Schwarze Ritter im Walddienst – Hirschkäfer erobern den Hardtwald

Männlicher Hirschkäfer mit prächtigem „Geweih“, entdeckt in einem Gartenkorb nahe des Hardtwaldes (Foto: C. Kienle)
(geg – 9.6.25) Man kennt sie eigentlich nur aus Naturkundebüchern o der als geschnitztes Zierwerk im Försterhaus: die sagenumwobenen Hirschkäfer, lateinisch Lucanus cervus. Doch wer dieser Tage im Hardtwald unterwegs ist, der hat gute Chancen, einem dieser urzeitlich anmutenden Brummer leibhaftig zu begegnen – wie der männliche Käfer im ersten Bild, entdeckt in einem mit Laub gefüllten Gartenkorb, oder seine stattliche Partnerin, die am Radweg in Walldorf gemächlich ihre Runden drehte.
Ein bisschen wirken sie wie Mini-Nashörner auf sechs Beinen: Die Männchen mit ihrem eindrucksvollen Geweih, das sie nicht zum Prunken, sondern zum Raufen unter Rivalen einsetzen. Die Weibchen – dezenter, aber mit rund sechs Zentimetern Körperlänge dennoch imposant – erkennt man auf den ersten Blick an ihrem bulligen Körperbau und den glänzend schwarzbraunen Flügeldecken. Wer ein solches Pärchen erspäht, darf sich glücklich schätzen – denn Hirschkäfer stehen auf der Roten Liste der bedrohten Arten.
Der Hirschkäfer braucht ein Zuhause
Das Leben der Hirschkäfer beginnt im Verborgenen. Ihre Larven – gut getarnte Meister des Totholzabbaus – verbringen bis zu acht Jahre damit, morsches Holz zu zerkauen. Besonders beliebt: alte, abgestorbene Eichen. Und genau da wird’s kritisch. Denn obwohl im Hardtwald vor allem Robinien, Buchen und Kiefern stehen, sind Eichen rar gesät. Die wenigen, die es gibt, werden zur Lebensader der Hirschkäferpopulation – lebend wie tot. Denn auch abgestorbene Bäume sind für sie kostbar wie Gold.
Wer Hirschkäfer schützen will, pflanzt Eichen. Und lässt gefällte oder gestürzte Exemplare einfach mal liegen. Besonders wichtig: der Baumsaft, der an Verletzungen aus Rissen oder Sturmschäden austritt. Ohne ihn, genauer: ohne die darin enthaltenen Pilze, reifen die Keimzellen von Männchen und Weibchen nicht aus. Ein verletzter Baum kann so zur Kinderstube für die nächste Generation werden.
Mähroboter? Bitte einmal Käferkontrolle!
Ein Appell an alle Gartenbesitzer rund um den Hardtwald: Bevor der Rasenmäher oder Mähroboter losrattert – bitte einmal Käfercheck! Gerade im Juni sind die Tiere auf Brautschau unterwegs und landen gerne mal in hohem Gras oder Laubhaufen. Wer einen Hirschkäfer findet, darf ihn gerne vorsichtig aufsammeln (eine alte Brotdose mit Luftlöchern tut’s wunderbar) und in die Nähe einer Eiche im Wald bringen.
Denn was da so tapsig und gemächlich durch unsere Gärten wandert, ist nicht nur ein Käfer, sondern ein kleines Wunderwerk der Naturgeschichte – und ein gewichtiger Helfer im Kreislauf des Waldes.
Besuchen Sie auch die Homepage des BUND Sandhausen-Walldorf – dort finden Sie weitere Tipps zum Hirschkäferschutz!
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