Sandhausen: Werner Berger nach 16 Jahren Gemeinderat mit Bürgermedaille geehrt

6069 - Werner Berger - 1(fwu – 16.12.57) Werner Berger steht nicht gerne im Mittelpunkt und Lobeshymnen auf sich, die mag er ebenfalls nicht gerne hören. Am vergangenen Montag jedoch hatte er keine andere Wahl. Nach 16 Jahren schied Werner Berger aus gesundheitlichen Gründen aus dem Gemeinderat aus. Bürgermeister Georg Kletti würdigte seine erfolgreiche Arbeit und dankte Werner Berger, der sich nun „Alt-Gemeinderat“ nennen darf, für sein Engagement mit folgenden Worten:


Sehr geehrte Ratsmitglieder! Verehrte Gäste! Sehr geehrter Herr Berger!

Der Gemeinderat hat soeben festgestellt, dass Sie – sehr geehrter Herr Berger – gemäß § 16 Gemeindeordnung aus dem Gemeinderat ausscheiden. Ich darf die Gelegenheit nutzen, Ihnen persönlich als Bürgermeister, aber auch im Namen des Gemeinderats, der Gemeindeverwaltung sowie der gesamten Bürgerschaft Dank zu sagen für Ihr 16-jähriges ehrenamtliches Engagement im Gemeinderat.

6069 - Werner Berger - 2Unterstreichen darf ich diesen Dank mit der Überreichung der Bürgermedaille in Silber und dem Titel Altgemeinderat, deren Verleihungen an Sie der Gemeinderat in seiner Sitzung am 30. November diesen Jahres beschlossen hat. Heute werden Sie ausgezeichnet, weil Sie sich für unser Gemeinwesen viele Jahre engagiert haben. Sie werden geehrt, weil Sie freiwillig und großzügig von einem Gut gegeben haben, das besonders wertvoll ist und nicht von Ihnen selbst vermehrt werden kann: Sie gaben Ihre Zeit und stellten sie in den Dienst unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger.

Mit der heutigen Ehrung setzen wir ein Zeichen. Wir machen deutlich, wen und was unsere Gemeinde schätzt, wer und was ihr wichtig ist. Ehre mag heutzutage ein altmodischer Begriff sein – aber das, was dahinter steht, wenn jemand ausgezeichnet wird, das ist topaktuell.

Denn wo kämen wir hin ohne Bürgerinnen und Bürger, die sich ehrenamtlich engagieren und es zu ihrer Aufgabe machen, etwas zum Wohlergehen ihrer Gemeinde zu tun. Wir brauchen Menschen, die sich in ihrem Alltag für ihr Gemeinwesen einsetzen und Verantwortung für ihr Umfeld übernehmen. Sie sind es, die unsere Gemeinschaft, die unsere Gesellschaft funktionstüchtig machen und ihr Wärme verleihen.

Diesen Einsatz haben Sie, sehr geehrter Herr Berger, stets gezeigt. 1999 bekamen Sie erstmals das Mandat eines Gemeinderats übertragen und gehörten seit dem ununterbrochen dem Ortsgremium an. Es ist eine hohe Anerkennung der geleisteten Arbeit, wenn die Bürgerinnen und Bürger bei den jeweiligen Wahlen mit stets steigender Stimmenanzahl jemandem immer wieder das Vertrauen aussprechen, denn es geht hier um das Werden und Wachsen der Gemeinde, um Perspektiven für die Zukunft – darum, denen zu helfen, die sozial nicht so gut gestellt sind, um Lebensräume und Lebensträume für junge Menschen – das alles verbirgt sich hinter dem abstrakten Begriff Daseinsvorsorge, den der Gemeinderat mit Leben erfüllen muss.

