Enkeltrick, Heiratsschwindel und Co.: Sicherheit im Fokus beim VdK Stammtisch

Volles Haus im VfB Vereinslokal beim Vortrag


(mmö – 5.4.24) Großes Interesse beim dritten VdK-Stammtisch:  Präventionsbeauftragter des Polizeireviers Wiesloch klärte über Enkeltrick & Co auf.

v.l.: Martin Möll, Hauptkommissar Jürgen Engelhardt, Wolfgang Ebner, Krystyna Kubitza

Wo Menschen sind, da menschelt es oder im kriminellen Fachjargon ausgedrückt, wo Geld, Wertgegenstände und Reichtum sind, da sind Gauner und Kriminelle nicht weit. So war es damals im Mittelalter schon und heute ist es noch immer so. Nur die Art und Weise der Kriminalität hat sich der Moderne und Neuzeit angepasst.

Wo früher noch Preisetiketten, die einen günstigen Preis ausweisen, abgemacht wurden und auf das Objekt der Begierde, welches mit einen viel höheren Preis ausgezeichnet war, geklebt wurden, treiben heute Klein- und Großkriminelle mit ganz anderen Taten ihr Unwesen. Anders ausgedrückt, früher bewegte sich die Schadenssumme im 100.000 Euro Bereich. Heute beläuft er sich allein in der Bundesrepublik auf eine Milliardensumme.

Von diesem Sodom und Gomorra der Kriminalität berichtete der Präventionsbeauftragte des Polizeireviers Wiesloch, Hauptkommissar Jürgen Engelhardt beim jüngsten VdK-Stammtisch, der wieder in der Vereinsgaststätte des VfB Leimen stattfand. Dass das Interesse groß war, sah man sofort. Weit vor Beginn des Vortrags füllte sich das Clubhaus und als der Vortrag begann, waren alle Stühle restlos besetzt. Jürgen Engelhardt begann seinen interessanten Vortrag damit, dass er zunächst auf die Kriminalitätsstatistik der großen Kreisstadt Leimen einging. Im zurückliegenden Jahr 2023 gab es insgesamt 153 Fälle im Bereich von Enkeltrick und Co. Diese Zahl führte zu einem Raunen im Plenum, hatte doch niemand gedacht, dass Leimen dermaßen in den Focus solcher Gaunereien gerückt ist. 

Schwerpunkte seines Vortrags sollten vor allem die Bereiche ‚Haustür‘ und ‚Telefon‘ sein, denn davon sind sehr viele Menschen und Opfer bundesweit betroffen. Es gibt nichts, was es nicht gibt, so Engelhardt. Die Kriminellen sind schlau und passen sich den Gegebenheiten an, aber immer mit dem Ziel in die Wohnung ihres Opfers zu gelangen (Haustürgeschäft) und schließlich an das Hab und Gut des ausgewählten Opfers zu gelangen.

Ob Schockanruf (falscher Polizeibeamter ruft an und verlangt eine Kaution), Zustellung eines hochwertigen Pakets (Vorauslage von Geld für die anschließende Zustellung des Pakets), Online-Daten ausspionieren (Phishing), Glas Wasser-Trick (Gauner bittet um ein Glas Wasser), Toiletten-Trick (Gauner bittet die Toilette benutzen zu dürfen), Zettel-Trick (Gauner bittet um einen Zettel, um eine wichtige Nachricht beim Nachbarn zu hinterlassen), Blumenstrauß-Trick (Gauner möchte dem Nachbarn einen Blumenstrauß da lassen und bittet um eine Vase mit Wasser), falscher Handwerker/Amtsperson oder das Angebot für eine Energiesanierung an der Haustür, das Portfolio der Nepper, Schlepper und Bauernfänger ist unerschöpflich.

Zu einem Schmunzeln bei den Gästen sorgte der Hinweis des Polizeibeamten, dass mittlerweile auch vermehrt Heiratsschwindlerinnen ihr Unwesen treiben. Bewusst betont auf das Feminine, denn die Frauen stehen den Männern auch in diesem Segment in nichts nach.

Am Telefon ist wohl die bekannteste Masche der Gauner der Enkeltrick. Vermehrt treten die Kleinkriminellen aber auch als falsche Polizeibeamte auf. Neben diesen beiden Methoden gibt es auch den Schockanruf, bei dem gezielt auf die Anteilnahme und Hilfsbereitschaft des Opfers gesetzt wird, um Geld zu ergaunern. Auch das Gewinnversprechen am Telefon erfreut sich mittlerweile großer gaunerischer Beliebtheit. Hier sollen die Opfer im Voraus Geld überweisen, um dann den Gewinn ‚freizuschalten‘. Auch per Handy werden potenzielle Opfer auf WhatsApp gelockt, um dort betrogen zu werden (Messenger-Betrug). Die Heiratsschwindlerinnen bewegen sich zunehmend auf Datingplattformen und halten dort nach ihren zukünftigen Opfern Ausschau.

