Weltfrauentag: Frauenspaziergang zu Straßen, die nach Frauen benannt sind
(fwu – 9.3.15) Am Sonntag war „Weltfrauentag“ und unter der Leitung der ehemaligen Stadträtin Petra Scheurig fand in St. Ilgen ein Frauenspaziergang (an dem auch einge Männer teilnahmen) statt, der zu Straßen führte, die nach Frauen benannt wurden. Die Stadt Leimen hatte zu Spenden aufgerufen, um die Straßenschilder mit einem kleinen Zusatzschild auszustatten, auf dem ein kurzer Hinweis auf den Grund für die Straßenbenennung steht. Bislang gingen vier Spenden für nach Frauen benannten Straßen ein und eine solche Spende für die Wilhelm-Haug-Straße.
Der Frauenspaziergang begann am Willy-Brandt-Platz (Zusatzschild wohl nicht erforderlich) und führte zunächst zum Bertha-Benz-Weg, wo das erste gespendete Zusatzschild von Bürgermeisterin Claudia Felden eingeweiht wurde. Anschließend ging die kleine frauenbewegte Gruppe zu weiteren Straßen in St. Ilgen, die die Namen herausragender Frauen tragen. Petra Scheurig stellte jeweils kurz den Lebenslauf der Frauen vor und erläuterte, welche Leistungen für die Ehrung der Benennung einer Straße nach ihnen maßgeblich waren.
Als Grund für den Frauenspaziergang und die Erforderlichkeit der besondere Würdigung von Frauen gibt Petra Scheurig in einer kleinen Brochure folgendes an:
„Warum versuchen wir nach wie vor, Leistungen von Frauen im besonderen hervorzuheben? Nun, solange noch immer nicht die Güter und die Macht auf dieser Welt fair unter den Geschlechtern verteilt ist, halte ich dies für sehr notwenig. Wir Frauen alle stehen auf den vielfältigsten Ebenen auf den Schultern vieler engagierter, kämpferischer, außergewöhnlicher Frauen, die z.B. das Wahlrecht, das Recht auf Bildung auch für Mädchen, das Recht auf Berufstätigkeit, ohne den Mann vorher fragen zu müssen (ist noch gar nicht so lange her, dass dieses Recht NICHT vorhanden war!) erkämpft haben. Und wir müssen jetzt unseren Töchtern und Enkelinnen unsererseits weiterhelfen.
Ich möchte sogar noch ein bisschen weiter und tiefer gehen: solange es einen Unterschied macht, ob ein Junge oder ein Mädchen Schmuck, Make-up und was auch immer für Kleidungsstücke trägt, solange es irgendwie etwas Besonderes ist, wenn Mädchen Mathe oder Physik toll finden und Jungs im Kindergarten arbeiten wollen oder den Großteil der Elternzeit übernehmen, solange müssen die Definitionen von männlich und weiblich immer wieder hinterfragt werden und gnadenlos auf Ausgleich bei Ungleichgewichten in allen Bereichen gedrängt werden.
Das ist meiner Ansicht nach keine unsinnige Gleichmacherei, sondern ganz im Gegenteil der Respekt vor dem jeweiligen Individuum und seinen ganz speziellen Möglichkeiten und Grenzen, ganz egal, ob es in einem zufällig weiblichen oder männlichen Körper wohnt. Noch feiern wir heute „die Frauen“; ich hoffe aber, bald einfach auf „die Menschen“ anstoßen zu können.“
Tatsache ist leider, daß die Rechte von Frauen heute in zunehmenden Maße in der Welt, auch in Deutschland und Leimen weiter und sichtbar beschnitten werden. Längst nicht mehr von der hiesigen Mehrheitsgesellschaft, für die Gleichberechtigung inwischen eine Selbstverständlichkeit ist, sondern von religiösen Gruppen (und ganzen Staaten), in denen Frauen klar diskiminiert und zum Tragen von Kopftuch, Schador oder Burka gezwungen werden. Gegen diese leider aktuelle Entwicklung sollte „gnadenlos“ gerade von Frauen vorgegangen werden, will man den zunehmenden Rückfall in ein tief mittelalterliches Frauenbild verhindern.
Tip der Redaktion: Frauenrechte sind Menschenrechte
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Die Ansichten von Frau Scheurig kann ich nicht ganz teilen.
Rein gefühlsmäßig würde ich einen Schwiegersohn, der sich nur einmal in der Woche duscht, aber ohne Anstrengung 50 kg heben kann, einem solchen, der sich pflegt, schminkt und feminine Kleidung trägt, vorziehen.
Es gibt Unterschiede zwischen den Geschlechtern und die können nicht wegdiskutiert oder wegerzogen werden.
Es geht bei dieser Thematik m. E. eigentlich nicht um die Unterschiede der Geschlechter.Ich gehe davon aus, dass diese jedem bekannt sind.
Nein, der letzte Absatz von diesem Bericht bringt es auf den Punkt.
Die Religionen, insbesondere die abrahamitischen Religionen sind seit Jahrtausenden der Ursprung und die Quelle aller Diskriminierung, ungleicher Behandlung und Geringschätzung der Frau. An dieser Stelle müsste mehr Aufklärung geschehen.
Das Beschriften von Straßenschildern mit Namen von herausragenden Frauen, auch mit kleinen Zusatzschildern, spricht diese Problematik keineswegs an.
Die Religionen haben noch nie eine Positionierung der Frau zugelassen, und genau an dieser Stelle müsste/sollte Frau (und Mann) stärker Auftreten gegen diesen religiösen Mumpitz, ansonsten werden sich diese verheerende Missstände nie ändern.
Dazu am Rande, Zitate von Martin Luther über Frauen:
„Die größte Ehre, die das Weib hat, ist all zumal, dass die Männer durch sie geboren werden“
„Eine Frau hat häuslich zu sein, das zeigt ihre Beschaffenheit an; Frauen haben nämlich einen breiten Arsch und weite Hüften, dass sie sollen stille sitzen“
„Der Tod im Kindbett ist nichts weiter als ein Sterben im edlen Werk und Gehorsam Gottes. Ob die Frauen sich aber auch müde und zuletzt tot tragen, das schadet nichts. Lass sie nur tot tragen, sie sind darum da“
„Man soll Frauen, wenn nötig, wie Hunde und Säue sterben lassen“
„Will die Frau nicht, so komm’ die Magd“
Mach euch mal darüber Gedanken als über Straßennamen.