Ein begeisterndes Konzert, bei dem nur die Füße der Musiker zu sehen waren
(fwu – 11.3.25) Am vergangenen Sonntag erlebte die St. Aegidius-Kirche in St. Ilgen einen fulminanten Auftakt einer neu belebten Konzertreihe. Nach fünfjähriger Pause begrüßte Melanie Jäger-Gubelius, hauptamtliche Kirchenmusikerin und Chorleiterin, die zahlreich erschienenen Gäste herzlich zur Wiedereröffnung dieser musikalischen Tradition.
Den Auftakt gestaltete Till Otto, Kirchenmusikstudent aus Heidelberg, der demnächst als hauptamtlicher Kirchenmusiker in Birkenau und der Christuskirche Heidelberg tätig sein wird. Mit beeindruckender Virtuosität präsentierte er Werke von Johann Sebastian Bach, darunter eine Orgeladaption von Vivaldis Concerto für Streicher. Diese Bearbeitung zeugte von Bachs Bestreben, durch das Kopieren und Adaptieren anderer Kompositionen seine eigenen Fähigkeiten zu erweitern und neue Formen zu erlernen.
Ein besonderes Highlight des Abends war die gemeinsame Darbietung von Melanie Jäger-Gubelius und Till Otto. Sie interpretierten den zweiten Satz aus Gustav Merkels vierhändiger Orgelsonate, einem Werk, das 1857 aufgrund eines Preisausschreibens komponiert wurde und Merkels künstlerischen Durchbruch markierte. Die Synchronität und Harmonie der beiden Organisten begeisterte das Publikum.
Das Programm umfasste zudem Werke von Mozart, darunter eine Orgelbearbeitung einer Arie aus der „Zauberflöte“ sowie das Adagio für Glasharmonika. Letzteres, ursprünglich für ein von Benjamin Franklin entwickeltes Idiophon komponiert, wurde von Otto meisterhaft auf der Orgel interpretiert und entführte die Zuhörer in eine sphärische Klangwelt.
Nur die Füße der Musiker waren zu sehen
Ein weiterer Höhepunkt war die Projektion des Fußspiels der Organisten auf eine Leinwand. Diese innovative Idee ermöglichte es den Zuschauern, das präzise Zusammenspiel der Füße auf dem Pedal in Echtzeit zu verfolgen, was für viele ein durchaus humorvolles und dennoch faszinierendes Erlebnis darstellte.
Die Auswahl der Stücke spiegelte eine breite Palette musikalischer Epochen und Stile wider. Von Georg Böhms Kompositionen, die an die Lehrjahre des jungen Bach erinnerten, bis hin zu zeitgenössischen Werken wie „Be Thou My Vision“ von Zsolt Gárdonyi und „Ubi caritas“ von Denis Bédard, die traditionelle Melodien mit modernen Harmonien verbanden.
Abschließend lud das Duo das Publikum ein, gemeinsam einen Choral zu singen, wodurch eine verbindende und feierliche Atmosphäre entstand. Der langanhaltende Applaus zeugte von der Begeisterung der Anwesenden und dem gelungenen Neustart der Konzertreihe.
Juwel St. Aegidius-Kirche und Orgel
Die St. Aegidius-Kirche erwies sich erneut als idealer Veranstaltungsort. Als älteste und schönste Kirche der Region bietet sie nicht nur eine hervorragende Akustik, sondern beherbergt auch eine der besten Orgeln im Umkreis. Das 1995 von der Firma Vleugels neu gebaute Instrument beeindruckt durch seine klangliche Vollkommenheit, wie bereits Orgelinspektor Kohlmann in seinem Abnahmebericht lobte.
Die Konzertreihe wird am 25. Mai mit einem Gemeindekonzert fortgesetzt, bei dem Hobby-Musiker aus der gesamten Seelsorgeeinheit ihr Talent präsentieren können. Anmeldungen hierfür sind ab sofort möglich. Der Erlös der Konzerte kommt der anstehenden Ausreinigung der Orgel in St. Aegidius zugute.
Insgesamt war der Abend ein musikalischer Genuss und ein vielversprechender Auftakt für die kommenden Veranstaltungen in der St. Aegidius-Kirche.
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