500 Jahre Reformation – Berno Müller erläuterte was in Leimen geschah
(fwu – 31.10.17) Die Reformation und ihre Auswirkungen gehören als umfassendes geschichtlich-religiöses Thema zum philosophischen und geschichtlichen Grundgerüst der deutschen und europäischen Geschichte. Doch mehr als ein paar Grunddaten und Fakten und ein paar Zitate von und über Luther dürfte kaum ein normaler Zeitgenosse parat haben. Der heutige Feiertag anläßlich der 500. Wiederkehr des Thesenanschlags in Wittenberg bietet jedoch Zeit und Gelegenheit, sich erneut in das Thema einzulesen.
Doch die deutsche und europäische Geschichte des Mittelalters (oder ist das schon Neuzeit? Darüber streiten die Gelehrten) ist weit weg, lange her und auch recht abstrakt. Deutlich konkreter und lebendiger wird diese Geschichte, wenn sie auf unser Leimen heruntergebrochen wird. Wenn erklärt wird, was Reformation in und für Leimen bedeutete und noch immer bedeutet. Dieser Aufgabe stellte sich Berno Müller, der sich schon mit seinem Werk „Der Kirchturm ist dem Himmel nahe – Eine Geschichte Leimens und seiner katholischen Kirchengemeinde“ hervorgetan hatte.
In seinem faktenreichen und dennoch kurzweiligen Vortrag, gehalten in der evangelischen Mauritiuskirche Leimen, ließ er die damit zusammenhängenden Geschehnisse hier in Leimen Revue passieren. Gespickt mit Zitaten aus alten Schriften wurden so die Auswirkungen von Luther und der Reformation in Leimen quasi erleb- und nachvollziehbar. Sieben Religionswechsel, mindestens drei vollständige Zerstörungen und den Verlust von 75 % der Bevölkerung eingeschlossen!
Und auch der Weg zum Religionsfrieden – nicht nur in Münster, sondern auch in Leimen – und hin zur heute gelebten Ökumene wurde nachgezeichnet und ausgeleuchtet. Sichtbare Zeichen dafür seien die wieder freigelegten (katholischen) Fresken in der heute evangelischen Mauritiuskirche und die Tatsache, dass ein Katholik in der ev. Kirche einen Vortrag über die Reformation hält, so Berno Müller, der dazu u. a. wie folgt zitierte:
„Am 13. Oktober 1685 erläßt der Kurfürst bereits ein Patent, worin er allen drei Konfessionen alle Religionsdisputen, Gezänk und Streitigkeiten verbietet und den Geistlichen einschärft mit wohlanständiger Bescheidenheit ohne schimpfliche und spöttische, oder gar ehrenrührerische und anzügliche Hitzigkeiten und Verläumdungen von der Kanzel zu predigen.“
Hausherr Pfarrer Jeske-Hess bedankte sich nach dem Vortrag bei dem Referenten und überreichte ein kleines Geschenk.
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Ich war leider bei dem Vortrag nicht zugegen. Ich weiß also nicht, wie ausgewogen oder rein lokal der Vortrag war. Meist wird im allgemeinen Lutherhype vergessen oder gefühlt bewusst verschwiegen, was er für extreme Schattenseiten hatte.
Vielleicht gibt es ja einen Videomitschnitt, der mich Lügen straft. Das fände ich gut.
Man kann Luther nicht oft genug kritisch begegnen, deshalb nutze ich diesen Artikel es wieder einmal zu tun.
Wenn man sich Luther nämlich von der anderen Seite nähert, stellt man fest, er war ein glühender Hassprediger.
Luther war ein Antisemit von unglaublicher Schärfe. Zudem ein erklärter Feind der nach weltlicher Freiheit strebenden Kräfte im einfachen Volk, insbesondere der niederen Bauern.
Zu Recht sagte der Nazi-Propagandist J. Streicher vor dem Nürnberger Militärtribunal: „Luther säße heute sicher an meiner Stelle auf der Anklagebank“, wenn er noch lebte.“ Hitler hat ja letztlich konsequent das umgesetzt, was Luther vorgeschlagen hatte. Und der Klerus der ev. Kirche stand mit aller Macht an der Seite Hitlers. Für eine Kirche verabscheuenswert.
Wenn man dann noch die Zitate Luthers gegen die Frauen heranzieht, bekommt man Magenschmerzen und Übelkeit steigt auf.
Die Kirche so scheint es, will, dass die Beschäftigung mit Luthers „dunklen Flecken“ möglichst Fachkreisen vorbehalten bleibt, während für die breite Bevölkerung das Loblied auf den Verkünder der „Freiheit des Christenmenschen“ angestimmt werden soll. Das Volk soll – gefühlt seitens der Kirche – dumm gehalten werden, damit die Zahl der Kirchen-Austritte nicht weiter steigt.
Insgesamt fragt man sich, warum diese unglaubliche teure Lutherdekade, bezahlt, auch von allen Steuerzahlern, nötig war und warum man mit dem Wissen um Luther noch heute Gebäude, Straßen und Plätze nach ihm benennt.
Wenigstens in Leimen sollten wir diesen Teufelskreis durchbrechen. Warum kann man nicht auch die dunklen Seiten Luthers in der Öffentlichkeit beleuchten. Insoweit könnte der Vortrag ein wahrer Schritt nach vorne gewesen sein, von dem ich aber nicht zu träumen wage.
G. Scheurich
Sprecher der humanistischen IG Leimen.
wir-sind-leimen.de