Wer Leitern steigt, muss Knoten können – Klettermaxe bei der Feuerwehr
(ul – 6.4.17) Wie geht das noch? Zuerst oben drüber, links herum und dann unten durch und nach rechts umschlagen, oder oben herum und von vorn durchstecken? „Knoten machen“ steht auf dem Übungsplan der Freiwilligen Feuerwehr Nußloch an diesem Montag, und das ist für alle immer wieder eine Herausforderung. „Wofür setzen wir den Zimmermanns-Schlag ein?“ fragt Übungsleiter Steffen Dick in die Runde, dann wird diskutiert und erklärt, bis alle in der Gruppe sowohl den Knoten, als auch seinen Einsatzzweck sicher beherrschen.„Schotenstich“ und „Achterknoten“, „Halbmastwurf“ und „Mastwurf“, die Begriffe kommen aus dem seemännischen Gebrauch. Aber bei der Feuerwehr geht es auch nicht ohne fachgerechte Knoten, sei es zur Sicherung der Kameraden auf der Leiter, oder zum Abseilen von Verletzen. Schließlich wird die Feuerwehr ja nicht nur zu Brandeinsätzen gerufen, sondern auch zur Menschenrettung aus der Höhe oder aus Gruben, sowie zu Sicherungsmaßnahmen, beispielsweise nach einem Sturm. Da muss immer wieder jemand oder etwas festgebunden werden, und zwar so, dass der Knoten nicht nur fest sitzt, sondern auch verschiebbar ist oder sich rasch wieder öffnen lässt.
Arme zur Seite ausgestreckt, steht Alexander Gärtner da, und sein Kamerad fesselt ihn fachmännisch mit der 30 Meter langen Rettungsleine, die jeder Feuerwehrmann im Einsatz am Mann trägt. Ein wenig erinnert das an die „Cowboy und Indianer“-Spiele aus der Kindheit, hat hier aber einen ernsten Hintergrund. Die Rettungsleine muss so um den Körper gebunden sein, dass sie den Feuerwehrmann sicher hält, wenn er auf der Leiter oder auf einer rutschigen Böschung den Halt zu verlieren droht. Basiswissen, das hier gelehrt und gelernt wird, und das schließlich alle beherrschen.Die Übung am heutigen Abend setzt sich dann an der Leiter fort. Neben der großen Drehleiter, die vor allem für den Einsatz an hohen Gebäuden vorgesehen ist, führt jedes Löschfahrzeug auch noch mehrere, jeweils eine mehrteilige Steckleiter und eine Schiebleiter oben auf dem Dach mit. Sie werden beispielsweise benötigt, wenn die Wehrleute im brennenden Gebäude die Treppen nicht mehr benutzen können. Oder wenn sie einen zusätzlichen Zugang von außen zu einer Wohnung oder einem Gebäude benötigen. Und auch, wenn sie auf ein Hallendach steigen, um einen Brand von oben anzugehen.
Wer schon einmal in vier oder fünf Meter Höhe auf einer Leiter gestanden hat, der weiß wie mulmig es sich dort anfühlen kann und wie unangenehm, wenn die Leiter nicht 100-prozentig sicher steht und zu wackeln beginnt. Die Schiebleiter der Feuerwehr ist auf maximal 14 Meter ausziehbar. Was es bedeutet, in solcher Höhe herumzuklettern, noch dazu in dicker Schutzkleidung oder mit Atemschutzgerät, lässt sich für den Laien kaum ermessen.
Zum Glück kommt die maximale Höhe kaum zum Einsatz, aber auch das Klettern in das zweiten Stockwerk will geübt und gekonnt sein (Siehe Video ab Min 4:10). Und allein das Aufstellen der Leiter ist ein kleines Kunststück für sich. Antreten des vierköpfigen Trupps neben der Leiter, dann ein klarer Befehl, wie die Leiter anzustellen ist, und schon geht’s los. Eine auf sieben Meter ausgezogene Feuerwehrleiter, die für ihren Einsatzzweck besonders stabil ausgelegt ist und deshalb trotz Aluminium-Verwendung sehr schwer wiegt, ist nicht einfach in die Höhe zu bekommen. Ein absolut sicherer Stand, auch auf unebenem Boden, wird dann zur nächsten Herausforderung. Und alles unter Zeitdruck, was die Sache nicht einfacher macht.
Dass es bei der Nußlocher Feuerwehr schon sehr gut funktioniert, zeigt sich beim kleinen Wettstreit, in dem zwei Gruppen gegeneinander antreten. Beide erledigen ihre Aufgabe einwandfrei, auch wenn trotz kühler Temperaturen der eine oder andere Schweißtropfen rollt. Am Ende sind alle froh, als die Leitern auf dem Dach des Einsatzwagens verstaut sind und alle wieder festen Boden unter den Füßen haben.
(Text und Bild: Udo Lahm)
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