Ordensverleihung: Bund Deutscher Karneval ehrte verdiente Karnevalisten auf Festakt
(fwu – 1.11.23) Die fünfte, närrische Jahreszeit kommt schnell näher und wird offiziell mit der Rathausstürmung und symbolischen Machtübernahme durch die Narren am Vormittag des 11.11. um 11.11 Uhr in Nußloch und abends um 19.11 Uhr in St. Ilgen begonnen.
Bereits am vergangenen Sonntag fand jedoch eine vereinsinterne Veranstaltung der nordbadischen Karnevalsvereine in der St. Ilgener Aegidiushalle statt, bei der es um die Verleihung von Orden ging. Jedoch nicht um die karnevalistischen Kampagnen-Orden, sondern um reguläre Verdienst- und Ehrenorden oder Treueabzeichen, die für langjährige ehrenamtliche Tätigkeit im Vorstand oder langjährige Zugehörigkeit zu einem Karnevalsverein verliehen werden.
Die Anforderungen für die Orden sind immer hoch und reichen vom Silbernen Verdienstorden des BDK für eine mindestens 11-jährige ununterbrochene aktive Tätigkeit im Vorstand bis hin zum Goldenen Verdienstorden mit Brillanten für eine 40- jährige ununterbrochene aktive Tätigkeit im Vorstand eines Regionalverbandes. Die Betonung liegt auf aktive, ununterbrochene und ehrenamtliche Tätigkeit! Also um ein wahrlich ehrungswürdiges Engagement. Neben den Orden des Bundes Deutscher Karneval wurden auch die Auszeichnungen der Badisch-Pfälzischer Karnevalsvereine verliehen, die ähnlich hohe Ansprüche stellen.
Der Festakt wurde am Sonntagmorgen pünktlich vom Vorsitzenden des KC Frösche Stefan Riemensperger eröffnet, der sodann das Wort an den Vertreter der Stadt Leimen, Ratsherr und Bürgermeister-Stellvertreter Michael Reinig übergab. Dieser hielt ein sehr passendes und auch die Aktualitäten nicht aussparendes Grußwort, das wir unten wiedergeben dürfen. Die Ehrungen erfolgten sodann unter der Leitung des Präsidenten der Badisch-Pfälzischer Karnevalsvereine Jürgen Lesmeister. Zu jedem Geehrten wurden dabei die Verdienste erläutert, die zu der Ehrung führte. Insgesamt waren 12 Ehrungsrunden erforderlich, um alle Orden und Ehrenzeichen zu verleihen.
Erfreulicherweise waren auch etliche Mitglieder des gastgebenden Diljemer Karnevals-Flaggschiff KC Frösche unter den Geehrten.
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Jessica Stumpf – BDK-Verdienstorden Silber - Celine Seipp – Großer Verdienstorden BPK
- Lisa Marie Werner, Großer Verdienstorden BPK
- Karolin Porsche, Verdienstorden BPK
- Kimberly Bülow, Verdienstorden BPK
- Sabine Müller, Verdienstorden BPK
Begrüßungsrede von Bürgermeister-Stellvertreter Michael Reinig:
Es ist mir eine große Freude, Sie heute hier in St. Ilgen begrüßen zu dürfen. Es erfüllt uns mit Stolz, dass der traditionelle Festakt zur Verleihung der Verdienstorden des Bundes Deutscher Karneval sowie der Verdienstorden Badisch-Pfälzischer Karnevalsvereine in diesem Jahr bei den „Diljemer Fresch“ veranstaltet wird.
Die Frösche vermitteln uns seit nunmehr 50 Jahren viel Freude und Frohsinn. Sie bereichern unser Leben, bewahren das Kulturgut der Fassenacht und pflegen es aktiv und kreativ. Die verschiedenen Garden der Tanzmariechen nötigen auch einem Nichtfassenachter mit ihrem akrobatischen Können den allergrößten Respekt ab.
