Die Entwicklung der kirchlichen Jugendarbeit in 40 Jahren Dekanat Wiesloch

„Jugendarbeit war und ist Beziehungsarbeit“.

Von Thomas Macherauch. Das Dekanat Wiesloch wird 2016 40 Jahre alt. 1979, drei Jahre nach seiner Gründung, wurde ein Jugendreferat eingerichtet, eine Anlaufstelle im Dekanat für alle Fragen rund um Jugendarbeit: Gruppenleiter, Verbändevertreter, aber auch pastorale Mitarbeiter aus den Gemeinden konnten damals zu Herbert Luft kommen, dem ersten Fachreferenten. Er war mit Rat und Tat für alle Fragen offen. 1990 folgte ihm Matthias Ortseifen, 2000 Anna Larcher. Seit 2009 ist Carina Gottwald Ansprechpartnerin im Jugendbüro Am Adenauerplatz 1 in Wiesloch.

7019 - Carina GottwaldDie Kernaufgaben des Jugendbüros sind seit damals gleichgeblieben. Allerdings hat sich die Arbeit in den letzten Jahrzehnten profiliert. In der Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils in den 60er-Jahren fasste die Würzburger Synode 1975 den Beschluss „Ziele und Aufgaben kirchlicher Jugendarbeit“. Er war die Grundlage dafür, dass Jugendbüros entstehen konnten. 1992 folgten die „Jugendpastoralen Leitlinien“, die den Synodenbeschluss für die Erzdiözese Freiburg umsetzten. 2007 wurden sie überarbeitet und in den „Grundlagen der Jugendpastoral“ gebündelt. Darin finden sich Leitbild und Leitsatz der kirchlichen Jugendarbeit heute. Sie umfasst demnach vier große Bereiche: Freizeit, Spiritualität, Politik und Bildung. Wörtlich heißt es da: „Kirchliche Jugendarbeit fordert und fördert junge Menschen, in der Begegnung mit sich selbst, mit anderen und mit Gott ihre unverwechselbare Identität zu finden und so fähig zu werden, als Christinnen und Christen in Kirche und Gesellschaft zu handeln.“

7019 - Dekanat Jugendbüro WieslochWie in den Anfangsjahren sind heute noch die Jugendlichen selbst Hauptzielgruppe des Jugendbüros: „Wir bieten zum Beispiel Gruppenleiterschulungen an, abgestimmt auf Schüler und berufstätige Jugendliche, Schulungstage in der Region oder Schnupperkurse für alle, die Gruppenleiter werden wollen“, berichtet Jugendreferentin Carina Gottwald. Was die kirchliche Jugendarbeit von der in Vereinen unterscheidet, ist dieses „Plus“, sagt sie: „Gott spielt bei uns eine Rolle. Spirituelle Angebote, Gottesdienste, liturgische Nächte, Jugendkreuzwege gehören einfach dazu.“ Vieles davon wird vom Jugendbüro auf Dekanatsebene angeboten. Anderes geschieht zusammen mit den Seelsorgeeinheiten vor Ort. Regelmäßig treffen sich die pastoralen Mitarbeiter mit der Jugendreferentin, klären Bedarfe und beraten über jugendpastorale Fragen, Herausforderungen und Entwicklungen.

Zu diesen gehört das Thema Prävention. Seit Jahren bemüht sich die kirchliche Jugendarbeit um einen grenzachtenden Umgang, eine Kultur der Wertschätzung, von Achtung und Respekt. Um dafür zu sensibilisieren, gibt es entsprechende Angebote. Mit den bekanntgewordenen Missbrauchsfällen in der Kirche aber hat diese Arbeit eine neue Dimension bekommen: Wer in der Jugendarbeit aktiv sein will, muss nicht nur eine Erklärung zum grenzachtenden Umgang unterschreiben. Er muss auch ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorlegen. So will es das Gesetz. Darüber aufzuklären, Schutzschulungen anzubieten und dazu beizutragen, das Präventionsthema in den Pastoralkonzeptionen der Seelsorgeeinheiten zu verankern, gehört mittlerweile zu den Aufgaben des Jugendbüros.

„Die Zeiten haben sich geändert“, blickt Carina Gottwald auf die letzten Jahre zurück. Neue Umstände haben dazu geführt, dass sich die Jugendbüros neu aufstellen müssen. Die Jugendreferentin hat dabei nicht nur die Präventionsarbeit im Blick! Die Strukturen haben sich gewandelt: „Haben sich Jugendliche aus den Pfarreien früher auf Dekanatsebene vernetzt, tun sie das heute in den Seelsorgeeinheiten. Diese bestehen aus mehreren Pfarreien und sind zum Teil riesig!“ Zwar gibt es nach wie vor die Ministrantenrunde auf Dekanatsebene und Verbände wie die KjG mit eigenem Dekanatsteam. Einige Angebote im Jugendbüro aber fallen mangels Nachfrage aus. „Die frühere ‚Komm-her‘-Struktur entwickelt sich zu einem ‚Geh-hin‘-Angebot“, beschreibt das Gottwald.
Hinzu kommt, dass Jugendliche durch das Schulsystem immer weniger Zeit für kirchliche Angebote haben. Projekte wie die „72 Stunden-Aktion“, bei der sich Jugendliche überschaubar für 72 Stunden engagieren, gibt es daher schon lange. „Jugendarbeit war und ist aber Beziehungsarbeit“, ist sich Gottwald sicher. „Wir müssen deshalb darüber nachdenken, wie wir kontinuierlich bei den Jugendlichen präsent sein können.“ Eine Idee ist es, Angebote in Ganztagesschulen in den Blick zu nehmen.

Diese Idee passt zu den Überlegungen, wie sich die Jugendarbeit grundsätzlich weiterentwickeln kann. „Jugendpastorale Teams“ ist ein Schlagwort, das aus der Abteilung Jugendpastoral im Erzbischöflichen Seelsorgeamt Freiburg zu hören ist. Schon lange arbeiten die Jugendbüros Heidelberg-Weinheim, Kraichgau, Mannheim und Wiesloch zusammen. Das soll künftig noch enger geschehen. Die Jugendreferenten der Region könnten sich zum Beispiel spezialisieren. Die Jugendreferentin aus Wiesloch wäre dann unter Umständen regionale Fachfrau für Schutzschulungen. Ihr Kollege aus Heidelberg könnte die Vertretung im Kreisjugendring und dem Jugendhilfeausschuss übernehmen und politische Lobbyarbeit machen. In Mannheim wäre die Jugendkirche voranzubringen und vom Kraichgau her könnte die Jugendpastoral in der Schule Profil gewinnen. Gleichzeitig könnten die Jugendbüros vor Ort als Anlaufstellen bestehen bleiben – vielleicht mit festen Sprechzeiten.

„Bisher ist das alles Theorie. Aber andere Zeiten brauchen andere Strukturen“, meint Gottwald. Klar ist, dass die Verantwortlichen nicht warten wollen, bis sie der Zug der Zeit überrollt. „Wir wollen aktiv gestalten und die jahrzehntelang gewachsene, gute Jugendarbeit fortführen.“ Gottwald erinnert dabei an das, was seit Jahren im Leitbild der Jugendpastoral steht: „Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen.“ Und genau darum geht es nun mehr denn je: den Wind des Wandel dynamisch zu nutzen – zugunsten von Kindern und Jugendlichen.

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