„Troubadours“ Konzert mit vielfältigem Programm und überwältigendem Erfolg!
(fwu) Das Benefizkonzert der drei Troubadoure Achim Klotz (Vocal), Michael Reinig (Dudelsack) und Rudi Sailer (Akkordeon) zugunsten der Restauration des Zietscher Ladens in der Alten Fabrik in St. Ilgen vom vergangenen Wochenende war wirklich spektakulär! Zum Einen wurde das Konzert ausgesprochen gut besucht, der Saal war nahezu vollständig belegt. Zum Anderen war das Publikum wirklich begeistert und spendete stürmischen Beifall bei jedem Lied. Und beides hat einen guten Grund!
Die Troubadoure liefen zu Höchstform auf und präsentierten ein überaus vielfältiges Programm, einen Parforceritt durch Länder, Kulturen und Zeiten! Das seit 2008 unter diesem Namen auftretende Trio hat inzwischen eine Klasse erreicht, die weithin ihres Gleichen sucht, wie das nachfolgend beschriebene Programm des Abends beweist. Achim Klotz macht dabei nicht nur als Sänger, sondern auch als Conférencier eine gute Figur und wußte das Publikum mit Hintergrundinformationen zu den dargebrachten Liedern und humoristischen Erläuterungen bestens zu unterhalten.
Das gesamte Konzert traf eindeutig den Geschmack des Publikums, das seine Begeisterung durch starken Applaus kundtat und endete mit dem Trinklied „Tourdion“. Doch der Schlußapplaus wollte nicht enden, so daß es eine Zugabe gab.
Das Lied, mit dem bei den Troubadouren alles begann: „Chevalier de la table ronde“, die Ritter der Tafelrunde. Doch wieder tobte die Menge und wollte die Troubadoure einfach nicht von der Bühne lassen.
Eine zweite Zugabe wurde Pflicht! Die „Chasse à la becasse“ und die Schnepfenjagd. Achim Klotz verkörperte und sang die Rolle des Verliebten und auch die Rolle der Sylvie, die den vermeintlichen Verführer gnadenlos abblitzen lässt. Der Humor kam bei dieser Doppelrolle natürlich nicht zu kurz und jetzt wollte das Publikum die Troubadoure erst recht noch nicht gehen lassen.
Also verabschiedeten sich die Troubadoure zum dritten und letzten Mal mit dem weltberühmten Chanson „La vie en rose“ von Edith Piaf. Noch eine Zu-Zu-Zu-Zugabe war dann allerdings nicht mehr drin! Ein begeisterndes Konzert ging zu Ende. (Ein Troubadour-Video finden Sie <hier>)
Hier der Ablauf des Abends en détail:
Zum „Warmwerden“ ging es instrumental mit einem Volkstanz los, der gerne in der Bretagne (Kleinbritannien) getanzt wird: Scottish Père Rouxel.
Weiter ging es auf höchstem Niveau – von einer Region direkt nach „Europa“! Eines der berühmtesten Gedichte von Friedrich Schiller, vertont und berühmt durch Beethoven, im 4. Satz der 9. Sinfonie. Es handelt von der Idee der Gesellschaft gleichberechtigter Menschen, die durch das Band der Freude und der Freundschaft verbunden sind. „Freude schöner Götterfunken“ – Die Europa-Hymne!
Es blieb bei Beethoven und dem Liedchvom Marmottenbuben. Das Lied handelt von den Flüchtlingskindern der armen Bergbauern aus Savoyen, die jedes mal, wenn der Hunger in den Alpenländern groß wurde, aus der Schweiz nach Deutschland als bettelnde Strassenmusikanten zogen. Oft hatten sie dressierte Murmeltiere aus ihrer Heimat dabei, die Kunststückchen machten. Das Leben der Wanderkinder war hart. Sie lebten auf der Straße, und um überleben zu können, schlossen sie sich oft zu Banden zusammen oder zogen mit Bettlern und Zigeunern herum. Überall, wo sie hinkamen wurden sie verjagt, denn niemand wollte sie haben. Sie waren gezwungen, immer weiter zu ziehen. Manche wanderten bis nach Schweden. Das Murmeltier heißt auf Französisch „La Marmotte“ und so hieß auch das nächste Lied. Im Anschluß daran wurde der viel gerühmten Bärentanz dargebracht.
