Multiresistente Erreger in Krankenhäusern der Region
MRE-Netzwerk in der Metropolregion Rhein-Neckar – Ergebnisse der Punktprävalenzstudie liegen vor
(rnk) Multiresistente Erreger (MRE) sind zurzeit die große Herausforderung in der Medizin. Diese Erreger sind Bakterien, die durch ihre Antibiotika-Resistenzen die Therapie von Patienten erschweren. Für den betroffenen Patienten führt die eingeschränkte Therapiemöglichkeit oft zu einem verlängerten und komplizierten Krankheitsverlauf sowie einer erhöhten Sterblichkeit. Bekanntester Vertreter der MRE ist der Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA). Aber auch weitere multiresistente Keime wie Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE), und multiresistente gramnegative Stäbchenbakterien, die zum Beispiel eine Extended-Spectrum-Betalactamase (ESBL) bilden, gewinnen zunehmend an Bedeutung. Für die Einrichtungen des Gesundheitswesens resultieren aus den notwendigen Maßnahmen zur Vermeidung einer weiteren Verbreitung wie Isolierungs- und Sanierungsmaßnahmen ein deutlich erhöhter Arbeitsaufwand und erhöhte Kosten.
„Vor diesem Hintergrund sind gezielte Präventionsmaßnahmen, insbesondere an den Schnittstellen von stationärer und ambulanter Versorgung, unabdingbar und ein wesentlicher Beitrag zur Patientensicherheit und der öffentlichen Gesundheit“, erläutert Irmgard Behler, zuständige Dezernentin für das Gesundheitsamt Rhein-Neckar-Kreis beim Pressegespräch am Freitag, 7. Dezember 2012 im Heidelberger Landratsamt. Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass die Versorgung von Patienten mit Nachweis von MRE nicht nur die Kliniken betrifft, sondern alle Einrichtungen des Gesundheitswesens. Aus diesen Gründen ist eine gemeinsame Strategie zur Prävention der Weiterverbreitung multiresistenter Erreger notwendig.
Daher haben sich auf Einladung der zuständigen Verantwortlichen von vier Gesundheitsämtern in der Region – Dr. Oswinde Bock-Hensley, Gesundheitsamt Rhein-Neckar-Kreis, Dr. Sebastian Kevekordes, Gesundheitsamt Rhein-Pfalz-Kreis, Camillo Wentz, Gesundheitsamt Mannheim und Dr. Manfred Zolg, Gesundheitsamt Kreis Bergstraße – alle 40 Krankenhäuser in der Metropolregion Rhein-Neckar (MRN) zum MRE-Netzwerk in der MRN zusammengeschlossen, um die Verbreitung der MRE unter anderem durch einheitliche Hygienemaßnahmen zu verringern. Drei der 40 am MRE-Netzwerk beteiligten Krankenhäuser der Region Bergstrasse haben sich mittlerweile dem Netzwerk MRE Südhessen angeschlossen.
Das MRE-Netzwerk in der Metropolregion trifft sich seit rund zwei Jahren regelmäßig mit dem Ziel, die Verbreitung multiresistenter Erreger durch interdisziplinäre Bearbeitung und Kommunikation von spezifischen Themen und Fragestellungen bezüglich des Umgangs mit multiresistenten Erregern innerhalb der teilnehmenden Kliniken zu verringern. Ebenso will das Netzwerk einheitliche Vorgehensweisen rund um MRE auf der Basis der aktuellen Rechtsgrundlage erarbeiten. In dem Netzwerk lernen sich alle hygieneverantwortlichen Mitarbeiter der Krankenhäuser kennen und diskutieren miteinander über MRE-Probleme.
„Ich bin absolut erstaunt, dass alle teilnehmenden Krankenhäuser sich aktiv an der Netzwerkarbeit beteiligen und auch alle Häuser an der Prävalenzstudie teilgenommen haben“, freut sich Dr. Sebastian Kevekordes vom Gesundheitsamt Rhein-Pfalz-Kreis. Und Dr. Oswinde Bock-Hensley ergänzt: „Die Zusammenarbeit zwischen den Krankenhäusern und den Gesundheitsämter trägt dazu bei, Qualität in die MRE-Arbeit in der Region zu bringen und die Infektionslage transparent darzustellen.“
Um Hygienemaßnahmen zu verändern, ist es notwendig, die aktuelle MRE-Situation zu kennen. Hierzu hat das Netzwerk im Oktober 2012 eine Punktprävalenzstudie durchgeführt. Diese beinhaltet, dass an einem Tag in jedem Krankenhaus erfasst wird, wie viele Patienten mit MRE zurzeit im Krankenhaus sind und welche Konsequenzen dies hat. Diese von allen 37 Krankenhäusern erhobenen Daten wurden ausgewertet und werden von Prof. Dr. Constanze Wendt, Labor Limbach, vorgestellt.