Nachdem Hauptkommissar Engelhardt über die zahlreichen Maschen und Tricks der Kriminellen berichtet hat, zeigte er präventive Wege und Handlungen auf, die zielführend sind, um nicht zum Geschädigten zu werden. Seine Tipps für Gefahren an der Haustür: Niemanden, den man nicht kennt, in die Wohnung lassen. Falls vorhanden, vor Öffnen der Tür, durch den Türspion schauen oder das Fenster benutzen. Bei vorgelegter Türsperre (falls vorhanden) die Türe öffnen. Sollte diese noch nicht vorhanden sein, sollte durch die Türe gesprochen werden.

Bei vermeintlichen Amtspersonen immer den Dienstausweis zeigen und vor allem aushändigen lassen, um diesen näher in Augenschein zu nehmen (zum Beispiel: der polizeiliche Dienstausweis hat auf der Vorderseite ein Lichtbild samt Name, Vorname und Dienstgrad, auf der Rückseite sind u.a. das Polizeipräsidium und ein fälschungssicheres Hologramm eingearbeitet). Bei geringstem Zweifel sollte die Dienststelle angerufen werden, um die Amtsperson zu verifizieren. Handwerker sollten nur dann in die Wohnung gelassen werden, die man auch selbst bestellt hat.

Bei einem Mehrfamilienhaus sollte bei Bedenken die Hausverwaltung angerufen werden. Auch bei vermeintlich dringenden Notfällen wie Rohrbrüchen sollte man als Mieter Ruhe bewahren und erstmal die Hausverwaltung und die Stadtwerke kontaktieren, um zu erfragen, ob tatsächlich ein Rohrbruch vorliegt und gemeldet wurde. Bei allem Vorgehen sollte man die Besucher vor der verschlossenen Tür stehen lassen. Jürgen Engelhardt sagte trotz allem Bösen, was draußen vor der Tür lauert, dass man seine eigene Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft durchaus behalten soll, aber bei der Hilfe, die man jemanden zugute kommen lassen möchte, sollte man das Heft des Handelns in der Hand halten, was heißen soll, dass man Herr über das Geschehen ist und bleibt.

So schließt man zum Beispiel eigenständig die Wohnungstür und überlasst das Schließen nicht dem Besucher. Eine gesunde Skepsis ist das Mittel der Wahl. So auch bei Vertragsabschlüssen an der Haustür. Bei einem Auftragswert über 40 Euro hat man ein zweiwöchiges Rücktrittsrecht, darunter nicht. Da ist das Geld unwiederbringlich weg. Vorsichtig ist auch geboten bei Transaktionen in das (europäische) Ausland, denn auch hier ist das Geld unwiederbringlich weg. Die ausländischen Behörden kooperieren mit den deutschen (Verfolgungs-)Behörden nicht. Auf Amtshilfe darf man hier nicht hoffen.

Bei Telefonbetrügereien gilt es ebenfalls hellhörig zu sein. Am Telefon sollten nie Zusagen gemacht werden. Vorsicht ist geboten, wenn auf dem Telefondisplay ausländische und Sondernummern wie 0900 oder 0180 oder 0137 angezeigt werden. Am Telefon sollten auch keine sensible Daten wie Bankverbindung usw. übermittelt werden. Hilfreich könnte auch sein, sich aus dem Telefonbuch austragen zu lassen. Denn hier schauen auch gezielt die Nepper nach und suchen gezielt nach älteren Personennamen. Gegen Ende seines Vortrags überreichte Jürgen Engelhardt Informationsbroschüren an die Stammtischgäste und verwies auch auf die Internetseite www.polizei-beratung.de, auf der sehr hilfreiche Informationen zur Prävention von Trickbetrug zusammengefasst sind. Bevor er sich verabschiedete, gab er den Anwesenden folgendes mit auf den Weg: Egal, was ist und kommt, die Polizei ist immer an ihrer Seite und hilft. Lieber einmal mehr als zu wenig bei der Polizei melden. 

Dass dies die Stammtischgäste beherzigen wollen, zeigten das Kopfnicken sowie das beherzte ,Ja, das machen wir‘ von nahezu allen Gästen. Damit zukünftig den Kriminellen der Nährboden ihres kriminellen Handelns entzogen wird. 

Text: Martin Möll, VdK Leimen

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