatte im Familienarchiv das Bild mit dem Wasserrad, das die Mühle früher betrieben hat, entdeckt und dem heutigen Eigentümer der Mühle als Geschenk mitgebracht.

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