Rekordverdächtig: Kreis ehrt 102 Goldene Sportabzeichen-Erwerber und Prüfer

Fest des Sports 2018

(rnk – 3.6.18) Wo treffen einmal im Jahr Breitensport und Spitzensport in zwangloser Atmosphäre aufeinander? Richtig, beim Fest des Sports im Schlosspark Angelbachtal-Eichtersheim, das in diesem Jahr bereits zum siebten Mal stattgefunden hat (am Freitag, 29. Juni, ab 18 Uhr). Hier zeichnet der Rhein-Neckar-Kreis alle diejenigen aus, die im Vorjahr das Goldene Sportabzeichen mehr als 20 Mal abgelegt haben und ehrt die Sportabzeichenprüferinnen und -prüfer, die als Begleiter und Ratgeber diese sportliche Vielseitigkeitsprüfung erst möglich machen.

Das Sportabzeichen wird als Leistungsabzeichen für überdurchschnittliche und vielseitige körperliche Leistungsfähigkeit vom Deutschen Olympischen Sportbund verliehen und ist die höchste Auszeichnung außerhalb des Wettkampfsports. Für Landrat Stefan Dallinger, das bekannte er im Interview mit Rosa Omeñaca Prado, der sympathischen Moderatorin des Abends und Journalistin bei SWR4 Kurpfalz-Radio, sei es eine „famose Leistung“, die Frauen und Männer Jahr für Jahr erbringen, um in den verschiedensten Disziplinen so erfolgreich zu sein. Zwar trainiere er auch, zuhause, in seinem Kraftraum im Keller, doch die Ausdauer und Zielstrebigkeit dieser Sportlerinnen und Sportler bewundere er wirklich. Und das Ergebnis sehe man ja: „Alle sind fit bis ins höhere Alter und können so sicher noch mehr Menschen motivieren, Sport zu treiben.“


Fotostrecke zum Fest des Sports


Dabei war die Zahl der zu Ehrenden schon rekordverdächtig. Insgesamt 102 Personen, so viele wie noch nie in der Geschichte des Rhein-Neckar-Kreises, wurden von Landrat Dallinger mit diesem besonderen Dankeschön als sportli-che Vorbilder geehrt. Insgesamt 89 Personen, 66 Männer und 23 Frauen, hat-ten das Goldene Sportabzeichen mehr als 20 Mal sowie ein Vielfaches davon erworben, und 10 Männer sowie 3 Frauen sich ebenso oft als Sportabzeichenprüfer zur Verfügung gestellt.

Unter den Sportabzeichen-Erwerbern war der Präsident des Badischen Leichtathletik-Verbandes, Philipp Krämer aus Schönau, der es bereits 35 Mal abgelegt hat. Unglaubliche 60 Mal hat Martin Heiß, der für den TB Neckargemünd startet, die sportliche Herausforderung angenommen. Er erhielt ebenso stehenden Beifall wie Karlheinz Ding aus Edingen-Neckarhausen, der eine Ehrung erhielt, die der Kreis noch niemals vorgenommen hatte – die zur 65. Erringung des Sportabzeichens. Für ebenfalls mehr als beeindruckende 45-jährige Prüfertätigkeit ehrte der Landrat Rolf Weinzierl, ebenfalls aus Edingen-Neckarhausen. Der Landrat dankte allen für das beeindruckende Engagement, das „deutlich macht, welche Bedeutung Sport für das Leben haben kann, denn man bleibt nicht nur fit bis ins hohe Alter, sondern stärkt zudem das Selbstbewusstsein und die Teambildung.“

