Die „Winterreise“ von Schubert – passend zum aktuellen Winterwetter

(ul – 2.3.18) Der Liederzyklus „Winterreise“ von Schubert erklang im romantisch geschmückten Erhard Renner Saal der Liedertafel, gesungen von Hans-Josef Overmann und begleitet am Flügel von Adelheid Lechler. Trotz oder auch wegen des Winterwetters war das Konzert sehr gut besucht.

Es ist die tragische Geschichte einer verlorenen Liebe. „Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh’ ich wieder aus“ – mit diesen Versen von Wilhelm Müller beginnt die „Winterreise“, der bekannteste Liederzyklus der Romantik. Wer kennt daraus nicht den „Lindenbaum“, Melodie von Schubert, Chorfassung von Friedrich Silcher, ein „Muss“ für jeden deutschen Männerchor.

Im Verlauf des Zyklus gelang Schubert die Darstellung des existentiellen Schmerzes des Menschen. Der Hörer wird immer mehr zum Begleiter des Wanderers, der zentralen Figur der Winterreise. Dieser zieht nach einem Liebeserlebnis aus eigener Entscheidung ohne Ziel und Hoffnung hinaus in die Winternacht. Ein durchgehender Handlungsstrang lässt sich nicht erkennen. Es handelt sich eher um einzelne Eindrücke des jungen Wanderers. Auf den 24 Stationen seines passionsgleichen Weges ist er zunächst starken Stimmungsgegensätzen von überschwänglicher Freude bis hin zu hoffnungsloser Verzweiflung ausgesetzt.

Sein lyrisches Ich bemerkt, dass Tränen gefroren von seinen Wangen fallen, und wundert sich, weshalb diese zu Eis erstarren können, da sie doch aus der heißen Sehnsucht nach seiner Liebsten geboren wurden. Ebenso ist es zu deuten, wie dieses Ich durch den Schnee wandert und die Spur der Geliebten sucht.

Die meisten Lieder sind nicht mit eingängigen Melodien versehen, was die Interpretation besonders erschwert. Hans-Josef Overmann und Adelheid Lechler, die all die unterschiedlichen Eindrücke ausgewogen und punktuell genau am Flügel begleitete, haben dies mit Bravour gemeistert. Welch wunderbarer Abschluss eines Winterwochenendes. -ul-