Wie lange braucht der Rettungswagen?
Eine Frage, die nachdenklich macht

Lisa Bauer vom Verein „Gauangelloch gemeinsam gestalten e.V.“ und OB Hans Reinwald

(ckr – 10.2.23) Das Rettungsdienstgesetz sieht in Deutschland eine gesetzliche Hilfsfrist von nicht mehr als 10 Minuten, höchstens jedoch 15 Minuten vor. Im Klartext muss ein Krankenwagen innerhalb dieser maximalen 15 Minuten beim Hilfesuchenden eintreffen. Die zuständige Rettungsleitstelle rückt für Gauangelloch und Ochsenbach aus Rohrbach Süd aus. Sind dort alle Kräfte bereits im Einsatz, könnte der gerufene Rettungswagen auch aus Schlierbach kommen und wertvolle Minuten verstreichen lassen.

Am letzten Mittwoch wurde diese Situation für die Ortschaften Gauangelloch und Ochsenbach diskutiert. Der Verein „Gauangelloch gemeinsam gestalten e. V.“ versuchte bereits vor der Coronapandemie eine „Erste Hilfe Gruppe“ zu etablieren. Die Umstände ließen weitere Treffen und ein Vorantreiben des Planes leider nicht zu.

Unter der Moderation von Lisa Bauer vom GGG trafen sich interessierte Bürger nun erneut in den Räumen des Vereines, um der Frage nachzugehen: „Wie geht eigentlich Erste Hilfe vor Ort“. Auch OB Reinwald und Stadtrat Bader fanden sich ein, um die Idee einer dorfeigenen „Erste Hilfe Gruppe“ zu unterstützen. Fachlich stand Sandra Bähr vom DRK-Leimen zur Seite und stellte den Weg und die Möglichkeiten zur Bildung eines Notfalls Teams dar.

OB Reinwald hört den Ausführungen von Sandra Bähr (DRK Leimen) zu

Die Minuten zwischen Vorfall und Eintreffen des Rettungswagens kosten Patienten wertvolle Zeit und das kann im schlimmsten Fall auch das Leben kosten. Mithilfe einer speziellen Ausbildung könnten Freiwillige aus dem Dorf Erste Hilfe leisten und die sogenannte therapiefreie Zeit überbrücken, bis ausgebildete Sanitäter und Notärzte übernehmen können.  Die „Helfer vor Ort“ (kurz HvO) Ausbildung beginnt mit einem Erste-Hilfe-Kurs. Im Anschluss absolvieren Interessierte eine Sanitätsausbildung mit 64 Stunden Unterricht. Zudem ist ein zweitägiges Praktikum auf einem Rettungswagen und eine Funkausbildung erforderlich.

Die Helfer vor Ort gehen nach der Ausbildung jährlich in Fortbildungen und werden bei Einsätzen betreut. Hilfe direkt in der Nachbarschaft zu leisten, kann bedeuten, einen engen Vertrauten oder Bekannten in einer Notsituation zu erleben. Nicht immer ist das Gesehene leicht zu verarbeiten. Umso wichtiger ist ein Hilfenetz auch um die Helfenden. 

Doch mit dieser Ausbildung allein ist es nicht getan. Zusätzlich zu Menschen, die dazu bereit sind, benötigt der Ort ein Einsatzfahrzeug, passende Schutzkleidung für die Helfer und die nötige Erste-Hilfe-Ausrüstung. Um die erforderliche Summe von insgesamt 40.000 bis 50.000 € finanzieren zu können, benötigt das Dorf Unterstützung von der Stadtverwaltung.

Defibrillator an der alten Schule in Ochsenbach

Auch Defibrillatoren können Leben retten. Schlägt das Herz nicht mehr oder setzt ein Vorhofflimmern ein, kann der abgegebene Elektroimpuls des Defibrillators das Herz wieder zum Schlagen bringen. Auch hier entscheidet die Schnelligkeit über den Erfolg. Da der Zugang zum Defibrillator in der Schlossberghalle nicht rund um die Uhr gewährleistet werden kann, gibt es seit einigen Tagen weitere Geräte am Rathaus und an der alten Schule in Ochsenbach. 

Die Bedienung eines Defibrillators genauer zu betrachten, kann hilfreich sein, Ängste abzubauen und im Notfall souverän reagieren zu können.

Der Verein GGG sucht nun Freiwillige, die sich vorstellen können, als Helfer vor Ort tätig zu werden. Eine medizinische Vorausbildung ist nicht zwingend erforderlich. Um eine gute Abdeckung aller Tage zu erreichen, wäre eine Gruppenstärke von 20 Freiwilligen optimal, zumal diese Zahl sich automatisch dezimieren wird. Vergleichszahlen nennt Frau Bähr aus Malsch. Der Ort startete mit 20 Teilnehmern, von denen nun 10 aktiv im Einsatz sind und helfen.

Der Einsatz ist ehrenamtlich und es kommen keine Kosten auf die angehenden HvOs zu.

Wer seinen Erste-Hilfe-Kurs auffrischen oder die Bedienung eines Defibrillators von einem Fachmann erklärt haben möchte, kann sich ebenfalls direkt an GGG unter der E-Mail-Adresse [email protected] wenden.

Die Ortsteile Gauangelloch und Ochsenbach sind auf Unterstützung im Rettungssystem angewiesen. Durch engagierte Bürger, die sich als Helfer vor Ort ausbilden lassen und ihre Zeit investieren, könnte mehr Menschen schnell geholfen und die wertvolle Zeit des Wartens auf den Notarzt sinnvoll überbrückt werden.

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