Kirche – noch zu retten!? – MdL Staab/Knopf und drei Bürgermeister bei Pfarrer Lourdu


(pm – 14.7.23) Am Freitag 7. Juli haben sich die Landtagsabgeordneten Christiane Staab und Norbert Knopf sowie die Bürgermeister Hans D. Reinwald, Leimen, Joachim Förster, Nußloch, Hakan Günes, Sandhausen zusammen mit Pfarrer Arul Lourdu zu einem weiteren gemeinsamen Austausch am „Runden Tisch“ im Mauritiushaus in Leimen getroffen.
In den vorigen Treffen standen vorrangig verschiedene kommunalpolitische Themen der Bürgerinnen und Bürger, wie die Wohnungssituation oder die Betreuungspolitik im Fokus.

v.l.: MdL Norbert Knopf, Pfarrer Arul Lourdu, MdL Christiane Staab, Bgm. Joachim Förster, Bgm. Hakan Günes, OB Hans Reinwald

Bei der jetzigen Zusammenkunft hat Pfarrer Lourdu folgendes kirchenspezifische Thema gewählt: „Wie geht man mit der Situation der Kirche um“? Da die Medien gerade die Austrittszahlen der Katholiken in Deutschland von über 520.000 im Jahre 2022 veröffentlicht haben, war diese Frage ein sehr aktueller und brisanter Gesprächspunkt mit den Kommunal- und Landtagspolitikern.

Pfarrer Lourdu stellte dazu die Frage, welche Antworten oder Gedanken die Politik für die Zukunft der Kirchen geben können. Es folgte eine sehr engagierte Diskussion und gemeinsam wurde die entscheidende Aussage gemacht, dass für die Kirche der Mensch der Mittelpunkt sein muss. Auch wenn die Seelsorge vor Ort sehr gut wahrgenommen und angenommen wird, soll die Kirche von Deutschland in ihrer Haltung schauen, was sie für den einzelnen Menschen tun kann. Dabei spielt vor allem die Kinderbetreuung eine wichtige Rolle. Alle Politiker haben ausdrücklich gewünscht, dass die Kirche die Kindergärten nicht aufgeben soll.

Pfarrer Lourdu bestätigte, dass in der Betreuung der Kinder auch ein sehr wichtiger missionarischer Auftrag mit einher geht. Die Kirche kommt so mit den Familien in Kontakt und die christlichen Werte können vermittelt werden.

Zu den Kirchensteuereinnahmen gab es unterschiedliche Standpunkte. Manche Politiker meinten, dass die Kirche ein neues Finanzierungsmodell entwickeln und sich von dem Staatsvertragsmodell verabschieden muss, da dieses nicht mehr zeitgemäß ist. Andere haben betont, dass das laufende Modell Bestand haben muss, um neue Entwicklungen zu finanzieren.
Das Thema Missbrauch war ein weiterer Diskussionspunkt. Die Politiker bedauern sehr, dass die Kirche kaum etwas tut, um die negative Stimmung in positive Mitteilungen zu verwandeln. Man hat den Eindruck, dass die Kirche nur mit den Punkten Missbrauch und weiteren Skandalen beschäftigt ist und die Sorge und Nöte der anderen Menschen nicht berücksichtigt werden. In Bezug auf die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle sollten die Opfer die beste Aufmerksamkeit von der Kirche erhalten und von ihrem Schicksal befreit werden.

Insgesamt haben die Politiker bestätigt, dass die Kirche eine gewisse Entfremdung in der Gesellschaft zu spüren hat. Sie kommt bei der Basis nicht mehr an. Mit der Kirche geht ein Stück Heimat verloren. Der Umfang von hohen Würdenträgern gegenüber Menschen, die Anfragen stellen, sei sehr respektlos, eine eingebildete Grundeinstellung der Kirche im Zentrum der Macht. Für die Politiker ist der Glaube nicht das Problem, sondern die Institution Kirche. Die Gesellschaft erkennt nicht mehr den Mehrwert der Kirche. Eine provizierende Frage war: Wo sind die Menschenfischer? Die Gesellschaft braucht keine Menschenverwalter. Die Leitkultur in Deutschland ist das Christentum, betonten die Politiker. Die Kirche erkennt nicht, dass sie einen Kulturauftrag in Deutschland hat, den es auch zu wahren gilt.

Insgesamt sollen die Menschen spüren, besonders auch in Notsituationen, dass die Kirche und die Institutionen sich für sie engagieren und für ihre Belange eintreten. Dazu stellt Pfarrer Lourdu die Frage: „Wie kann die Kommune und die Kirche konstruktiv zusammen arbeiten? Es wurde geäußert, dass die Themen/Anfragen zwischen Kommune und Ortskirche transparenter gemacht werden sollen. Zur Sensibilisierung der Gemeinderäte in den Sitzungen, wo auch die Presse vor Ort immer dabei ist, sollen Kirchenberichte vorgelegt werden. Ein Standpunkt war auch, dass die Kirche mehr liefern muss, nicht nur fordern.

Die Kirche soll mehr Präsenz bei Veranstaltungen zeigen – soll greifbar und sichtbar sein. Es wurde beobachtet, dass der Stellenwert der Kirche in der Politik katastrophal ist, dass die Kirche negative Schlagzeilen macht und deshalb deren Bitte, die Politiker miteinzubeziehen in die Entscheidungen. Pfarrer und Hauptamtliche könnten gerne bei Gemeinderatssitzungen anwesend sein und evtl. mit geistlichen Impulsen begleiten. Damit geht die Kirche dorthin, wo die Gemeinde ist. Die Kirche ist gefragt, sich für Gerechtigkeit und Menschlichkeit einzusetzen.

Es wurde immer wieder betont, die Kirche vor Ort in Leimen-Nußloch-Sandhausen präsentiert eine andere Kirche, als die in den Medien und Gesellschaft dargestellt wird. Die Kommunal- und Landtagsabgeordnete und der Ortspfarrer sind sich einig, die Ausstrahlung der Katholischen Kirche von Leimen-Nußloch-Sandhausen weiter auszubauen und dieses Modell auch weiterzugeben. Bald findet ein Gespräch mit der Bistumsleitung und den Bürgermeistern statt und hier werden auch diese Gedanken weitergegeben. Nach zweistündigem Austausch endete der „Runde Tisch“ mit dem Wunsch auf eine weitere Zusammenkunft. 

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