Feier zur Heiligsprechnung des Ordensgründers im Leimener Haus Karmel
Am vergangenen Samstag feierten die im Leimener Haus Karmel wohnenden Schwestern des indischen Kameliterordens gemeinsam mit Pfarrer Arul Lourdu die Heiligsprechung des Ordensgründers, die im vergangenen November durch den Pabst in Rom stattgefunden hatte.
Zum Hintergrund:
Die katholische Kirche hat sechs neue Heilige. In einer Messe auf dem Petersplatz erhob Papst Franziskus am Sonntag den 23. November 2014 sechs Personen heiliggesprochen vier Italiener und zwei Inder zur Ehre der Altäre. Alle sind Ordensleute. Die neuen indischen Heiligen sind Kuriakose Elias Chavara und Euphrasia.
Der Papst bezeichnete die neuen Heiligen als Vorbilder für eine kreative Antwort auf die Liebe Gottes. Ihre Bevorzugung der Kleinen und Armen reflektiere die bedingungslose Liebe Gottes. Doch wodurch zeichnete sich das Leben dieser beiden Heiligen aus?
St. Kuriakose Elias Chavara wurde am 10. Februar 1805 in Kainakary (Kerala) geboren. Er entschied sich für ein Leben im Dienste der Kirche und ließ sich am 29. November 1829 zum Priester weihen. Früh zeichnete sich ab, dass Chavara kein gewöhnlicher Priester war. Als er Generalvikar für die Syro-Malabarische Diözese Verapoly wurde, setzte er sich dafür ein, dass in allen Syro-Malabarischen Pfarreien Schulen errichtet wurden. Chavara wollte soziale Missstände aufheben und gesellschaftliche Barrieren durchbrechen, deshalb war seine Schule offen für alle, unabhängig von Kastenzugehörigkeit, Glauben oder Hautfarbe.
Gemeinsam mit den Priestern Thomas Palackal und Thomas Kathanar gründete er Indiens erste Ordensgemeinschaft “Carmelites of Mary Immaculate“ (CMI) und wurde auch der erste Obere dieses Ordens. Die Ordensgemeinschaft zählt heute zu den bedeutendsten Männerorden Indiens. Viele Quellen berichten, dass Chavara ein großer Verehrer der heiligen Eucharistie war. Infolgedessen führte er die 40 Stunden Anbetung in der Syro-Malabarischen Kirchengemeinschaft ein.
1846 gründete er in Mannanam (Kerala) unter dem Namen “St. Joseph‘s Press“ die erste katholische Druckerei, die erstmals auch in der Landessprache Malayalam veröffentlichte. Einen besonderen Stellenwert brachte St. Chavara dem Familienleben entgegen. In seinem Werk “Testament eines guten Vaters“ befasst er sich mit der Thematik des idealen Zusammenlebens innerhalb der Familie. In Indien genoss Chavara unter den Thomaschristen ein besonders hohes Ansehen, da er den Kontakt zu seinen Nächsten nie scheute. Er nahm sich den Bedürftigsten der Gesellschaft selber an und pflegte viele Kranke, trotz Ansteckungsgefahr. Die Heilung des Strabismus von Maria Jose gilt als anerkanntes Wunder. Am 3. Januar 1871 starb Chavara in Koonammavu (Kerala).
Die Heilige Euphrasia war im Gegensatz zu Chavara weniger eine Reformerin, sondern vielmehr eine Mystikerin. Sie wurde als Rosa Eluvathingal am 7. Oktober 1877 in Kattoor (Kerala) geboren. Ihre Mutter brachte sie früh mit dem Rosenkranzgebet und der heiligen Messe in Kontakt. Im Alter von 9 Jahren soll ihr die Heilige Gottes Mutter erschienen sein und sie um ein Leben im Dienste Gottes gebeten haben. Die Sehnsucht ein Leben als Ordensfrau zu führen, erwachte in ihr. Allerdings stieß sie mit ihrem Vorhaben zunächst auf wenig Gegenliebe bei ihrem Vater. Da ihre Familie wohlhabend war, wollte ihr Vater sie lieber an den Sohn einer vermögenden Familie verheiraten. Als ihr Vater aber sah, wie viel seiner Tochter an einem Leben im Kloster lag, entschloss er sich ihrem Wunsch nachzugeben.