Ich könnte hierzu jetzt viele Bauprojekte und Beispiele aufzählen, die in Ihrer Amtszeit verwirklicht wurden. Ich werde dies nicht tun; der zeitliche Rahmen der heutigen Sitzung würde dadurch aus den Fugen geraten. Lassen Sie mich dennoch Ihre Steckenpferde erwähnen, die besondere Zeichen der sozialen und der umweltpolitischen Verantwortung waren, wie zum Beispiel die Weiterentwicklung der schulischen Infrastruktur und der Kindergartenversorgung aber auch die Reduzierung des Energieverbrauchs in gemeindeeigenen Gebäuden und bei der Straßenbeleuchtung. Doch nicht nur hier – sehr geehrter Herr Berger – sondern auch in vielen anderen Gebieten, haben Sie sich mit großem Engagement und Sachverstand eingebracht.

Darüber hinaus waren Sie von 1999 bis 2004 stellvertretender und ab 2004 bis heute Vorsitzender bzw. Sprecher der SPD-Fraktion. Sie vertraten Ihre Fraktion in allen Ausschüssen und die Gemeinde als Vertreter im Abwasserzweckverband „Untere Hardt“ und im Nachbarschaftsverband. Darüber hinaus arbeiteten Sie in unterschiedlichen Vereinen mit und waren viele Jahre lang 1. Vorsitzender des SC-Sandhausen. Für Ihr Wirken in der Kommunalpolitik wurden Sie im Jahr 2012 mit der Ehrennadel des Gemeindetages in Silber ausgezeichnet.

Sehr geehrter Herr Berger, erlauben Sie mir aber an dieser Stelle noch ein ganz persönliches Wort: Wir beide waren – allen hier ist es bekannt – über gewisse Vorstellungen nicht immer einer Meinung. Gerade deshalb jedoch werden Sie mir ganz besonders fehlen. Das mag auf den ersten Blick ungereimt klingen, ist jedoch kein leeres Wort. Denn unsere Demokratie lebt von der Vielfalt der Meinungen. Sie sind aber nur dann lebensfähig, wenn die unterschiedlichen Auffassungen nicht unversöhnlich aufeinander prallen, sondern hinter dem Dissens die Bereitschaft zum Konsens steht, der schließlich in den Kompromiss mündet.

Unseren Bürgern ist schließlich nicht mit sturer Prinzipienreiterei gedient, sondern nur mit sachgerechter Problemlösung. Recht zu bekommen ist nicht wichtig, sondern wichtig ist, das Richtige zu tun. Weil Sie immer eine durchdachte eigene Meinung hatten, diese auch mit Überzeugungskraft zu vertreten wussten, aber dennoch nicht an die eigene Unfehlbarkeit glaubten, bereitete es mir ein Vergnügen, mit Ihnen zunächst als Gemeinderat und anschließend als Bürgermeister zusammenzuarbeiten.

Ich habe versucht, in ganz kurzen Auszügen Ihr Engagement für unsere Gemeinde darzustellen. Dabei wollen wir nicht vergessen, dass dies ehrenamtlich geschieht und man bekannterweise nicht immer über die Freizeit verfügt, um solchen ehrenamtlichen Tätigkeiten nachzukommen. Sicherlich mussten private Belange in der Vergangenheit oftmals zurückgestellt werden, um dieser Aufgabe gerecht zu werden. Trotz dieser Widrigkeiten haben Sie sich immer wieder dieser Arbeit gestellt und sich ziel- und verantwortungsbewusst mit ganzer Kraft für das Wohlergehen unserer Gemeinde eingesetzt.

Diese Leistung findet heute in der Verleihung der Bürgermedaille in Silber ihre angemessene Würdigung. Und ich freue mich nun, Ihnen sehr geehrter Herr Berger, besser gesagt dir, lieber Werner – ich komme jetzt zum Du, wir kennen uns ja schon seit mehr als 20 Jahren – ich freue mich nun dir diese Auszeichnung überreichen zu dürfen. Ich beglückwünsche dich dazu sehr herzlich und ich darf jetzt den Wortlaut der Urkunde verlesen.

