Veranstaltung der GALL: „Klimawandel – eine Spurensuche mit möglichen Auswegen“

(gall – 10.10.19) Veranstaltungsbericht der GALL von Michael Reinig, Julia Müller und Thomas Heim

v.l.: Thomas Heim, Dr. Susanne und Prof. Dr. Michael Kühl, Michael Reinig

Die globale Erderwärmung – ein rein natürliches Phänomen oder weitgehend vom Menschen verursacht? Dieser Frage gingen auf Einladung der GALL zwei renommierte Wissenschaftler nach: die promovierte und habilitierte Biologin Susanne Kühl und ihr Mann Michael Kühl, promovierter Biochemiker, Universitätsprofessor und Leiter des Instituts für Biochemie und Molekularbiologie (iBMB) an der Universität Ulm.

Erfreulich viele Interessierte unterschiedlicher politischer Couleur fanden den Weg zu dieser Spurensuche nach den Ursachen des Klimawandels und wurden von Michael Reinig, GALL-Stadtrat und Grünen-Ortsvereinsvorsitzender, willkommen geheißen. In einem Grußwort der Stadt stellte Bürgermeisterin Claudia Felden verschiedene Maßnahmen vor, die die Stadt bereits zur Verringerung des Treibhauseffektes unternimmt. Thomas Heim, der Initiator dieses Abends, begrüßte das parteiübergreifende Interesse und wies darauf hin, dass es der Anstrengung aller gesellschaftlichen Kräfte bedarf, damit die im Pariser Abkommen vereinbarten Klimaziele erreicht werden können.

Professor Dr. Michael Kühl eröffnete den gemeinsamen Vortrag und erklärte zunächst anschaulich grundlegende Zusammenhänge, z.B. die Entwicklung der CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre mit Fokus auf den natürlichen Schwankungen in den letzten 400.000 Jahren. An deren Ende, während unserer heutigen Warmzeit, herrschen konstante Temperaturen, auch der CO2-Anteil ist gleichmäßig hoch.

Durch Wasserdampf, CO2 und weitere Treibhausgase entsteht ein natürlicher Treibhauseffekt, ohne den es bitterkalt auf der Erde wäre. In diesem erdgeschichtlichen Zeitfenster relativer Konstanz entwickelt sich auch unsere heutige Zivilisation. Um 1900 jedoch beginnt die CO2-Konzentration durch die aufkommende Industrialisierung noch einmal merklich anzusteigen, seit 1980 sogar rasant: Der derzeit gemessene Wert von 412 ppm (parts per million) CO2 katapultiert uns auf die höchste CO2-Konzentration seit 3.000.000 Jahren und befeuert den bereits bestehenden Treibhauseffekt – die Temperaturen steigen.

Die Frage, ob der jetzige Klimawandel tatsächlich menschengemacht ist, wurde eindeutig bestätigt und ist wissenschaftlich belegt. Die Ursachen hierfür sind hinlänglich bekannt: die Verbrennung fossiler Energieträger für Heizung, Industrie, Mobilität – und die enorm angewachsene Viehhaltung. Wenn wir so weiter wirtschaften wie bisher, wird sich der absolute CO2-Wert im Jahr 2100 gegenüber der vorindustriellen Zeit mehr als vervierfacht haben – mit fatalen Folgen.

Wir stoßen an die Grenzen eines (nachhaltig) möglichen Wachstums

Durch den menschengemachten CO2-Anstieg in der Erdatmosphäre ist seit Beginn der Industrialisierung die weltweite Durchschnittstemperatur bereits um 1 Grad Celsius gestiegen. Das klingt zwar nicht viel, entspricht aber schon zu gut einem Drittel dem mittleren Temperaturunterschied zwischen einer Eiszeit und einer Warmzeit. Parallel zum CO2 und den Temperaturen steigen auch die Klimafolgekosten durch Extremwetterereignisse, wie PD Dr. Susanne Kühl anhand einiger Beispiele eindrucksvoll aufzeigte. So entstanden allein durch zwei lokale Starkregen in Deutschland Schäden von über 1 Milliarde Euro, gleichzeitig erhöhen sich die Ernteausfälle durch Hitze und Dürre.

Neben dem Klimawandel gibt es in unserem begrenzten System Erde aber auch noch andere ökologische Problemfelder, bei denen wissenschaftlich festgelegte „planetaren Grenzen“ bereits heute überschritten sind. Dies ist beispielsweise beim übermäßigen Austrag von Phosphor und Stickstoff in der Landwirtschaft der Fall oder dem bereits bedenklich großen Rückgang der genetischen Vielfalt durch das Artensterben.

Diese ökologischen Bereiche sind bereits instabil und müssen nun auch noch die Folgen der Erderwärmung verkraften. Dabei steigt die Gefahr, sogenannte „Kipp-Punkte“ zu erreichen, deren Unumkehrbarkeit die beiden Töchter der vortragenden Wissenschaftler mit einem Experiment vorführen durften: Sie schoben ganz langsam einen vollen Becher über die Tischkante. Alle sahen dabei zu und wussten was passieren würde. Nachdem die Kipp-Punkte einmal erreicht waren, nahm das Unheil seinen Lauf – ohne die geringste Chance jetzt noch eingreifen zu können.

Deswegen ist es so wichtig die Klimaziele des Pariser Abkommens unbedingt einzuhalten: Sollte die globale Durchschnittstemperatur um weitere 0,5°C ansteigen, können gefährliche Kipp-Punkte in den Ökosystemen erreicht werden. Um mit 66% Chance die 1,5°C Erderwärmung zu halten, dürfen weltweit max. noch etwa 420 Gigatonnen CO2 emittiert werden (Stand 2018). Wie das erreicht werden kann? Nur durch das Zusammenwirken aller Kräfte: Durch das richtige Setzen von klaren Regeln und Rahmenbedingungen, durch technische Innovationen, aber auch durch das Verhalten jedes Einzelnen.


FAZIT:

Die Lage ist mehr als ernst und jeder ist daher aufgerufen, sparsam mit seinem persönlichen CO2-Konto umzugehen. In Deutschland beträgt der jährliche CO2-Ausstoß 11,6 t pro Kopf, im Schwellenland Indien weniger als 2 t. Allein durch bewusstes Konsumverhalten lassen sich leicht 10-20% CO2 vermeiden – in der Summe wäre schon viel erreicht.

Homepage der Ulmer Wissenschaftler: klimaandmore.de
Persönlicher CO2-Rechner: co2-rechner.de

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