Vier Schuss Salut und die Nußlocher Gajemänndel kamen aus der Hohl
(fwu – 7.1.23) Das Wetter war zwar nicht perfekt für den Beginn der Faschingskampagne in Nußloch, die traditionell mit dem Gajemänndl-Kummtag eingeleitet wird, aber wenigstens regnete entgegen der Wettervorhersage nicht.
Die etwa 30 Gajemänndl, die im tiefen Wald versteckt waren, wurden von einer mehrere hundert Personen umfassenden, fröhlichen Menge, die sich am Nußlocher Hohl gegenüber dem Brunnenfeld versammelt hatte, durch die typische rhythmische Musik angezogen. Unter ihnen auch Bürgermeister Joachim Förster, mit dem passenden grünen Häs-Pullover bekleidet!
Pünktlich um 11.11 Uhr feuerten dann die Nußlocher Schwarzpulverschützen ihre riesigen Handkanonen ab, um auch die im tiefen Wald noch versteckten Gajemänndl hervorzulocken. Bald hörte man dann das erste Holzrasseln in der Nähe und die ersten Gajemänndl-Waldgeister kamen durch den Hohl. Einer nach dem anderen, meist in kleinen Gruppen, trafen sie ein und machten dabei wirklich richtig viel Lärm, gegen den viele kleine Kinder von ihren Eltern sogar extra Ohrenschützer bekamen.
Sehr vernünftig und geradezu unentbehrlich, denn jeder ohne Ohrenschützer hatte bestimmt anschließend ein Dauerklingeln in den Ohren, während bei wirklich Schwerhörigen stattdessen die Lockmusik als Ohrwurm nachklingen dürfte. Aber ob Ohrenklingeln oder Ohrenwurm – eines ist klar: Die Nußlocher Karnevalskampagne hat begonnen! NARRI! NARRO!
Hintergrund: Die Nußlocher Gajemänndl
Die Gruppe wurde durch die alemannische Fasnet inspiriert. 1980 hatte der Präsident des Karnevalclubs Nußloch, Claus Müller, die Idee, den Nußlocher Karneval durch eine Gestalt zu bereichern. Bei seiner Suche im Nußlocher Heimatbuch stieß er auf drei überlieferte Sagengestalten: das Buttergespenst, den Schabel und das Gajemänndl. Das Buttergespenst war ein gemeiner Dieb und der Schabel ein Reiter ohne Kopf.
Müller hielt beide Gestalten jedoch nicht für geeignet als Fasnachtsfigur. Das Gajemänndl hingegen war eine freundliche Gestalt, die den Menschen half, ihr gesammeltes Holz und Reisig nach Hause zu tragen, aber hart mit Waldfrevlern und Holzdieben umging. 1981 wurden nach einem Entwurf von Maskenschnitzer Konrad Wernet aus Elzach im Schwarzwald die ersten Kostüme geschneidert und 16 Mitglieder des Karnevalclubs Nußloch fanden sich, um sich für diese Idee zu begeistern.
Am 6. Januar 1982 präsentierte sich das Gajemänndl erstmals der Bevölkerung von Nußloch in der Gajemänndl’s Hohl, wo es angeblich gehaust hatte.
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