Alterstraumatologie für betagte Patienten der Orthopädie und Unfallchirurgie
An der GRN-Klinik Schwetzingen kooperieren Unfallchirurgen und Altersmediziner in der Behandlung von Patienten ab 70 Jahren.
Wer sich mit über siebzig wegen eines Knochenbruchs beispielsweise an Hüfte oder Oberschenkel stationär behandeln lassen muss, wird in der GRN-Klinik Schwetzingen doppelt gut betreut: Seit einem halben Jahr besteht die Kooperation „Alterstraumatologie“ zwischen den Abteilungen für Orthopädie und Unfallchirurgie sowie Altersmedizin. Konkret heißt das: Senioren, die meist außer dem Knochenbruch noch unter anderen gesundheitlichen Problemen leiden, werden auf der unfallchirurgischen Station (Chefarzt: Dr. med. Albert Rombach) vom geriatrischen Team um Chefarzt Dr. med. Florian von Pein mitversorgt.
Die Altersmediziner prüfen am Tag nach der Aufnahme, ob die Patienten spezielle rehabilitative Maßnahmen, zusätzliche Therapien oder Unterstützung für die Zeit im Krankenhaus und nach der Entlassung benötigen und leiten Entsprechendes in die Wege. „Knochenbrüche in diesem Alter sind immer kritisch, weil viele Seniorinnen und Senioren nur sehr schwer wieder auf die Beine kommen. Je nach Gesamtverfassung kann es passieren, dass sie gesundheitlich rapide abbauen. Das wollen wir durch die enge Zusammenarbeit mit den Kollegen der Altersmedizin verhindern“, erläutert Dr. Rombach.
Dr. von Pein ergänzt: „Unser gemeinsames Ziel ist es, einer Pflegebedürftigkeit vorzubeugen, unsere betagten Patienten möglichst ohne Einbußen an Gesundheit und Lebensqualität in ihren gewohnten Alltag zu entlassen und ihnen dabei alle Unterstützung zukommen zu lassen, die sie benötigen.“ Nach Einschätzung der beiden Ärzte werden jährlich rund 550 Patienten der GRN-Klinik Schwetzingen von der kooperativen Versorgung profitieren.
Die medizinische Versorgung von Knochenbrüchen bei Patienten im fortgeschrittenen Alter stellt die behandelnden Ärzte vor einige Herausforderungen: Abgesehen von der meist längeren Genesungszeit leiden die betagten Patienten in der Regel unter verschiedenen chronischen Erkrankungen wie beispielsweise Herzschwäche, Durchblutungsstörungen, Diabetes oder Demenz, die während des stationären Aufenthaltes mit berücksichtigt werden müssen. Sie nehmen verschiedene Medikamente ein, deren Wechsel- und Nebenwirkungen es unter anderem bei der Schmerztherapie zu beachten gilt.
Darüber hinaus können die erzwungene Bewegungseinschränkung sowie der Stress durch den Krankenhausaufenthalt beschleunigten Muskelabbau, Herzprobleme, Verwirrtheitszustände oder Lungenentzündungen nach sich ziehen. Dieses Risiko wird durch folgende Zahlen eindrücklich verdeutlicht: Rund ein Drittel der Patienten im Alter von 80 Jahren oder älter sterben nach einer Schenkelhalsfraktur. Viele weitere bauen in der Zeit der Therapie so stark ab, dass sie ihre Selbstständigkeit einbüßen oder nicht mehr in ihr gewohntes Leben zurückkehren können.
Altersmediziner sind Spezialisten für diese Problematik: „Was inzwischen in der gesamten Medizin zunehmend beherzigt wird, gilt ganz besonders bei älteren Patienten: Erkrankungen oder Verletzungen lassen sich nie isoliert behandeln, sondern nur mit Blick auf die Gesamtsituation. Hier kommt das geriatrische Team ins Spiel. Bei älteren Patienten stellt sich zudem immer die Frage: Wie geht es nach dem Krankenhausaufenthalt für sie weiter?“, so Claudia Frantz, Oberärztin der Abteilung Altersmedizin an der GRN-Klinik Schwetzingen, die mit ihrem Kollegen, Oberarzt Markus Bender, die klinik-interne Kooperation aufgebaut hat. Die Altersmediziner und eine speziell geschulte Fachkrankenpflegerin für Geriatrie kommen zu den betreffenden Patienten auf die Station, prüfen den Gesundheits- und Ernährungszustand und ob für den jeweiligen Patient eine geriatrische Frührehabilitation mit intensiver Physio- sowie Ergotherapie in Frage kommt. Die Patienten möglichst schnell wieder auf die Beine zu bekommen, hat oberste Priorität.
Einmal wöchentlich finden eine gemeinsame Visite mit Chefarzt Dr. Rombach sowie eine Teambesprechung mit Vertretern der Pflege und des Sozialdienstes statt. Dabei geht es nicht nur um die Anamnese und die Festlegung der am besten geeigneten Therapien, sondern auch um die Organisation notwendiger Unterstützung und Hilfsmittel in der Zeit nach der Entlassung, spezielle Ernährung, weiterführende Physiotherapie sowie Sturzprophylaxe – sind doch die meisten Knochenbrüche im Alter Folge von Stürzen. „Wir wollen den Patienten so gut wie möglich Mobilität und Selbstständigkeit erhalten“, betont Oberarzt Markus Bender.
Die Kooperation beinhaltet zudem jährlich vier interdisziplinäre Fortbildungsveranstaltungen für Ärzte, Pflegekräfte und Therapeuten, bei denen die besonderen Bedürfnisse der Seniorinnen und Senioren in den Blick genommen werden. Themen sind beispielsweise die altersentsprechende Medikation, die Sturzprophylaxe oder der angemessene Einsatz bzw. die Vermeidung freiheitsentziehender Maßnahmen bei dementen Patienten.
Im Rahmen der Sanierung von Patientenzimmern werden im nächsten Jahr spezielle Räumlichkeiten für die Patienten der Alterstraumatologie geschaffen. Diese Patientenzimmer sollen beispielsweise mit unterschiedlicher Farbgebung sowie großer Uhr mit Datumsanzeige dementen Patienten die Orientierung erleichtern. Eine spezielle Ausstattung mit besonders tief einstellbaren Betten und speziellen Sesseln – die bereits jetzt im Einsatz sind – erleichtert den Patienten das Aufstehen und hilft dabei, Stürze zu vermeiden.
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