35 Jahre Taktgefühl: SFK Leimen feiert ihren Dirigenten Karl Benz mit Frühjahrskonzert
(fwu – 9.4.25) Ein Konzert wie ein Feuerwerk aus Klang, Licht und Gefühl: Das Frühjahrskonzert der Stadt- und Feuerwehrkapelle Leimen (SFK) am letzten Sonntag war in jeder Hinsicht ein voller Erfolg. Der Rosensaal im Bürgerhaus Leimen platzte beinahe aus allen Nähten, als über 150 Gäste die musikalische Bandbreite von Beethoven bis Disney erlebten – mitreißend interpretiert von Jung und Alt, vom Nachwuchstalent bis zum Fastprofi.
Doch so spektakulär das Programm auch war – im Zentrum des Abends stand eindeutig ein Mann, der seit stolzen 35 Jahren die musikalischen Geschicke des Orchesters lenkt: Dirigent Karl Benz. Für seine jahrzehntelange Hingabe wurde er nach dem offiziellen Teil des Konzerts mit der Dirigentennadel in Gold mit Brillanten des Blasmusikverbands Baden-Württemberg ausgezeichnet – ein funkelnder Beweis für 35 Jahre Musikleidenschaft, Geduld, Taktgefühl und Humor am Dirigentenpult. Karl Benz, der seit 1990 unermüdlich probt, formt, dirigiert und inspiriert, nahm die Ehrung sichtlich gerührt entgegen – ganz in Weiß, mit einem Lächeln, das heller strahlte als der Konzertsaal.
Ein weiteres Novum war der erste Einsatz eines Conferenciers (w) bei der SFK – und was für ein Debüt! Alexa Theis führte charmant, souverän und mit feinem Witz durch das zweistündige Programm. Ihre Moderation ermöglichte es dem Orchester nicht nur, zwischendurch Luft zu holen, sondern verlieh dem Abend auch eine unterhaltsame Struktur, bei der Information und Heiterkeit harmonisch miteinander verschmolzen.
Das Programm selbst war ein geschickter Spagat zwischen klassischer Dramatik, moderner Populärkultur und mitreißender Filmmusik. Die Reise begann mit Beethovens Coriolan-Ouvertüre und spannte einen musikalischen Bogen über Verdi, „Pinocchio“, bis hin zu zeitgenössischen Filmtiteln wie „Into the Unknown“ und „The Lion King“. Besonders eindrucksvoll: Die Zusammenarbeit von großem Orchester und der Young Band, die nicht nur technisch überzeugte, sondern auch ein starkes Zeichen für die generationenübergreifende Arbeit der SFK setzte.
Apropos Generationen: Während auf der Bühne musiziert wurde, sorgte im Publikum ein besonderer Auftritt für Aufmerksamkeit – Wilfried Staber, der nicht nur als Sänger mit „Wenn ich einmal reich wär“ aus Anatevka das Publikum begeisterte, sondern vorab ganz stilecht mit einem Milchwagen in den Saal einzog.
Selbst Oberbürgermeister John Ehret, der in der ersten Reihe Platz genommen hatte, blieb nicht verschont und bekam vom fidelen Milchmann höchstpersönlich ein Glas eingeschenkt. Man darf wohl behaupten: Noch nie wurde das Stadtoberhaupt so charmant mit einem Milchglas in einen Konzertabend eingebunden.
Doch Staber ist nicht irgendein Spaßvogel mit Gesangstalent – er ist Heidelberger Kammersänger, ausgezeichnet für seine herausragenden Leistungen als Bühnenkünstler. Dass er sich für die SFK Leimen auch mal die Schürze umschnallt und in der Rolle des Milchmanns brilliert, zeigt nur, wie besonders dieser Mann ist: humorvoll, stimmgewaltig und mit einem Herz für die lokale Musikszene.
Nicht minder eindrucksvoll präsentierten sich die beiden Sänger Oliver Nowara und Bernd Pfeffer mit dem swingenden Klassiker „Me and my Shadow“. Goldene Glitzerjacken, große Stimmen und perfektes Timing machten ihren Auftritt zu einem Glanzlicht des Abends – mit einem Augenzwinkern und jeder Menge Charme. Wer bei dieser Einlage nicht mindestens mit dem Fuß wippte, hatte vermutlich vergessen, dass er auf einem Konzert ist.
Auch visuell war das Frühjahrskonzert ein Erlebnis. Die Lichttechnik zauberte stimmungsvolle Farbwelten auf die Bühne, die perfekt auf die jeweiligen Musikstücke abgestimmt waren. Mal dramatisch-dunkel wie bei Verdis La Forza del Destino, mal märchenhaft verträumt wie beim Disney-Medley – die wechselnde Bühnenillumination sorgte durchgehend für die passende Atmosphäre und verlieh der Musik zusätzliche Tiefe. Keine Selbstverständlichkeit bei einem Laienorchester – aber hier wurde an alles gedacht.
Nach gut zwei Stunden reiner Spielzeit und einer erfrischenden 20-minütigen Pause – bei der man sich ganz klassisch mit einem Gläschen Sekt oder Sekt-Orange stärken konnte – steuerte das Konzert auf seinen krönenden Abschluss zu. Und wie könnte der besser aussehen als mit einem cineastischen Kracher? Die Zugabe „Pirates of the Caribbean“ brachte das Publikum noch einmal ordentlich in Schwung und entließ es beschwingt in den Abend.
Doch hinter all diesen musikalischen Sternstunden steht eine Gemeinschaft, die in ihrer Zusammensetzung genauso vielfältig ist wie ihr Programm: Die SFK Leimen vereint Generationen. Vom Kind mit Trompete bis zur gestandenen Klarinettistin, vom Teenager in der Jugendband bis zum erfahrenen Hornisten – hier wird musikalische Bildung gelebt, und zwar generationenübergreifend. Das Ensemble ist ein Beweis dafür, dass Musik verbindet, fördert und Freude schenkt – auf und vor der Bühne.
Und diese Freude war an diesem Abend in jedem Takt spürbar. Bravo!
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