Nußlocher Gedenkfeier zum Jahrestag des Kriegsbeginns in der Ukraine

(fwu – 27.2.23) Am letzten Freitag, den 24. Februar, jährt sich der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine. Mittlerweile sind Millionen Ukrainer aus ihrem Land geflohen und haben in anderen Ländern Zuflucht gesucht. Auch hier in der Region sind Flüchtlinge bereits in großer Zahl angekommen.

So wurden bisher ca. 150 Ukrainer in Nußloch aufgenommen und die Gemeinde hatte sich dazu entschlossen, gemeinsam mit den Ukrainern und den ehrenamtlichen Helfern, die im letzten Jahr herausragendes geleistet haben, diesen dunklen Tag in der Geschichte des Landes zu begehen. 

Das Gedenken fand in der Nußlocher Festhalle statt, die mit den ukrainischen Nationalfarben geschmückt war. Selbst die Getränke auf den Tischen waren entsprechend der Nationalflagge in Blau und Gelb eingefärbt und hatten farblich passenden Verschlüsse. Circa 60 Personen waren anwesend, darunter 18 Helferinnen und Helfer und vier Gemeinderäte.

Die Veranstaltung selbst begann mit einer Gedenkminute für die Opfer des Krieges. Danach wurde die ukrainische Nationalhymne gesungen, die von Ruth Kern am Klavier begleitet wurde.

Der Text der Hymne wurde auf den Tischen in Deutsch und Ukrainisch ausgelegt und ebenfalls in den Nationalfarben hervorgehoben. Bereits der erste Satz der Hymne verwies auf den Krieg: „Noch ist die Ukraine nicht gestorben, nicht ihr Ruhm, nicht ihre Freiheit“.

Laut Bürgermeister Joachim Förster wurde die erste Strophe und der Refrain der Hymne erst am 6. März 2003, nach dem Zerfall der Sowjetunion und der Gründung der unabhängigen Ukraine im Jahr 1991, festgelegt. Der Text der Hymne stammt aus dem Gedicht „Noch ist die Ukraine nicht gestorben“ des ukrainischen Dichters Pawlo Tschubynskyj, das er im Alter von 23 Jahren im Jahr 1862 geschrieben hat. Das Gedicht handelt von der Bereitschaft der Ukrainer, ihr Land für die Freiheit zu verteidigen.

Diesen Gedanken griff Förster auch in seiner folgenden Ansprache auf, die von Dr. Lüdemann abschnittsweise simultan übersetzt wurde. Förster führte aus, dass Russland die Ukraine in der Nacht zum 24. Februar überfallen hat, wodurch der Krieg nach Europa zurückgekehrt war. Zu diesem Zeitpunkt waren alle in Nußloch schockiert und konnten sich nicht richtig vorstellen, was in der Ukraine passierte.

Die Nachrichten aus dem Donbass und Kiew wurden in Deutschland mit äußerster Anspannung verfolgt. Viele hätten damals geglaubt, dass die Ukraine in nur wenigen Tagen kapitulieren würde, was sich jedoch nicht bewahrheitete und bis heute nicht der Fall ist. Die Tapferkeit des ukrainischen Volkes habe alle schnell erstaunt und ist der Grund dafür, dass auch ein Jahr nach Putins Angriff nur seine Träume geplatzt sind und er aus seinen Herrschaftsfantasien erwacht. Die Träume der Ukraine hätten jedoch weiterhin Bestand.

Dennoch brach in dieser Nacht unglaubliches Leid über die Bürgerinnen und Bürger der Ukraine ein. Nie werde man die vielen Opfer vergessen werden und nie werde man den Mut, den die Opfer in ihrem Kampf für die Freiheit ihres Landes, für die Freiheit unseres Kontinentes aufgebracht haben in irgendeiner Form aufwiegen können. Doch könne man dem ukrainischen Volk zur Seite stehen und diejenigen unterstützen, die zu uns gekommen sind und vor den Bomben Russlands flohen und auch in Nußloch Schutz suchen.

Um dies noch deutlicher zu machen, dass wir als Europäer und überzeugte Demokratinnen und Demokraten an der Seite der Menschen in der Ukraine stehen, haben wir uns heute hier versammelt.

Man erkläre sich solidarisch mit dem Volk in der Ukraine, mit den flüchtenden Frauen und Kindern, mit den Soldatinnen und Soldaten und den Bürgerinnen und Bürgern, die mutig für die Freiheit ihres Landes kämpfen. Hunderttausende seien auf der Flucht vor dem Schrecken des Krieges. Ein Teil davon sei auch nach Nußloch gekommen.

Konkret in Zahlen wur-den im vergangenen Jahr in Nußloch 178 ukrainische Kriegsflüchtlinge registriert, ca. 144 davon leben aktuell immer noch hier. Man wolle den geflüchteten Menschen diese Solidarität gerne zeigen. Dazu gehöre selbstverständlich auch, dass man Menschen aus der Ukraine in Nußloch mit offenen Armen empfange. Dort wo die eigenen Kapazitäten und Ressourcen nicht ausreichen, setze man auf das Engagement der Menschen in der Gemeinde. Dazu gehöre auch die Bereitschaft, freien Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Die meisten (rund 133 Personen) ukrainischen Flüchtlinge konnten in privaten Unterkünften untergebracht werden.

Man werde Flüchtlinge auch weiterhin willkommen heißen, direkt nach Nußloch kommende ukrainische Kriegsflüchtlinge (über Bekannte oder Verwandt in Nußloch lebende Familien) würden auch weiterhin aufgenommen, so Förster.

Viele Nuẞlocher beteiligen sich mit Herz und Seele an der Hilfe für die ukrainischen Gäste. Vor allem der Verein Lichtblick stehe dabei den neuen Anwohnern helfend zur Seite. Sie werden mit Essen und Kleider versorgt, das Café Blau-Gelb sei eine tolle Möglichkeit, sich zu treffen und mit Gleichgesinnten auszutauschen.

Aber auch die Patinnen und Paten und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer gäben ihr Bestes, um eine gute Alltagshilfe zu sein. Vor allem aber die Unterstützung seitens des Nußlocher Integrationsmanagers, aber vor allem auch des Gebäudemanagers Stefan Weinzierl, durch den überhaupt so viele private Unterkünfte angemietet werden konnten, war im vergangenen Jahr vielen ukrainischen Mitbürgern eine große Hilfe.

Nach der bewegenden Ansprache von Bürgermeister Förster, ergriffen einige der ukrainischen Gäste das Wort, was von Katja Totodruk übersetzt wurde. Die ukrainischen Kinder hatten ein rührendes Dankesplakat gemalt und gemeinsam von allen anwesenden Gästen wurde ein offensichtlich sehr bekanntes und emotionales ukrainisches Lied gesungen, bevor man bei Kaffee und Kuchen noch das persönliche Gespräch pflegen konnte.

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