1897 trat sie bei den “Sisters of the Mother of Carmel“ in Koonammavu ein, deren Gründer Leopold Beccaro und Kuriakose Elias Chavara waren. Fortan nahm sie den Ordensnamen “Euphrasia vom Heiligsten Herzen Jesu“ an. 1900 wurde sie Mitglied im neu gegründeten Konvent in Ollur (Kerala). Dort wurde sie 3 Jahre später zur Novizenmeisterin berufen und folgte dieser Tätigkeit 10 Jahre lang. Danach leitete sie für weitere 3 Jahre den Orden als Superiorin. Doch trotz ihrer Aufgaben innerhalb der Ordensgemeinschaft war das Gebetsleben und die Verehrung des Heiligsten Herzen Jesu stets ihre tiefe Leidenschaft.
Ab 1916 kleidete sie deshalb keine bedeutenden Ämter mehr aus und führte stattdessen ein Leben des immerwährenden Gebetes. Sie galt als Mutter des Gebetes und Mutter des Tabernakels, weil sie viel Zeit in der eucharistischen Anbetung verbrachte. Die Kraft ihres Gebets und ihre besondere Rolle als Fürsprecherin der Christen wurden besonders nach ihrem Tod am 29. August 1952 deutlich. So erlangten zwei krebskranke Patienten vollkommene Heilung, als sie um die Fürsprache von Schwester Euphrasia baten. Die Heilung von Thomas Tharakan wurde durch das “Jubilee Mission Medical College and Research Institute“ in Thrissur (Kerala) festgestellt. Die Heilung des 7-jährigen Jewel wurde durch das “Dhanya Hospital“ in Potta (Kerala) ermittelt.
Nach der Heiligsprechung von “Alfonsa von der Unbefleckten Empfängnis“ im Oktober 2008, ist dies nun die zweite Heiligsprechung für zwei indische Ordensleute.
Das zahlreiche Erscheinen am Tag der Heiligsprechung machte deutlich, dass ein Leben wie das des Heiligen Chavaras oder der Heiligen Euphrasia über Generationen hinweg als Maßstab für ein Leben mit Gott und seinen Nächsten angesehen wird. In seiner Predigt unterstrich der Papst, dass die sechs Heiligen sich bedingungslos dem Dienst an Notleidenden, Kranken, Alten und Pilgern gewidmet hätten. Aus ihrer starken persönlichen Beziehung zu Gott sei wahre Nächstenliebe entstanden. Das sei Ansporn für alle Gläubigen:
„Am Abend des Lebens werden wir nach der Liebe, nach der Nähe und nach der Zärtlichkeit gegenüber unseren Mitmenschen gerichtet werden. Davon hängt es ab, ob wir ins Reich Gottes eingehen oder nicht, ob wir auf der einen oder der anderen Seite Platz finden“, so der Papst vor geschätzt 50.000 Gläubigen auf dem Petersplatz.
Mit Blick auf das Christkönigsfest, das an diesem Sonntag gefeiert wird, lenkte er die Aufmerksamkeit auf das Hirtenamt in der Kirche. Das Königtum Christi zeichne sich durch Nähe und Zärtlichkeit den Menschen gegenüber aus. Das sei der Maßstab für kirchliche Ämter:
„Wenn wir in der Kirche zu Hirten berufen sind, können wir uns nicht von diesem Vorbild entfernen, wenn wir nicht zu Mietlingen werden wollen. In dieser Hinsicht besitzt das Volk Gottes ein untrügliches Gespür dafür, die guten Hirten zu erkennen und von den Mietlingen zu unterscheiden.“
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