„Ich komme mir vor wie im Paradies“ –
Das Leben kurz vor dem Sterben

2215 - Agape Harbarth Klemm(bsch – 2.6.15) Manche Debatten und Entscheidungen im Deutschen Bundestag sind tiefgreifender als andere. Sie berühren das Menschsein, das Leben und das Sterben. Gleich zwei solcher Entscheidungen stehen im Herbst diesen Jahres an: Im Einzelnen geht es um die Ausgestaltung der Palliativmedizin und die Sterbehilfe. Dies ist einer der Gründe, die den Bundestagsabgeordneten Dr. Stephan Harbarth (CDU, Wahlkreis Rhein-Neckar) zu einem Besuch des Hospizes Agape und einem Gedankenaustausch bewegten. Martina Brixner, die Leiterin des Wieslocher Hospizes, und Hans Klemm, Vorsitzender des Fördervereins, gaben dem Parlamentarier einen Einblick aus erster Hand auf die täglichen Herausforderungen. „Kein Tag ist wie ein anderer“, erzählte Martina Brixner, „ein Gast wollte jede Nacht um 2 Uhr ein Bauernfrühstück. Unser Team hat ihm den Wunsch gerne erfüllt und ihn so glücklich gemacht.“

Das Hospiz besteht nun seit sieben Jahren und hat seitdem 972 Gäste in ständig acht belegten Zimmern beherbergt. Eine Küche, ein großzügiges Wohnzimmer, ein Klavier, ein Kunstraum, ein Besucherzimmer und ein angenehm eingerichtetes Bad, in dem auch bettlägerige Gäste dank modernster Technik baden können, runden das räumliche Angebot ab. Neben einer Psychologin steuert der Förderverein noch einen Musik- und einen Kunsttherapeuten für agile Gäste bei, die Ärztin ist jeden Tag im Haus.

Klemm und Brixner sehen allerdings mit Sorge, dass die durchschnittliche Verweildauer der Gäste seit zwei Jahren kontinuierlich sinkt – auf nunmehr nur noch 20,6 Tage. „Bei uns leidet niemand“, bekräftigte die Hospizleiterin, allerdings bräuchte auch das Hospizteam einen bis drei Tage Zeit, um den Patienten „abzuholen“ und mit Betreuung sowie Palliativmedizin ihm Ruhe zu geben und Angst zu nehmen. „Ich habe in 20 Jahren Berufserfahrung keinen Fall, bei dem Beihilfe zum Suizid von Patienten, die ein paar Tage hier waren, erfragt worden wäre.“

Brixner und Klemm sprachen sich für eine Stärkung und bessere finanzielle Ausgestaltung der Palliativmedizin und des Hospizwesens aus, eine Legalisierung der Sterbehilfe lehnten sie aus ihrer Erfahrung daher ab. Stephan Harbarth erläuterte die gerade stattfindenden Gespräche im Deutschen Bundestag und die verschiedenen, bisher vorliegenden Vorschläge, über die im Herbst abgestimmt werden muss. „Angesichts der gewonnenen Eindrücke fühle ich mich darin bestärkt, mich klar gegen eine Legalisierung der gewerbsmäßigen Sterbehilfe auszusprechen. Wir müssen dafür sorgen, dass die Palliativmedizin und die Hospize auch finanziell gestärkt werden und das Geld intelligent verteilt wird.“ Harbarth sprach darüber hinaus allen Mitarbeitern ausdrücklich seinen Dank für diese bewundernswerte Arbeit aus.

Beim anschließenden Rundgang durch das Haus, ergab sich auch ein Gespräch mit einem Hospizgast: „Ich war im Krankenhaus und völlig am Ende – einfach hilflos. Jetzt komme ich mir vor wie im Paradies, ich habe mich erholt.“ Mit leuchtenden Augen erzählte er darüber hinaus von der letzten Faschingsfeier, ehe er sich, in seinem Rollstuhl sitzend, wieder der Tageszeitung im lichtdurchfluteten Wohnzimmer widmete.

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