Ja, die Frösche feiern dieses Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum – und wenn man noch etwas tiefer in die Geschichte hineinschaut, so etwa 5000 Jahre zurück, so finden wir dort ganz Erstaunliches. Etwa im alten Mesopotamien, wo bereits ein Vorläufer des heutigen Karnevals gefeiert wurde. Eine altbabylonische Inschrift aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. gibt Kunde davon. Die Inschrift besagt: „Kein Getreide wird an diesen Tagen gemahlen. Die Sklavin ist der Herrin gleichgestellt und der Sklave an seines Herrn Seite. Der Mächtige und der Niedere sind gleichgeachtet.“ Das Gleichheitsprinzip, das hier praktiziert wird, ist ja bis heute ein charakteristisches Merkmal des Karnevals.
Die alten Römer schließlich feierten vom 17. bis 19. Dezember die Saturnalien zu Ehren ihres Gottes Saturn. Das Fest war verbunden mit einem öffentlichen Gelage, zu dem jedermann eingeladen war. Hinrichtungen wurden wegen der Saturnalien verschoben. Sklaven und Herren tauschten zeitweise die Rollen, feierten und saßen gemeinsam myrtenbekränzt bei Tisch, tranken und aßen, konnten jedes freie Wort wagen und überschütteten sich mit kleinen Rosen.
Aus den Rosen entstand möglicherweise unser heutiges Konfetti. Die Römer veranstalteten auch schon farbenprächtige Umzüge, bei denen ein geschmückter Schiffswagen umhergezogen wurde.
Der Karneval ist also eine uralte Tradition, die die Welt für kurze Zeit auf den Kopf stellt. Aber ich frage mich: Ist es zurzeit nicht vielleicht gerade umgekehrt? Haben wir zurzeit nicht eher den Eindruck, dass die Welt im Normalzustand auf dem Kopf steht? Und dass es jemanden oder etwas braucht, das sie wieder auf die Füße stellt? Im Mittelalter und der frühen Neuzeit war dies die Aufgabe des Hofnarren. Er war es, der dem allmächtigen Fürsten und Herrscher die Leviten lesen durfte – ja musste, denn das war schließlich sein Beruf. Aber er tat dies weder mit der Rute noch mit dem erhobenen Zeigefinger, sondern mit Humor und dem Schalk im Nacken.
Er genoss die sprichwörtliche „Narrenfreiheit“, denn Lachen verbindet und Lachen befreit. Und wer frei ist, der kann auch einmal nach rechts und links schauen. oder nach oben und unten, statt nur immer geradeaus. Das würde ich mir gerne für all die Verrückten wünschen, die heutzutage in der Welt das Sagen haben und nichts Besseres im Sinn haben, als diese Welt in immer neue Konflikte zu stürzen, anstatt endlich einmal die alten und längst überfälligen Probleme zu lösen. Und das wäre mein allergrößter Wunsch, dass diesen Zündlern in der Welt mal einer den Narrenspiegel entgegenhält und sie zum allgemeinen Gespött und Gelächter macht.
Ich für meinen Teil bin jedenfalls froh und dankbar, dass wenigstens wir in einer Gesellschaftsordnung leben, die dies alles nicht nur zulässt, sondern ausdrücklich bejaht: den streitbaren politischen Diskurs genauso wie die Fassenacht mit fröhlich-frechen Allotria. Kehren wir also wieder hierher zurück nach St. Ilgen und zu unserer heutigen Veranstaltung. Diejenigen, die heute hier geehrt werden, haben sich mit ihrem unermüdlichen Einsatz und ihrer Leidenschaft für den Karneval in besonderer Weise verdient gemacht. Sie tragen mit Herzblut und Hingabe dazu bei, dass der Karneval in Nordbaden weiterhin in vollem Glanz erstrahlt.
Möge die Fassenacht auch in Zukunft ein Fest der Freude, der Gemeinschaft und der Kreativität sein. Lassen Sie uns gemeinsam feiern und diejenigen ehren, die diesen wunderbaren Brauch am Leben erhalten.
Mit närrischem Gruß – Michael Reinig, Bürgermeister-Stellvertreter
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