Waldbegehung in Leimen-St. Ilgen: Schwerste Dürreschäden – Kaum ein Baum überlebt

(fwu – 29.1.20) Am letzen Samstag hatte die Stadt Leimen zu einer Waldbegehung in St. Ilgen unter kundiger Leitung von Revierförster Markus Reinhard eingeladen und ca. 25 Interessierte nahmen daran teil.  Auch Oberbürgermeister Hans Reinwald und Stadtwerkechef Rudi Kuhn machten sich vor Ort ein Bild vom Zustand dieses in der Bevölkerung besonders beliebten Waldgebietes, das mit seinem Trimm-Dich-Pfad noch zusätzlich aktive Sportler anlockt.

Nach einer Begrüßung der Teilnehmer durch Oberbürgermeister Hans Reinwald zeigte Markus Reinhard bei einem fast zweistündigen Rundgang durch den Wald, wie stark der Klimawandel und die letzten zwei viel zu trockenen und zu heißen Jahre dem Wald zugesetzt haben. In dem Gebiet mit Sandboden sind nahezu alle Bäume – ob Buche, Kiefer oder Robine – entweder schon tot oder im Absterben begriffen. Dort wo Bäume noch leben, sind sie so schwer geschädigt, dass Schädlinge wie Borkenkäfer oder Pilzerkrankungen leichtes Spiel haben und ihnen den Rest geben.

Da der Wald so stark von Sportlern und Spaziergängern genutzt werde, müssen aus Gründen der Verkehrssicherheit sehr viele der toten oder schwerstgeschädigten Bäume gefällt werden. Einzelne Bäume sind bereits umgestürzt und haben auch schon Einrichtungen des Trimm-Dich-Pfades getroffen und beschädigt. Das Risiko sei sehr hoch und es muss gehandelt werden, so Reinhard.

Da dieses Problem nicht nur in Leimen vorliege, gäbe es zudem ein starkes Überangebot an Holz, das nahezu unverkäuflich geworden sei. Außerdem stelle sich die Frage, mit welchen Baumarten wieder aufgeforstet werden solle. Die bisherigen heimischen Baumarten können dem heißerem und trockenerem Klima nicht widerstehen. Daher sind auch die aus der natürlichen Waldverjüngung  nachwachsenden Bäume keine Lösung, da es sich ja logischerweise um die gleichen Baumarten handelt.

Südländischere Baumarten hingegen seien sehr empfindlich gegen später im Jahr (April) auftretende Fröste, da sie bereit früh an den ersten warmen Tagen austreiben. Reinhard erhofft sich von den Landesforstämtern und Versuchtswäldern verbesserte Erkenntnisse über die richtige Baumauswahl. 

In diesem Jahr werde gezwungenermaßen oft die Kettensäge zu hören sein, so Reinhard in seinem vorläufigen Resümee.


Appell des Kreisforstamtes an Waldbesitzende: Jetzt Fichtenwälder auf Borkenkäfer kontrollieren und Überwinterungsbäume finden

Die Borkenkäfer-Problematik besteht weiterhin: deshalb bittet das Kreisforstamt alle privaten Waldbesitzenden um Mithilfe. Nach dem Extremjahr 2018 war auch das vergangene Jahr durch überdurchschnittlich hohe Temperaturen und eine unterdurchschnittliche Wasserversorgung gekennzeichnet. Damit hatten die Borkenkäfer erneut optimale Voraussetzungen sich großflächig auszubreiten und massenhaft zu vermehren. Dies betrifft insbesondere die Baumart Fichte und fichtengeprägte Wälder.

Momentan befinden sich viele junge und erwachsene Borkenkäfer – hauptsächlich die Käferart „Buchdrucker“ – zum Überwintern unter der Rinde der Bäume oder im Boden. Jeder einzelne Waldbesitzende kann dazu beitragen, die Anzahl der Borkenkäfer im Sommer 2020 zu verringern. Jeder Fichtenbestand muss auf möglichen Befall kontrolliert und die Überwinterungsbäume ausfindig gemacht werden.

Überwinterungsbäume sind vom Buchdrucker befallene Fichten mit meist noch grüner, oft aber schütterer Krone, die aus der Ferne zumeist gar nicht auffällig sind. Manchmal sind Harztropfen zu sehen, aber Bohrmehl, das im Sommer das typische Befallszeichen ist, tritt gar nicht auf. Ein häufiges Merkmal hingegen ist ein grüner Teppich aus abgeworfenen Nadeln rund um den Stamm. Außerdem sind im Kronenbereich mit dem Fernglas helle Stellen zu erkennen, wo Spechte Rindenschuppen abgeschlagen haben. Solche käferbefallenen Stämme sind unbedingt aus dem Wald zu holen. Das gilt auch für Fichten mit roter Krone, die noch anhaftende Rinde haben. Fichten ohne Rinde können dagegen stehenbleiben – von ihnen geht keine Gefahr mehr aus.

Spuren des Borkenkäufers im Holz

Dies alles muss möglichst schnell passieren, denn mit zunehmender Dauer nach dem Befall löst sich die Rinde vom Stamm ab. Dann können die Fichten nicht mehr ohne erhebliche Rindenverluste aus dem Wald transportiert werden. Fällt die Rinde ab, verbleiben aber auch die Käfer im Wald. Wichtigstes Gebot ist, mit Käfern befallene Baumteile so schnell wie möglich unschädlich zu machen. Denn sicherlich will niemand für den Borkenkäferbefall des Nachbarwaldes verantwortlich zu sein. Für weitere Informationen – beispielsweise zur Ernte und Vermarktung des befallenen Holzes – stehen die Revierförster und -försterinnen vor Ort oder die Mitarbeitenden des Kreisforstamtes unter der Telefonnummer 06221 522-7600 gerne zur Verfügung.

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