Wasserspeicher: +Wie der Wald im Rhein-Neckar-Kreis zum Schwammwald wird

Ein neues Kaskadenbiotop im Kreiswald in der Nähe von Haag.

(rnk – 20.9.25) Der Klimawandel sorgt dafür, dass Wetterextreme zunehmen. Starkregenereignisse treten immer häufiger auf, während sommerliche Trockenperioden länger und intensiver werden. Wälder können dabei helfen, die Folgen abzumildern. Wenn Regenwasser zurückgehalten und gespeichert wird, fließt weniger Wasser oberflächlich ab und mehr bleibt im Boden. Das ist nicht nur im Wald selbst wichtig, sondern wirkt sich auch positiv auf angrenzende Dörfer, Städte und Felder aus. So kann der Hochwasserabfluss bei Starkregen verringert, die Grundwasserneubildung gefördert und die Wasserversorgung der Wälder in Trockenphasen stabilisiert werden, teilt das Kreisforstamt mit.

Gleichzeitig profitieren Bäche, Feuchtgebiete und Lebensräume, die dadurch widerstandsfähiger gegen den Klimawandel werden. Wälder spielen daher eine zentrale Rolle im Wasserkreislauf. Sie nehmen Wasser auf und geben es wieder ab. Der Waldboden wirkt dabei wie ein Schwamm, der große Mengen aufsaugt. Im Optimalfall kann ein Quadratmeter Wald bis zu 200 Liter, also eine komplette Badewanne voll Wasser, speichern. Dadurch wird verhindert, dass zu viel Wasser auf einmal abfließt. Wird Oberflächenwasser dezentral zurückgehalten, richtig abgeleitet und versickert im Boden, lassen sich viele Probleme vermeiden. Mit einfachen zusätzlichen Maßnahmen lässt sich dieser Effekt noch verstärken – und das oft mit wenig Aufwand. Welche Möglichkeiten es dafür gibt, zeigen die Försterinnen und Förster des Kreisforstamts anhand bereits umgesetzter Beispiele aus ihren Revieren.

Eine frisch angelegte Rigole im Gemeindewald Meckesheim.

20„Die richtige Anlage von Forstwegen und Rückegassen ist für einen geregelten Wasserabfluss im Wald entscheidend. Das Wasser, das in Wegeseitengräben anfällt, sollte möglichst oft in den Bestand geleitet werden“, erklärt Forstbezirksleiter Philipp Schweigler. Außerdem kann auch der Ersatz von Dolen durch Rigolen oder Furten sinnvoll sein. Eine Rigole ist ein durchlässiger Schotterriegel im Wegekörper, der Wasser aufnimmt und kontrolliert versickern lässt. Bei einer Furt hingegen wird das Wasser oberirdisch durch eine seichte Vertiefung geführt, die weiterhin überquert und befahren werden kann. Beide Lösungen bremsen den Abfluss, ermöglichen das Versickern und reduzieren so Erosionsschäden.

Darüber hinaus können kleine Speicheranlagen wie Rückhaltebecken angelegt werden. Dort wird Regenwasser gesammelt, das langsam versickert und so zur Grundwasserbildung beiträgt. Gleichzeitig entstehen Feuchtflächen, die wertvolle Lebensräume für Tiere und Pflanzen bieten. Auch die Pflege und Entwicklung von Gewässern im Wald spielt eine wichtige Rolle: Neue Teiche, renaturierte Bäche oder gezielt geflutete Auen verlängern die Zeit, in der das Wasser im Wald verbleibt.

Durch gezielte Maßnahmen wird die Schwammfunktion der Wälder im Rhein-Neckar-Kreis gestärkt. So sind sie nicht nur besser gegen die Folgen des Klimawandels gewappnet, sondern leisten auch einen wertvollen Beitrag zum Artenschutz. Von jedem Liter, der im Waldboden bleibt, profitieren Natur, Umwelt und Gesellschaft.

Weitere Infos zum Wasserrückhalt im Wald sind auf der Projektseite der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg unter „Dezentraler Wasserrückhalt im Wald“ zu finden.