Schlossbergschule Gauangelloch: Von Test-Uhren und Schnodder-Stäben
(von C. Kruse – 23.4.21) In der Schlossbergschule in Gauangelloch stehen montags und mittwochs in der ersten Stunde ungewöhnliche Dinge auf dem Lehrerpult. Ungewöhnlich? Noch. Aber während dieser Corona Pandemie werden auch solche Unterrichtsmaterialien immer gewöhnlicher und gehören zum Alltag unserer Kinder.
Die Klassenlehrerin der 2. Klasse, Frau Wirsching, fordert die Aufmerksamkeit der Kinder: „Ohren auf. Antennen an“. Hochkonzentriert hören alle Kinder zu, was Frau Wirsching erklärt. 11 Kinder sind in dieser Gruppe. Alle Klassen der Schlossbergschule wurden durch 2 geteilt, damit Abstände eingehalten werden können.
Jedes Kind bekommt ein verpacktes Stäbchen mit dem Watte-Ende zur Tafel ausgerichtet vor sich auf den frisch desinfizierten Tisch gelegt. Daneben legt Frau Wirsching die „Test-Uhr“. So hat sie die den Antigen-Selbsttest einfachheitshalber benannt. Damit die Tests auch den Kindern zugeordnet werden können, versieht sie jede „Uhr“ mit der individuellen Nummer der Klassenliste für jedes Kind. Auch für die Lehrerinnen ist das alles neu und die eigene Unsicherheit muss erstmal überwunden werden. Frau Wirsching hat sich dazu einen genauen Ablaufplan gemacht. Das gibt Sicherheit, nichts zu vergessen und alles in der richtigen Reihenfolge anzuwenden.
Und dann geht es los. Stäbchen auspacken, nicht am oberen Ende anfassen und das lange Ding dann irgendwie in die Nase. Aber halt, da ist ja noch die Maske im Weg. Die darf jetzt kurz runter.
„Ihhhh, das kitzelt ja total,“ erzählen die 2. Klässler einander. Es gibt zaghaftes und zögerliches Popeln, aber auch ein vehementes „Rühren“ in der Nase. Jedes Kind nach seiner Art. Aber alle machen es richtig gut und sind sehr geduldig in der Prozedur. In der
Zwischenzeit verteilt Frau Wirsching die „Tube“ mit der Flüssigkeit und fordert die Kids auf, die Masken wieder aufzusetzen, denn die Kids dürfen jetzt die Stäbchen aus der Nase in den Plastikzylinder stecken. Am unteren Ende wird dann etwas geknetet und der „Schmodder“, wie sie es kichernd nennen, verrührt. Endlich darf man mal über Sekrete reden, wie man will.
Frau Wirsching verteilt Plastik-Käppchen zum Verschließen und entsorgt die Stäbchen zeitgleich von den Tischen. Noch ein bisschen geschüttelt und dann dürfen 3 Tropfen auf die „Test-Uhr“. Jetzt wird es spannend. Die Flüssigkeit macht sich auf den Weg den Test hinauf. Einen kurzen Moment lässt Frau Wirsching die Kinder dabei zusehen, dann dürfen sie raus zum Spielen. Eine kluge Lösung. Sollte eines der Kinder positiv getestet werden, würde es vom Spielen abgeholt und in die Hände der Schulsozialarbeiterin gegeben werden. Ohne viel Aufsehen.
Für die meisten Kinder ist die Angst am schlimmsten, einen positiven Test zu haben. Sie befürchten Spott und Ausgrenzung der Mitschüler. Diese Angst können und sollten Eltern den Kindern zu Hause nehmen. Was passieren wird, wenn ein Test positiv ist, darauf können Kids vorbereitet werden. Die Kinder dürfen von ihren Mitschülern Trost und Verständnis erwarten. Das zu vermitteln, ist die Aufgabe von jedem Elternhaus. Jedes Kind könnte betroffen sein. Von beiden Szenarien. Die Schlossbergschule will mit einem kleinen Geschenk Trost spenden. Bisher war dies noch nicht nötig.
Wenn die Kinder zurück in die Klasse kommen, ist alles vorbei. Die Tests sind im Müll, der Schul-Alltag kann endlich beginnen. Und bald wird es Routine sein. Für die Kinder, aber auch für die Lehrerinnen.
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