„Mit Forstamt durchs Jahr“: Warum ein „Gemischtwarenladen“ an Holzstämmen?

(Fotos: Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis) Messkluppe zur Durchmesserermittlung.

(rnk – 26.3.24) Im Winter ist im Wald Hochkonjunktur. Das bedeutet für Forstunternehmen, Försterinnen und Förster sowie die Mitarbeitenden des Kreisforstamtes viel Arbeit. Gute Kommunikation und eine verlässliche Abstimmung sind Grundvoraussetzung dafür, dass das in den Wäldern über den Winter eingeschlagene Holz schonend und rechtzeitig an die Waldwege gelangt und bestmöglich verkauft werden kann.

Was die Holzvermarktung angeht, hat Julian Meyer, Leiter der Holzverkaufsstelle des Kreisforstamtes, ein klares Ziel: „Der Rohstoff Holz soll immer möglichst langlebig und sinnvoll verwendet werden. Unser Augenmerk liegt auf der bestmöglichen Nutzung der nachwachsenden Ressourcen.“

Gar keine leichte Aufgabe, denn geschlagenes Holz ist eine verderbliche Ware, die nicht unbegrenzt lange und bei jeder Witterung im Wald gelagert werden kann, bis ein passender Interessent anklopft. Die Holzvermarktung des Kreisforstamtes basiert aus diesem Grund auf verlässlichen und langfristigen Kontakten mit Sägewerken und holzverarbeitenden Betrieben, die aus der Region oder zumindest aus ihrem Umfeld kommen.

Schon bevor ein Baum gefällt wird, steht in der Regel fest, an welchen Kundenkreis das anfallende Holz später gehen soll. Um so weit im Voraus planen zu können, brauchen Försterinnen und Förster ein gutes Auge. Wie viel Holz wird an einer Stelle von welcher Baumart anfallen? Wird man die Stämme zu Brettern sägen können oder sind sie dafür zu krumm oder zu dünn? Wie fällt die Holzqualität aus, sind unter den zum Einschlag markierten Bäumen vielleicht solche mit besonders schönem Holz für feine Furniere, Weinfässer oder ähnliches? Diese Fragen müssen alle geklärt sein, bevor die Säge zum Einsatz kommt.

Stämme werden vermessen, markiert und sortiert gelagert

Eichenstammholz sortiert, vermessen, beschriftet und mit Nummernplättchen (orange) versehen.

Viele Wälder im Rhein-Neckar-Kreis sind baumartenreiche Mischwälder. Das bringt Stabilität im Hinblick auf klimatische Veränderungen und führt dazu, dass bei einer Holzernte in einem solchen Bestand ein regelrechter „Gemischtwarenladen“ an verschiedenen Holzstämmen anfällt. Für jede Baumart gibt es eigene Käufer, die sich speziell beispielsweise auf die Eiche eingerichtet haben.

Stellt ein Unternehmen zum Beispiel Eichendielen her, kauft es aber nur die schöneren Eichenstämme. Für das Holz aus der Krone muss wiederum ein anderer Interessent gefunden werden. So kann es sein, dass manchmal fünf oder sechs verschiedene holzverarbeitende Betriebe das Holz aus einem einzigen Waldbereich unter sich aufteilen.

Um da im Wald nicht den Überblick zu verlieren, werden die Stämme genau vermessen, markiert und sortiert gelagert. Die Speicherung und Übertragung der Holzdaten erfolgt per Tablet und GPS.

Wie kann es da sein, dass trotz aller Sorgfalt immer wieder Holzpolter scheinbar unbeachtet im Wald liegen und nicht abgefahren werden? „Das ist tatsächlich ärgerlich und liegt leider an einzelnen Holzkäufern“, erklärt Julian Meyer. „Es sind zum Glück Ausnahmen, aber es kommt vor, dass ein Holzpolter verkauft und bezahlt wurde, und dann einfach nicht abgeholt wird. Wir können dann leider nur an die Abfuhr erinnern und an die Unternehmen appellieren. Aber ihnen gehört das Holz bereits, und wir können es dann nicht einfach an jemand anderen verkaufen.“

„Industrieholz“ als eigene Kategorie

Ist ein Stamm wegen seiner Krümmung oder aufgrund von Pilz- oder Insektenbefall nicht mehr am Stück zu verwerten, erfolgt eine Kategorisierung als sogenanntes „Industrieholz“. Es fließt dann in die Zellstoff- oder Spanplattenindustrie und wird dort in zerkleinerter Form verwertet. Teile des nicht sägefähigen Holzes werden an die lokale Bevölkerung verkauft, um den Brennholzbedarf zu decken.

Besonders hochwertiges Holz wird teilweise nicht im Wald verkauft, sondern auf einer „Submission“ versteigert. In der Region gibt es insgesamt zwei Submissionsplätze – einer in Eberbach und einer in Sinsheim. In Eberbach werden jährlich Nadelhölzer zum Kauf angeboten, in Sinsheim Laubhölzer. Die Kunden schauen sich die hochwertigen Stämme vor Ort an und geben schriftlich ein genau kalkuliertes Gebot im Kreisforstamt ab. Der Meistbietende erhält dann den Zuschlag auf einen Stamm.


 

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