Weihnachtsmusik vor Flüchtlingshalle: Lichtblick im trübem Lageralltag
(fwu – 28.12.15) In der Leimener Flüchtlingshalle herrscht drangvolle Enge. 475 Männer sind hier auf engstem Raum untergebracht. Banges, beschäftigungsloses Warten auf eine ungewisse Zukunft bestimmt den langweiligen Tagesablauf, der in der Regel aus Frühstück, langweiligem Warten, Mittagessen, langweiligem Warten, Abendessen und wieder langweiligem Warten besteht.
Jede Abwechslung ist natürlich in einer solchen Umgebung und unter solchen Verhältnissen hochwillkommen. An Heiligabend wurde die Langeweile am frühen Nachmittag die Ankunft mehrerer Dutzend Leimener Bürgerinnen und Bürger unterbrochen, von denen viele Musikinstrumente mitgebracht hat.
Der evangelische Posaunenchor und die Musikschule Leimen spielten auf dem Platz vor der Halle weihnachtliche Musik und schnell fanden sich weit über 100 Bewohner ein, um dem Schauspiel beizuwohnen. Mit großem Erstaunen wurde dieses Schauspiel betrachtet und viele Handys richteten sich auf die Musiker und Sänger und die Asylbewerber machten Fotos und kleine Videos. In jeder Pause brandete Beifall auf.
Mit besonderer Begeisterung wurde das Dudelsackspiel von Gemeinderat und Troubadour Michael Reinig aufgenommen, nach dem es als kleinen Weihnachtsgruß von der Flüchtlingshilfe sogar für jeden Anwesendennoch ein kleines Päckchen mit Datteln und Feigen gab.
Die fremde Musik, deren Inhalt und Bedeutung den meisten wohl gänzlich verschlossen blieb, brachte doch das Lächeln auf alle Gesichter. Noch ahnten die wenigsten, dass auf diesen Heiligabend zwei Tage Weihnachten und ein Sonntag folgen sollten, an denen alle Geschäfte geschlossen sind, dass öffentliche Lebens nahezu vollständig ruht und damit die Langeweile noch größer werden würde. Dennoch werden wohl alle ihren ersten Heilig Abend und die erste Weihnacht in Deutschland wohl nie wieder in ihrem Leben vergessen.
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