Weiter ging es in ein Land in dem die Menschen den Gesang ebenso sehr lieben, wie die Frauen und den Wein, nach Italien und zum Chianti-Lied. Und da das Lied von Liebe handelt, ging es mit Liebe und Herz und Schmerz weiter.Allerdings direkt hier vor Ort! Jeder hat sein Herz bestimmt schon einmal verloren. Manche in Rom, manche in Paris, manche aber auch in unserem schönen Heidelberg. Es erklang die inoffizielle Heidelberg-Hymne: „Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren!“ aus dem Jahre 1925.
- Ich hab‘ mein Herz in Heidelberg verloren,
- In einer lauen Sommernacht.
- Ich war verliebt bis über beide Ohren
- Und wie ein Röslein hat ihr Mund gelacht.
- Und als wir Abschied nahmen vor den Toren
- Beim letzten Kuß, da hab ich’s klar erkannt:
- Daß ich mein Herz in Heidelberg verloren.
- Mein Herz, es schlägt am Neckarstrand.
Aus den 20.ger Jahren ging es dann in´s Mittelalter und zu Carl Orff (1895-1982) mit seiner Carmina Burana. Carmina Burana heißt zu deutsch Lieder aus Benediktbeuern. Es ist der Name einer Sammlung von 254 mittellateinischen, seltener mittelhochdeutschen, altfranzösischen oder provenzalischen Lied- und Dramentexten zumeist anonymer Dichter, die im 11. und 12. Jahrhundert verfasst wurden; einige auch erst im 13. Jahrhundert. Der Text unseres Liedes ist lateinisch. „Totus floreo“ handelt von der keuschen Liebe eines jungen Mannes, heute würden wir sagen im Teenageralter, dessen Herz von Liebe zu einem hübschen Mädchen entbrannt ist. Für ihn ist sie die Rose aller Rosen. Doch er ist einfach zu schüchtern, diese Rose zu pflücken – sprich, ihr seine Liebe zu gestehn. Vielleicht aus Angst von ihr zurückgewiesen zu werden. Das ist sein Schmerz, der im tief im Herzen sitzt. So tief, dass er das süße Flöten der Nachtigall nicht ertragen kann. Die Melancholie hat ihn übermannt, während er die anderen Jungen und Mädchen auffordert fröhlich zu sein. Er muß sich Luft machen und besingt seinen Schmerz, mit der Hoffnung, dass seine Angebetete ihn erhört und zu ihm kommt.
Das nächste Lied war „Wie schön blüht uns der Maien“ und ist eine Courante. Ein mäßig schneller Gesellschaftstanz, der im 16. Jahrhundert in Frankreich aufkam. Die Melodie stammt aus dem Lautenbuch des frühen 17. Jahrhunderts, der Text aus dem sogenannten Heidelberger Liederblatt.
Dann wurde „Sylvie“ besungen. So heißt jene, die Ihren Liebsten verlassen hat und mit einem anderen durchgebrannt ist. Vergeblich wartet der arme verlassene Tropf auf die Rücker von Sylvie. „Plaisir d’amour“, geschrieben von dem deutsch-französischen Komponist Jean Paul Egide Martini, welcher 1741 in Freystadt (Bayern) geboren wurde und 1816 in Paris starb.
Nach Sylvie wurde der Bettelmann hinterm Städtele besungen mit „Wiedele Wedele“, sodann der Bauer, der zwar ein schönes Weib geheiratet hat, aber allzuoft seine Zeit mit Heu machen verbrachte: „Es hatt’ ein Bauer ein schönes Weib“.
Als letztes Lied vor der Pause folgte die Sternpolka, bei der das Publikum richtig mitmachen konnte und sich auf die Schenkel klopfte. In der Pause gab es die Gelegenheit ein Glas Sekt zu trinken und über das bisherige Programm zu sprechen und sich auf den zweiten Teil zu freuen deer mit „Branle à sept“ begann. Branles sind Reigentänze aus dem 16. Jahrhundert, deren anführende Person eine hervorgehobene Rolle hat wie zum Beispiel Geistliche oder Staatspersonen.