Die teilnehmenden Kliniken hatten zum Untersuchungszeitpunkt insgesamt 8.741 Patienten, von denen nur 4,3 Prozent mit einem oder mehreren Antibiotika-resistenten Erreger besiedelt waren. Die Kliniken haben für diese Patienten Schutzmaßnahmen entsprechend den Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) durchgeführt, die dazu führten, dass 205 Betten nicht belegt wurden.
„Fazit der Untersuchung ist, dass die Krankenhäuser der Rhein-Neckar-Region dem Problem eine hohe Aufmerksamkeit schenken und einige Ressourcen investieren, um eine weitere Verbreitung der Erreger in den Kliniken zu verhindern“, so Prof. Wendt. Durch die unterschiedliche Spezialisierung der Kliniken ist auch das Patientenklientel unterschiedlich und damit auch die MRE-Zahlen der Einrichtungen. „Das Risiko des Patienten für eine Besiedelung oder Infektion mit MRE ist unter anderem abhängig von der Schwere der Erkrankung und individuellen Faktoren aber auch den jeweiligen Hygienemaßnahmen im Krankenhaus“, erläutert die Expertin für Hygienemaßnahmen weiter.
MRE ist in unserer Region auf einem niedrigen Niveau vorhanden. Alle Krankenhäuser sind engagiert, die Hygienemaßnahmen konsequent umzusetzen und mögliche Infektionen zu verhindern. Doch es bleibt noch viel zu tun. Die multiresistenten gramnegativen (MRGN) Erreger sind derzeit auf dem Vormarsch. Um das Übel an der Wurzel zu packen, muss versucht werden, dem hohen Antibiotikaverbrauch entgegenzuwirken, der mitverantwortlich für die zunehmende Resistenzentwicklung der Bakterien ist.
Die enge Zusammenarbeit der Kliniken der MRN schafft Transparenz und Lösungsansätze im Umgang mit MRE, von denen letztendlich die Patienten der Region profitieren, so das Fazit der Verantwortlichen in den vier Gesundheitsämtern der Region.
Weitere Informationen zu MRE als PDF: Auswertung Punktprävalenz
MRE Netzwerk in der Metropolregion – Teilnehmende Einrichtungen: (Stand: Dezember 2012) Gesundheitsamt Heidelberg: · Universitätsklinikum Heidelberg · Nierenzentrum Heidelberg · GRN (Gesundheitszentren Rhein-Neckar gGmbH)-Kliniken o Schwetzingen o Eberbach o Sinsheim o Weinheim · GRN-Kliniken für Geriatrische Rehabilitation o Schwetzingen o Sinsheim o Weinheim · Krankenhaus Salem gGmbH (Träger Ev. Stadtmission) · Krankenhaus St. Vincentius (Träger Ev. Stadtmission) · Klinik Sankt Elisabeth · St. Josefskrankenhaus Heidelberg · Thoraxklinik-Heidelberg gGmbH · ATOS Klinik Heidelberg · SRH Kurpfalzkrankenhaus Heidelberg GmbH · AGAPLESION BETHANIEN KRANKENHAUS gGmbH · Psychiatrisches Zentrum Nordbaden, Wiesloch · Kliniken Schmieder – Heidelberg · Rehaklinik Heidelberg – Königstuhl · Ethianum-Klinik-Heidelberg Gesundheitsamt Ludwigshafen: · Klinikum der Stadt Ludwigshafen am Rhein gGmbH · Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Ludwigshafen · Krankenhaus Zum Guten Hirten / St. Vincentius Krankenhaus, Speyer · St. Marien- und St. Annastiftskrankenhaus · Stadtklinik Frankenthal · Diakonissen-Stiftungs-Krankenhaus Speyer Gesundheitsamt Mannheim: · Universitätsmedizin Mannheim · Diakoniekrankenhaus Mannheim GmbH · Theresienkrankenhaus und St. Hedwig-Klinik GmbH, Mannheim · Zentralinstitut für seelische Gesundheit, Mannheim Gesundheitsamt Heppenheim: · St. Marien Krankenhaus Lampertheim · St. Josef-Krankenhaus, Viernheim · Kreiskrankenhaus Bergstraße gGmbH – Heppenheim · Heilig-Geist Hospital – Bensheim Ihre lokale Internetzeitung für Leimen, Nußloch, SandhausenKurz-URL: https://leimenblog.de/?p=26727