Schüler-Echo auf Martin Kohlers Abschied: Kady Manneh

(28.7.22)  Enttäuschung, Unverständnis und Trauer. Diese unterschiedlichen negativen Emotionen sind nur ein Teil dessen, was viele Menschen verspürt haben, als öffentlich wurde: Martin Kohler muss die Otto-Graf Realschule in Leimen verlassen.

Das Herzstück der Schule geht und mit ihm alles, was diese Schule so einzigartig und wertvoll gemacht hat. Denn jede Person weiß: Ein Leben ohne Herz ist nicht möglich. Ohne ein funktionierendes Herz erleidet der Körper kontinuierlich immer radikalere Schäden, bis der Tiefpunkt erreicht wird.

Und nun verliert die Otto-Graf-Realschule mit Martin Kohler ihr wichtigstes „Organ“ und man stellt sich die Frage: Warum es für den diesjährigen deutschen Lehrkräftepreisträger und goldenen Bürgermedaillenträger Leimens keinen Platz an dieser Schule mehr gibt?

Im Jahre 2015 kam Kohler auf die Realschule Leimens und begeisterte die Schüler*innen direkt mit seinem offenen, liebvollen und einzigarti gen Charakter. Doch was ihn vor allem so besonders machte und immer noch macht, war der Umgang mit den Menschen und wie er diesen begegneten. Gespräche mit ihm fanden auf Augenhöhe statt und autoritäre Hierarchien wurden mit ihm durchbrochen. Für viele war Martin Kohler kein „gewöhnlicher“ Lehrer. Denn neben seiner großen Fähigkeit Schüler*innen zum Lernen zu motivieren, besaß er ebenso die so wichtige soziale und emphatische Komponente im Umgang mit jungen Menschen.

Leider gehörte er damit zu den aller wenigsten Lehrer*innen an der Schule, die diese essenzielle Fähigkeit besaß. Dies war auch der Grund, warum sich fast alle, inklusive mir, an ihn wendeten. Egal ob schulische oder private Anliegen: Martin Kohler hatte nicht nur immer ein offenes Ohr für die Schüler*innen, sondern war auch gewillt ihnen zu helfen. Desto bitterer
und enttäuschender ist es, dass er geht.

Die Schüler*innen verlieren ihre Ansprech-/ und Vertrauensperson und vor allem verlieren sie einen guten Freund. Einen Freund, der immer für einen da war und gekämpft hat. Durch Martin Kohler wusste man, dass man nie alleine war und durch ihn lernte man: In sich zu vertrauen, nie aufzugeben und zu kämpfen.

Ich erinnere mich noch sehr gut, wie meine ehemalige Klasse von vielen Lehrer*innen der Schule als „schlimmste Klasse der Schule“ bezeichnet wurde und wie diese uns sagten, dass die Hälfte unserer Klasse „zu unfähig“ sei, den Realschulabschluss zu machen, geschweige denn diesen schaffen werden.

Doch Kohler ließ sich von solchen Sprüchen nicht irritieren und bestand trotz dessen darauf, unser Klassenlehrer zu werden. Das Ende der Geschichte? Er brachte uns alle erfolgreich durch den Abschluss. So erfolgreich, dass wir sogar in unserem Abschlussjahr den besten Klassendurchschnitt der Stufe erreichten. Allein dies zeigt, wie wichtig es ist, Schüler*innen zu unterstützten und für sie da zu sein.

Man muss sie motivieren und ihnen Vertrauen schenken, damit sie ihre Komfortzone verlassen, um sich zu entwickeln. Um besser zu werden. Diesen Ansatz verstanden und lebten trotzdem neben Martin Kohler nur noch Andrea Wilde und Selah Cetin aus und versuchten diese Motivation an andere weiterzugeben.

Der Abgang Martin Kohlers ist schmerzhaft und unverständlich. Für ganz Leimen, für die Schule und besonders für die Schüler*innen. Sie sind die größten Verlierer*innen und wie sehr der Verlust des bestens Lehrers der Schule und Deutschlands schmerzt, zeigen auch die Worte Bakary Mannehs, welcher als stellvertretender Schülersprecher und Mitglied der SMV, die Gefühlslage der Schüler*innen der Schule widerspiegelt.

„Ich finde es sehr schade und enttäuschend, dass so ein Lehrer, welcher für viele Schüler eine Inspiration ist, uns verlassen muss. Doch noch schlimmer finde ich es, auf welcher Art und Weise er seinen Platz an der Schule räumen muss“ sagt Manneh. Dabei wird deutlich, dass der Umgang mit Kohler, seitens der Schulleitung, nicht in Ordnung ist und er erwartet hätte, dass „man mit ihm respektvoller“ umginge. Die Schüler*innen der Otto-Graf-Realschule waren sich einig:

Martin Kohler verdient einen respektvollen und gebührenden Abschied. Somit starteten Schüler*innen aus verschiedenen Klassen eine coole und rührende Leintuchaktion mit der Aufschrift „Lieber Herr Kohler, schade, dass Sie gehen müssen. Wir werden Sie vermissen!“

Dabei ist die Aufschrift umzingelt von vielen verschiedenen und bunten Namensaufschriften von derzeitigen Schüler*innen und von ehemaligen wie Sarujan Sivakumar, Ioanna Spyrolari, Melanie Valjavin oder Daniel Eggers. Diese Aktion steht symbolisch dafür, welch einen hohen Stellenwert Martin Kohler bei den Schüler*innen der Otto-Graf-Realschule hat und immer haben wird.

Zwar können sie am wenigsten etwas für seinen Abgang, sind sie jedoch die einzigen an der Schule, die sich gebührend von ihm verabschieden, so wie Bakary Manneh mit den Worten „Mit unserer Aktion wollen wir Martin Kohler so verabschieden und würdigen, wie er es verdient hat“ noch einmal verdeutlicht.

Noch bitterer als sein Abgang ist die Art und Weise wie er gehen muss. Solches Verhalten verdient keine Person. Schon gar nicht jemand, der sein ganzes Herzblut in die Schule investiert hat, um Großes zu erreichen: Schüler*innen den Spaß an Schule und am Lernen zu geben. Veränderungen können gut sein, mit einigen schießt man sich aber selber ins Bein.

Doch das Wichtigste ist: Wir wünschen Martin Kohler nur das Beste. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass er eine große Bereicherung für jede andere Schule sein wird. Wir hoffen sehr, dass er eine findet, die ihn genauso wertschätzt und respektiert, wie er es verdient hat.

Klar ist auf jeden Fall: Die Otto-Graf-Realschule wird ohne Martin Kohler nicht mehr dieselbe so erfolgreiche und inspirierende Schule sein, wie sie es in den letzten Jahren war.  Denn auch ein neues Herz kann das alte Herzstück nicht vollkommen ersetzten. Vor allem nicht, wenn das Herzstück zuvor Großes geleistet hat.

Kady Manneh

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