Tatort Internet: „Romance-Scamming“
(pol 29.1.14) Die Betrugsform Romance-Scamming schädigt Opfer finanziell und emotional – Aktuelle Fälle zeigen, dass Täter auch vor erpresserischem Menschenraub nicht zurückschrecken.
Beim so genannten Romance-Scamming suchen Betrügerinnen und Betrüger über das Internet gleichermaßen Kontakt zu Frauen und Männern und täuschen ihnen eine Liebesbeziehung vor. In Wahrheit erschleichen sie sich nur das Ver-trauen ihrer Opfer, um sie am Ende zu Geldzahlungen zu bewegen. In Einzelfällen ist es im vergangenen Jahr auch zu Erpressungsdelikten gekommen, als die Opfer nach Afrika eingeladen wurden, um z. B. ihre Internetfreundin in deren Heimat zu besuchen. Die Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes warnt davor, Personen Geld zu überweisen, die man nur im Internet und nie persönlich kennengelernt hat. Auch von Reisen in unsichere Länder, um die vermeintliche Internetliebe zu treffen, wird abgeraten.
Zu schön, um wahr zu sein: Ein Romance-Scam beginnt in der Regel harmlos und endet fast immer in einer persönlichen Tragödie. Über eine Mail oder eine Kontaktanfrage in einem Sozialen Netzwerk stellen die Betrüger den ersten Kontakt zu ihrem Opfer her. Über viele Wochen und teils Monate erlangen sie das Vertrauen ihrer Internetbekanntschaft und täuschen sie mit Liebesschwüren darüber hinweg, dass sie nur eines wollen – ihr Geld. Und viele Opfer zahlen, denn sie schöpfen in der Regel kaum Verdacht. Die Betrüger schaffen es, sich in ihrem Leben unverzichtbar zu machen – ohne ein einziges persönliches Treffen. Ihre Lebensläufe und beruflichen Werdegänge sind erfunden, ihre angeblichen Fotos sind gestohlen. Oft geben sie vor, aus beruflichen Gründen nach Afrika reisen zu müssen und dort beginnen die Schwierigkeiten: Sie berichten ihrem „Partner“ über gestohlene oder konfiszierte Pässe, Überfälle oder einen Krankenhaus-aufenthalt nach einem Autounfall. Wegen solcher angeblichen Notsituationen bitten sie ihre Opfer in Deutschland um Unterstützung, sie sollen per Bargeldtransfer Geld übersenden, um ihrem „Liebsten“ zu helfen. Die Täterbanden haben es dabei altersunabhängig insbesondere auf allein lebende Männer und Frauen abgesehen, die finanziell abgesichert sind.
Im vergangenen Jahr wurde vereinzelt eine besonders gravierende Variante des Ro-mance-Scamming registriert. Dabei haben Männer in Deutschland über das Internet eine angebliche Liebesbeziehung mit einer senegalesischen Frau geführt und wurden dazu eingeladen, die Frau in ihrer afrikanischen Heimat zu besuchen. Vor Ort trafen dieMänner ihre vermeintliche Liebschaft tatsächlich, wurden dann aber in eine verfängliche Situation gebracht. Ein angeblicher Ehemann und weitere Personen beschuldigten das angereiste Opfer des Ehebruchs, schlugen es und forderten eine Geldzahlung zur Wie-dergutmachung. Erst nach Zahlung von bis zu 5-stelligen Summen von Angehörigen in Deutschland wurden die Geschädigten wieder freigelassen.
„Die aktuellen Entwicklungen beim Romance-Scamming zeigen, dass die Bevölkerung noch mehr als bisher über diese Betrugsform informiert werden muss“, sagt Gerhard Klotter, Vorsitzender der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes. „Grundsätzlich sollte man Personen, die man nicht auch aus dem realen Leben kennt, kein Geld überweisen oder auf sonstige finanzielle Forderungen eingehen. Wir empfeh-len auch, sofort den Kontakt abzubrechen und alle möglichen Beweise für einen Betrug wie E-Mails zu sichern. Wenn der Verdacht auf eine Straftat im Raum steht, ist der Gang zur Polizei unverzichtbar“, erklärt Klotter das Handeln im Falle eines Romance- Scams. „Wir verstehen, dass sich viele Menschen davor scheuen, sich in einer solch sensiblen Angelegenheit der Polizei anzuvertrauen, aber nur so können wir Täter und Täterinnen konsequent verfolgen. Die jüngsten Fälle zeigen auch, dass Reisewarnungen immer ernst genommen werden sollten“, verdeutlicht Klotter.
Anzeichen für Romance-Scamming können sein:
– Über Netzwerke oder Dating-Seiten kommen Betrüger an Mailadressen. Eine knappe Mail in englischer Sprache mit einer Einladung zum Chat dient als Lockmittel.
– Die Betrüger kommunizieren meistens in gutem Englisch. Allerdings gibt es auch viele, die perfekt Deutsch sprechen.
– Meist werden den Opfern Bilder ihrer Internetbekanntschaften in schlechter Qualität gezeigt, da sie illegal erlangt wurden. Ausnahme: Frauen locken ihre Opfer bevorzugt mit schönen Fotos, auf denen sie oft leicht bekleidet zu sehen sind.
– Scammer überhäufen ihre Opfer schon nach den ersten Kontakten mit Liebesschwüren. Seriös wirkende Mails sollen das Interesse wecken. Oft wollen die Scammer alles über ihr Opfer wissen:Hobbys, ehemalige Partner, Kinder, Freunde, auch der Glaube an Gott spielen eine Rolle.
– Die Täter sprechen oft von Geschäftsreisen oder familiären Schwierigkeiten und einer Verbindung nach Westafrika wie Nigeria, Ghana oder Senegal, aber auch nach Russland und Südostasien. Frauen geben häufig vor, in osteuropäischen, südostasiatischen oder südamerikanischen Ländern zu leben.
– Betrüger bitten ihr Opfer um Geld. Weigert es sich zu zahlen, finden Betrüger andere Wege der Bereicherung. Beispielsweise gefälschte Schecks, die in Deutschland eingezahlt werden sollen oder auch der Wunsch nach einem Visum für Deutschland.
Weitere Informationen für Betroffene gibt es unter: http://www.polizei-beratung.de/themen-und-tipps/betrug/scamming/rat-und-hilfe.html
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