Prinzenbrücke wird saniert: Steinernes Zeugnis adeliger Jagdgeschichte

(27.05.2025 mu) Die Prinzenbrücke am Gossenbrunnen ist ein historisches Kleinod der Stadtgeschichte, das allerdings in die Jahre gekommen ist und von Grünpflanzen überwuchert wurde. Am 5. Mai wurden diese Pflanzen nun von Gärtnern entfernt und die Brücke für die Sanierung vorbereitet.

Der Steinmetzbetrieb Erban Natursteine aus Neckargemünd wurde mit der Sanierung beauftragt und beginnt am 3. Juni mit den Arbeiten. Die Dauer der Sanierung ist auf rund drei Wochen angesetzt. In dieser Zeit muss mit Einschränkungen gerechnet werden, wofür um Verständnis gebeten wird. Bei Rückfragen steht das Tiefbauamt der Stadt Leimen unter [email protected] zur Verfügung.

Die Geschichte der Prinzenbrücke im Leimener Waldgebiet

Bei einer historischen Wanderung der Lokalen Agenda erläuterte der Lokalhistoriker Günter Kratschmar ausführlich die Historie dieses Bauwerkes, die wir hier kurz zusammenfassen.

Sandstein-Gedenkstein mit lateinischer Inschrift an der Prinzenbrücke in Leimen, aufgenommen im Waldgebiet

Die Teilnehmer der historischen Wanderung der Lokalen Agenda an der Prinzenbrücke

Die sogenannte Prinzenbrücke im Leimener Forst, nahe der historischen Goosquelle, geht auf das Jahr 1747 zurück. Ein Jahr zuvor hatte ein schwerer Wolkenbruch das ursprüngliche Bauwerk, dessen Entstehungszeit unbekannt ist, vollständig zerstört. Kurfürst Karl Theodor, Schwager von Friedrich Michael von Pfalz-Birkenfeld, veranlasste daraufhin den Neubau und übernahm die gesamten Kosten.

Die Brücke wurde aus Sandstein gefertigt, das Material stammte aus umliegenden Steinbrüchen bei Leimen. Sie diente unter anderem der Jagdgesellschaft von Friedrich Michael und später dessen Sohn Carl II. August als Zugang zum Jagdgebiet Hirschgrund. Diese Region wurde ab dem frühen 17. Jahrhundert regelmäßig von den Pfalzgrafen genutzt. Bereits 1603 war am Quellstein der Goosquelle eine Jahreszahl eingemeißelt worden, möglicherweise als Zeichen der Inbesitznahme.

SERENIS CAROLO AUGUSTO FRIDERICI M. (MAGNI) FILIO ORBIS PALATINI PER CAROLUM THEODORUM FELICIS AMORI PONS HIE DICATUR UNO EIUS NOMINE GLORIOSUS COELUM ANNUAT ET VOTA NOSTRA SECUNDET.

Im Jahr 1770 musste die Brücke erstmals repariert werden. Ein Steinmetz aus Nußloch fertigte dabei zwei Gedenksteine – einer davon, in lateinischer Sprache, ist heute noch erhalten. Er erinnert an Carl August und die Widmung durch Karl Theodor. Der deutsche Pendantstein gilt als verloren.

Die Prinzenbrücke verband den Jagdplatz am Gossenbrunnen mit dem Umland, insbesondere mit Lingental. Die Infrastruktur diente dem Transport von Jagdgästen, Ausrüstung und Wildbret. Am Standort befanden sich zudem eine Jagdhütte, später ergänzt um ein steinernes Lusthaus und einen englischen Garten, errichtet von Carl August im Jahr 1770.

Die Anlage wurde mit dem Ende der feudalen Jagdpartien zunehmend vernachlässigt. Nach dem Tod Carl Augusts 1795 geriet der Ort in Vergessenheit. Erst im späten 19. Jahrhundert wurde die Umgebung des Gossenbrunnens wieder als Ausflugsziel erschlossen. Die Jagdhütte selbst wurde 1944 abgerissen.

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