Heimatmuseum Sandhausen – Raum 5: Wohnküche und „guud Schdubb“

Wir führen Sie in dieser Woche wieder im Leimenblog durch unser Heimatmuseum. Bis das Museum in Sandhausen wieder voraussichtlich im September geöffnet sein wird, werden wir in den nächsten Wochen die einzelnen Museumsräume vorstellen. Wir konzentrieren uns dabei auf bestimmte Ausstellungsstücke, weshalb wir mit dieser Vorstellung keine Vollständigkeit beanspruchen.

Nach Raum 4 in der letzten Ausgaben der Gemeindenachrichten berichten wir nun über RAUM 5 im Obergeschoss. Die Bilder verdeutlichen die folgende Textdarstellung:

In Zeiten des Rathauses war dort das Dienstzimmer des Ratschreibers untergebracht. Heute stellen wir im durchaus größten Raum im Museum eine Küche und eine Wohnstube aus. Dadurch ist der Raum zweigeteilt. Jede dieser Einrichtungen hat seinen besonderen Reiz für Entdeckungen.

Die Wohnküche ist so aufgestellt, wie sie in den Dörfern wie Sandhausen früher üblich war. (siehe Bild 1) Diese ist nur mit dem Notwendigsten eingerichtet. Alles was man für die tägliche Arbeit brauchte ist auf engstem Raum untergebracht. Auch hier wurde die Hausfrau jeden Tag aufs Neue herausgefordert. Es wurde jeden Tag gekocht, aber nur was der Garten oder das Feld hergab. Es gab zwar die Gelegenheit andere Lebensmittel zu kaufen, aber viele konnten sich aus Geldmangel keine zusätzlichen Lebensmittel leisten.

Die Verarbeitung wird durch die vielen Einzelstücke und Küchengeräte anschaulich präsentiert. Manche Besucher erkennen diese von ihren Großeltern wieder, andere Hand- und Rührgeräte haben sich wiederum im Aussehen zu den heutigen Modellen nur wenig verändert. Wohlgemerkt sind die Geräte heute aus Plastik, früher waren sie überwiegend aus Blech oder Holz. Der kleine Tisch macht deutlich, dass damals die Küche nicht nur zum Kochen verwendet wurde, sondern auch als ein Ort des täglichen Zusammenseins genutzt wurde. An dem Tisch wurde gegessen, getratscht was alles in Sandhausen so passierte oder die Kinder machten dort ihre Hausaufgaben. Eigene Kinderzimmer waren vielmehr in damaliger Zeit Luxus.

Der andere Hälfte des Raums widmet sich der Wohnstube, der sogenannten „guud Schdubb“ wie sie im Sandhäuser Volksmund gern genannt wird.

Diese Stube ist in unserem Museum nicht unbedingt für damalige Sandhäuser Familien repräsentativ, da die dort befindliche Einrichtung insgesamt für die damalige Verhältnisse als recht luxuriös anzusehen ist. (siehe Bild 2) Gleichwohl wurde nur für festliche Anlässe die Stube geöffnet. Man empfing dort ehrenwerte Gäste oder feierte hohe Feiertage. Deutlich wird es durch die hochwertigen Einrichtungs- und Möbelstücke. Aus diesem Grund haben wir einen alten Buffetschrank samt Silberhochzeitsgeschirr aufgestellt. Dabei ergänzen ein alter mit einer Handkurbel betriebener Schaltplattenspieler, eine Nähmaschine sowie Schulsachen von damals das alte Mobiliar. Laptop und Tablet sind dort fehl am Platz. Imposant ist der alte gusseiserne Kohleofen dem sogenannten „Filleffele“. Meistens war die „guud Schdubb“ auch der einzige Raum im Haus, der ordentlich beheizt werden konnte.

Um den Raum aber im ganzen zu erfassen und die vielen einzelnen Gegenstände zu entdecken, lohnt sich der Besuch im Museum wieder. Es wird sicher bald wieder möglich sein. Bis dahin können Sie sich auf www.heimatverein-sandhausen.de weiter über unser Museum und über unsere Aktivitäten informieren.

Für den VHV 1952: Jonas Scheid, Günter Wittmann, Lars Kieneck


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Das Leben in Sandhausen im 19. Jahrhundert

Die Gemeinde Sandhausen zählte zu Beginn des 19. Jahrhunderts bereits 2766 Einwohner in 517 Haushaltungen. Von diesen betrieben 473 Haushaltungen Landwirtschaft, das sind 91%. Die durchschnittliche Betriebsgröße lag bei 1,7 Hektar. 49% der Betriebe bewirtschafteten weniger als 1 Hektar Feld. Man kann sich vorstellen, was bei den damaligen geringen Hektarerträgen zur Ernährung einer Familie zur Verfügung stand. Die Masse der Klein- und Kleinstbauern war zum Überleben auf irgend einen anderen Verdienst angewiesen. Ein Teil der Bevölkerung, Frauen und Männer, verdingte sich als Tagelöhner bei der Waldarbeit, dem Wegebau, der Bachreinigung oder als Knecht bei den wenigen Groß- und Mittelbauern, auch in Bruchhausen, noch etwas dazu. Auch Kinder trugen ihren Beitrag durch Arbeit in den Zigarrenfabriken dazu bei. Der daraus erzielte Verdienst reichte natürlich zum Leben nicht aus.

So wurden für den eigenen Bedarf einige Äcker bebaut. Gemildert wurde die Not auch dadurch, dass Handelsgewächse wie Hopfen, Tabak und Hanf angebaut wurden. Dadurch kam wenigstens etwas Geld in die Familienkasse. Während ihrer Küchen- Haus- und Feldarbeit hatte die Hausfrau tagsüber auch noch mehrere Kinder zu versorgen. Es war in dieser Zeit gar nicht so einfach eine Familie mit einem Alleinverdiener ausreichend mit Nahrungsmittel zu versorgen.

Dazu kamen noch die beengten Wohnverhältnisse. Familien von 5 bis 9 Köpfen wohnten in einem Raum von 30 bis 50 Kubikmeter Luftraum, das waren bei einer Raumhöhe von 2 Metern circa 25 Quadratmeter Wohnfläche. Darin wurde gekocht, gegessen, geschlafen, Wäsche gewaschen und getrocknet, gebadet und zum Teil noch Heimarbeit für die Zigarrenfabrik erledigt.

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