Anschließend ging es auf die linke Seite des alten Vater Rheins. Ins nahegelegene Elsass. Die Elsässer, einmal französisch, einmal deutsch, dann wieder französisch. Sie saßen in früheren Jahrhunderten immer sozusagen zwischen den Stühlen. Heute sind sie stolz darauf Franzosen zu sein. Doch stellen sie sich vor, sie werden als Franzose geboren, heiraten deutsch und sterben als Franzose ohne jemals den Ort an dem sie wohnen verlassen zu haben. Dieser Zustand beschreibt die Zwischenposition der Elsässer. Am Rhein gelegen hatten Sie alles was sie brauchten und trotzdem befanden Sie sich Jahrhunderte in einem Zwiespalt, wie dieses Lied beschreibt. Was das Schnokeloch anbetrifft, so streiten sich noch heute die Gelehrten, ob es ein Wirtshaus war oder ob es sich auf die häufigen Sumpflöcher der Altrheinarme handelt. Das Schnookeloch und die Hymne der ebensolchen Studentkneipe in Heidelberg, in dem das Lied noch regelmäßig mit Klavierbegleitung von Studenten und Touristen gesungen wird : „De Hans im Schnokeloch“
Die Troubadoure blieben sodann musikalisch in Frankreich und besangen die Brücke von St. Bénézet. „Sur le pont d‘ Avignon„. Ursprünglich stammt das Lied von dem Komponisten Pierre Certon, der das Lied unter dem Titel „Sous le Pont d’Avignon“ im 16. Jahrhundert veröffentlichte. Die heute bekannte Version entstand Mitte des 19. Jahrhunderts für eine Oper von Adam Adolphe mit dem Titel „Sur le Pont d’Avignon“. Seitdem trägt auch das Lied diesen Titel. Wahrscheinlich hat auf der Brücke nie jemand getanzt, lediglich vielleicht unter der Brücke (daher früher „sous“). Auf der Insel Île de la Barthelasse, welche mitten in der Rhône liegt und früher von der Brücke überquert wurde, befanden sich nämlich die Vergnügungsviertel und Jahrmärkte der Stadt. Hier traf sich alles. Herrschaften, Geistliche, Arbeiter, Kinder und auch sicherlich jegliches Gesindel.
Anschließend wurde es ländlich und der Schäfer stand im Mittelpunkt bei „Le Berger sans cœur“ und „Scottish Gersoise“ und zum Abschluß ging es zurück in die Bertagne zu „Fais dodo“, dem bekanntesten Wiegenlied in Frankreich.
Für Nadine Wagner, Vorsitzende des Vereins für Museen und Stadtgeschichte und Alexander Darus (2. Vors.), war dieser ausgesprochen vergnügliche Abend, dank des zahlreich erschienenden (zahlenden!) Publikums ein besonderer Erfolg, kommen doch die Eintrittsgelder ihrem nächsten Großprojekt, der Renovierung des Zietschen Ladens, zu Gute.
Kurz-URL: https://leimenblog.de/?p=20633
Die Internet-Zeitung „Heimat & Geschichte“ hat diesen Bericht aufgegriffen und lobt die Initiative zugunsten des Vereins für Museen und Stadtgeschichte: http://www.heimat-und-geschichte.info/?p=5009
Es war eine kurzweilige, abwechslungsreiche und gute Vorstellung.
Im Zusammenhang mit dem Kanon „der Hahn ist tot“, den das Publikum auf deutsch und französich mitsang, ahmte Achim Klotz auf unkonventionelle Weise und zur Freude der Zuhörer das Kikeri eines Hahnes nach.
Erwähnt werden sollte auch noch die Fotoausstellung von Herrn Bernhard, der Aufnahmen aus der Kurpfalzhalle, die er vor 40 Jahren gemacht hatte, zur Verfügung gestellt hat, und die man im Veranstaltungsraum anschauen konnte.