Dass dieses Dankeschön für den Einsatz im Breitensport wirklich ein Grund ist, im schönen Schlosspark zu feiern, Musik zu hören und Tanzvorführungen zu genießen, hatte Bürgermeister Frank Werner bei seiner Begrüßung hervorgehoben. Gekommen waren nämlich nicht nur die Sportlerinnen und Sportler, sondern auch eine ganze Reihe von Kreisrätinnen und Kreisräte, die Vertreter der drei Sportkreise Heidelberg; Mannheim und Sinsheim sowie, und sie wurden besonders herzlich gegrüßt, Gäste aus den europäischen Partnerregionen und Städten. Gekommen waren u. a. aus Schweden Regierungspräsidentin (Landshövding) Elisabeth Nilsson, aus Frankreich Bernard Kajdan, der Partnerschaftsbeauftragte der Stadt Vichy, und aus Russland Olga Mironova, die den bekannten Knabenchor Dubna leitet.

Mit dabei war Noah Sandritter, Trial-Sportler aus Wiesloch-Schatthausen und Sportstipendiat des Kreises, der, wie bereits Isabelle Sturm, die Hochspringerin und Diskuswerferin aus Plankstadt, in der Partnerregion Östergötland in Schweden weilte, um sich sportlich fortzubilden. Die musikalische Umrahmung hatte zu Beginn der Musikverein Angelbachtal übernommen, während der Ehrungen spielte Bürgermeister Frank Werner mit seiner Gruppe „Skylarks Music“ ein absolut hörenswertes „unplugged“-Konzert.

Richtig sportlich wurde es auch. Mit ihrem bejubeltem Auftritt zeigte die Kunst-turngruppe des TV 1913 Epfenbach, acht Turnerinnen im Alter zwischen elf und knapp über 30 Jahren, betreut von den Trainierinnen Simone Hellmann und Mareike Gerendas, dass sie zu Recht erfolgreich in der Badischen Bezirksklasse turnen. Und mit dem Auftritt von Ehrengast Heinz Fütterer wehte schließlich die Atmosphäre absoluter sportlicher Spitzenklasse durch das Zelt. Die inzwischen 86 Jahre alte Sprintlegende und Sportler des Jahres 1954 hatte mit seinem sehr sympathischen Auftritt gleich die Herzen der Menschen gewonnen.

Humorvoll berichtete er von seinen sportlichen Anfängen als begeisterter Jugendlicher, der 1947/48 seine ersten 100-Meter-Sprints bei den Kreismeisterschaften in Rastatt und bei der Süddeutschen Jugendmeisterschaft barfuß absolviert hatte: „Damals gab es nichts, schon gar keine Spikes.“ Erst später habe er in einer Karlsruher Umtauschzentrale Sportschuhe mit Nägeln – die sogar 1a gepasst hatten – finden können. Allerdings war der Wunsch, diese gegen ein Kleid zu tauschen.

Er hatte keines, allerdings seine „Schwester, ein Geschenk zur Verlobung, das ihr schließlich abhanden kam, doch letztendlich ist die Geschichte für mich nicht allzu böse ausgegangen“, schmunzelte Fütterer. Der Weg zum Weltrekordler 1954 war geebnet. Im Stadion von Yokohama hatte er, sieben Wochen nach dem Gewinn der ersten Fußballweltmeisterschaft durch Deutschland, beim letzten Sportfest des Jahres mit 10,2 Sekunden über 100 Meter den Weltrekord von Jesse Owens eingestellt. Seinen Ehrennamen „Der weiße Blitz“ hatte er allerdings nicht seiner Hautfarbe sondern einem weißen Trikot zu verdanken, mit dem er später ein Hallenrennen in Paris gewann und über das die Sportzeitung „L‘Equipe“ schrieb, er sei beim Lauf über 60 Meter „durch die Halle gezuckt wie ein weißer Blitz“. Heute treibt Fütterer, der im Landkreis Rastatt wohnt, noch regelmäßig Sport im Fitnessstudio, und fit hält er sich auch mit Golf. „Sport ist unglaublich wichtig für die Lebensqualität, egal wie alt man ist, denn beim Sport geht es um die Bewegung, nicht um die Meisterschaft oder Anerkennung“, so sein Resümee.

 

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