Volkstrauertag: Ernstes Gedenken an die Gefallenen und Toten der Weltkriege

Oberbürgermeister Hans Reinwald nach seiner Gedenkansprache am Denkmal auf dem St. Ilgener Waldfriedhof

(18.11.19) Am gestrigen Volkstrauertag wurden auf Friedhöfen und an Kriegerdenkmalen wieder vielerorts Gedenkveranstaltungen abgehalten. In St. Ilgen waren Reservisten und Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr angetreten und der Musikverein sorgte für den passenden musikalischen Rahmen. Die dortige Gedenkrede hielt Oberbürgermeister Hans Reinwald. Auf dem Friedhof in Leimen sprach Bürgermeisterin Claudia Felden und auf dem Gauangellocher Friedhof Bürgermeister-Stellvertreter und Gemeinderat Richard Bader.


Gedenkrede von Oberbürgermeister Hans Reinwald

Seit fast 100 Jahren gedenken wir in Deutschland im November der Toten der Kriege. Sie mahnen uns zum Frieden. Der Volkstrauertag ist das Symbol der Erinnerung an die beiden fürchterlichen großen Kriege des vergangenen Jahrhunderts mit ihren Millionen von Opfern. Verdun oder Stalingrad stehen als Synonym für das sinnlose Sterben auf Schlachtfeldern, Auschwitz für die Ermordung von Menschen, deren einziger Fehler es war, mit der „falschen“ Herkunft, Religion oder politischen Überzeugung geboren worden zu sein.

Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges sind nunmehr über 70 Jahre vergangen, das Ende des Ersten Weltkrieges liegt sogar schon über 100 Jahre zurück. Für die meisten der heute Lebenden ist dies längst Geschichte, große Kriege sind uns in Mitteleuropa in dieser Zeit glücklicherweise erspart geblieben. Trotzdem gilt in vielen Gegenden der Welt, auch hier in Europa, Krieg immer noch als legitimes Mittel zur Durchsetzung der eigenen Ziele. Kriege fordern aber immer Opfer, vernichten Werte, Menschenleben, Existenzen.

Die Ehrenformation der Freiwilligen Feuerwehr St. Ilgen

Darum ist der Volkstrauertag auch heute noch von fundamentaler Bedeutung. Er erinnert uns alle daran, dass Frieden eben leider kein Normalzustand ist, sondern erkämpft werden muss – und zwar Tag für Tag. Wir empfinden es als selbstverständlich, im Urlaub nach Frankreich zu fahren oder einfach nur dort einzukaufen und dafür mit gemeinsamen Geld zu bezahlen. Eine Passkontrolle würden wir bereits als unnatürlich empfinden. Wer denkt dabei noch daran, dass noch unsere Groß- und Urgroßväter ebenfalls nach Frankreich fuhren – viele zum ersten und letzten Mal in ihrem Leben. Es liegt eine stille Trauer in dem Gedanken, dass sie wie ihre französischen, belgischen, englischen oder amerikanischen Altersgenossen unsere heutigen Freiheiten nie kennen lernen durften.

Musikverein St. Ilgen

Und diese Trauer ist es, die den Volkstrauertag, der dem Gedenken aller Opfer aller Kriege gewidmet ist, auch heute noch so wertvoll und unverzichtbar macht. Die Erinnerungs-, Trauer- und Mahnrituale dieses Tages zeigen die friedensstiftende Kraft, die diesem Gedenktag innewohnt, ohne dass der erhobene Zeigefinger präsentiert würde. Die von vielen geäußerte Befürchtung, mit zunehmendem zeitlichen Abstand würde sich niemand mehr dafür interessieren, haben sich nicht bewahrheitet. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge hat vielmehr festgestellt, dass es neben der Kindergeneration heute vor allem die Enkel und Urenkel der Gefallenen und Vermissten sind, die nachfragen und auch selbst nachforschen. Sie geben sich nicht mehr mit der vagen Auskunft zufrieden, der Großvater oder Urgroßvater sei irgendwo in Frankreich oder Russland gefallen. Stattdessen wollen sie möglichst genau wissen, was damals passiert ist: wo und unter welchen Umständen er gefallen, wo er begraben ist und was für ein Mensch er war.

Mit dieser Erinnerung wird den Gefallenen und Ermordeten auch etwas sehr Wichtiges wieder zurückgegeben: ihre Würde. Die Umstände, unter denen sie ums Leben kamen, waren würdelos.

Der heutige Volkstrauertag ist ein Tag des gemeinsamen Gedenkens, des gemeinsamen Trauerns und des gemeinsamen Mahnens. Unser gemeinsames Gedenken entreißt diese Menschen dem Vergessen, unser gemeinsames Trauern ermöglicht den Kampf für eine bessere Zukunft und das gemeinsame Mahnen gebietet uns die Toleranz des Anderen.

„Aus der Vergangenheit für die Zukunft lernen“, hieß das Motto des Volksbundes zu seinem 75. Bestehen. Dieses Motto gilt auch weiterhin, denn nur eine Gemeinschaft, die ihre Toten ehrt, ist fähig, sich selbst zu achten und verantwortlich für die nachwachsenden Generationen zu handeln. Die Gräber der Toten sind Zeugen der Geschichte und rufen uns eindringlich zu: Vergesst uns nicht und tut alles, neue Gräber für neue Opfer zu verhindern!

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