Die Reformation in der Kurpfalz I – Die pfälzische Vorreformation 1518 bis 1556

von Oliver Mohr. In diesem Jahr wird weltweit ein großes religionsgeschichtliches Ereignis gefeiert: der Beginn der Reformation vor 500 Jahren. Und deshalb dürfen wir uns auch im Südwesten am 31. Oktober, dem fünfhundertsten Jahrestag des Thesenanschlags von Martin Luther an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg, eines zusätzlichen Feiertages erfreuen. Schauplatz der reformatorischen Ereignisse war jedoch nicht nur das im heutigen Sachsen-Anhalt gelegene Wittenberg. Auch unsere Gegend war im 16. Jahrhundert ein Zentrum der Reformation.

Bereits im April 1518 kam Luther zu einem akademischen Streitgespräch nach Heidelberg, das als „Heidelberger Disputation“ in die Geschichte eingegangen ist. Die Bilanz dieses Gesprächs war gemischt. Die Professoren der Heidelberger Universität lehnten die Thesen Luthers ab. Auch der Landesherr, Kurfürst Ludwig V. – einer der großen Heidelberger Schlossbauherren – zeigte, so viel man aus den Quellen weiß, kein großes Interesse an Luthers Lehren.

Immerhin konnte Luther eine Reihe junger Magister und Studenten der Universität beeindrucken. Einige wie Martin Bucer wurden später zu wichtigen Vertretern der Reformation in Südwestdeutschland. Auch im Kraichgauer Adel gewann Luther frühe Anhänger – am bekanntesten sicher Götz von Berlichingen, der seit 1517 auf der Burg Hornberg bei Mosbach residierte.

Kurfürst Ludwig V. blieb jedoch auf Distanz zur Reformation. Während der Bauernkriege gab er der reformatorischen Bewegung die Schuld an den Aufständen. Aber Ludwig machte einen unentschlossenen Eindruck, weder tat er sich als eifriger Verfolger der Erneuerungsbewegung hervor, noch als deren Befürworter. Erst unter seinem Bruder Friedrich II., der von 1544 bis 1556 regierte, wurde der evangelische Gottesdienst in der Rheinpfalz zugelassen.

Am 18. April 1546, einem Palmsonntag, wurde erstmals in der Heidelberger Heiliggeistkirche eine evangelische Abendmahlsfeier abgehalten. Jedoch geriet die Reformation in der Kurpfalz bald ins Stocken. Ursache war der Schmalkaldische Krieg, in dem Kaiser Karl V. über die protestantischen Reichsstände siegte. Nach dem Sieg des katholischen Kaisers musste sich auch der Pfälzer Kurfürst unterwerfen und die Reformation in der Pfalz zurückdrehen.

Die Bevölkerung selbst hatte kein Mitsprachrecht in der Frage, welche Konfession in den jeweiligen landesherrlichen Territorien gelten sollte, dies war allein Sache der Fürsten. So wurden die Menschen auch nicht gefragt, als 1556 ein erneuter, diesmal erfolgreicherer Anlauf unternommen wurde, das lutherische Bekenntnis in unserer Region einzuführen. Mit dieser Tat des Kurfürsten Ottheinrich wurde eine neue Phase in der konfessionellen Geschichte der Kurpfalz eingeleitet, wovon im nächsten Beitrag berichtet werden wird.

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