Lieber Werner, nochmals vielen Dank für die gute Zusammenarbeit in der Vergangenheit. Für die Zukunft wünschen wir dir all‘ das, was du dir selbst wünschst, vor allen Dingen Gesundheit und Zufriedenheit.


Auch Fraktionskollege Frieder Flory sparte nicht mit anerkennenden Worten:

6037 - Flory

Frieder Flory

„Dir wurde heute die „rechte“ Ehrung zuteil. In der Tat: Eine stolze Leistung des Gemeinderates Werner Berger! Was hat Dich auf diesem Weg getrieben? Was war Dein Ziel? Hier trifft das Wort von Konfuzius am besten: „Der Weg ist das Ziel“. Was war es, das Dich so ausgezeichnet hat? Tatkraft, Durchsetzungsvermögen, Aufrichtigkeit, Motivation und Überzeugungskraft, richtig dosiert, erbrachten Dir aufrichtigen Respekt! Hermann Hesse sagte: „Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen. Du hast dies für unsere Gemeinde versucht und auch in vielen Fällen erreicht. Du warst für uns alle ein guter Kommunalpolitiker und ein guter Sandhäuser. Du bist immer bescheiden geblieben und liebtest es nicht sonderlich, geehrt zu werden. Hierzu ein Wort von Goethe: „Die Tat ist alles, nichts der Ruhm“.

6065 - Berger Schulze GR SA

Thomas Schulze (r.) übernimmt den Fraktionsvorsitz von Werner Berger

Deine Kollegen der Gemeinderatsfraktion danken Dir für Deine zielstrebige und erfolgreiche Ratsarbeit, danken Dir für viele Jahre Freundschaft und wünschen Dir im neuen Lebensabschnitt Gesundheit, Glück, Ruhe und viel Zeit für alles, was Du in den letzten Jahren entbehren musstest.“

Thomas Schulze, der nun den Fraktionsvorsitz übernimmt sagte: „Werner Berger ist Kommunalpolitiker mit Herz und Verstand. Ein brillanter Analytiker, einer, der zu seinem Wort steht, eine große Persönlichkeit und ein wahrer Freund“. Wie sehr ihn seine Fraktion schätzt, war auf der Grußkarte für Werner Berger zu lesen: Niemals geht man so ganz.


Werner Bergers Schlußwort im Gemeinderat

„Die Zeit mit den Kolleginnen und Kollegen war geprägt von vielen wichtigen Entscheidungen, von politischem Dialog, teilweise mit unterschiedlicher Ausrichtung aber doch eigentlich sehr fair. Dafür sage ich schon einmal Danke. Auch weil ich weiß, dass ich auch nicht immer einfach war. Ihr dürft mir glauben, dass ich nicht freudestrahlend aus diesem Rund ausscheide. Ganz im Gegenteil, Ihr werdet mir fehlen.

In den letzten Tagen wurde ich gefragt, ob das Ausscheiden aus Frust erfolge weil nicht alles so gelaufen sei wie gerne gewollt, dazu sage ich hier offen und deutlich: Nein. Obwohl manche der Gemeinderatssitzungen alles andere als vergnügungssteuerpflichtig waren. Aber es fehlt mir einfach die Kraft und Gesundheit die mich nicht weitermachen lässt.

Ich bin stets bei meinen Entscheidungen von dem mir geleisteten Eid: „Stets zum Wohle der Einwohner und der Gemeinde“ geleitet gewesen. Dies war auch den Menschen bewusst, die mich mehrfach in diesen Rat gewählt, die mir Ihr Vertrauen geschenkt haben. Bei diesen Wählerinnen und Wählern bitte ich um Verständnis, dass ich nicht bis zum Schluss durchhalten konnte. Was mir noch bleibt ist der Wunsch, dass alle im Rat stets gute Entscheidungen treffen mögen.“

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