Kahlschlag am Lingentaler Waldparkplatz – Eschensterben durch Hallimasch-Pilz
(fwu – 29.12.22) „Alle Eschen am Lingentaler Waldparkplatz müssen unplanmäßig und schnell gefällt werden!“, informierte Leimens Förster Markus Reinhard in der letzten Gemeinderatssitzung des Jahres am 22. Dezember die Mitglieder des Rates. Unter dem Tagesordnungspunkt „Hiebs- und Kulturplan“ informiert der Förster alljährlich über den Zustand des Waldes und über das Budget seines Bereiches.
Die eröffnende Alarmmeldung war der Tatsache geschuldet, dass im besagten Bereich in den letzten Wochen mehrere Eschen „einfach so“ ohne größeren Sturm oder andere Einwirkung „umgefallen“ seien, so Reinhard. Bei der Untersuchung der Bäume hätte man dann festgestellt, dass das Wurzelwerk der Eschen nahezu vollständig vom Hallimasch-Pilz (s.u.) vernichtet worden war und sie daher jegliche Standfestigkeit eingebüßt hätten. Da dies ein nicht unerhebliches Risiko für Waldbesucher darstellt und die Stadt eine verpflichtende Verkehrssicherungspflicht habe, sei eine Fällung zwingend geboten, so Förster Reinhard.
Auch der unterste Meter der Eschen sei bereits so sehr von dem Pilz befallen worden, dass er nicht mehr verwendungsfähig sei und abgeschnitten werden musste. Grund hierfür ist nicht die lange Trockenheit im Frühling und Sommer, sondern der langanhaltend regnerische Spätsommer und Herbstzeit, die das von außen unsichtbare Wachstum des Pilzes im Boden extrem befördert hat. Dies treffe wohl auf den gesamten Eschenbestand der Region zu, die damit neben der Fichte zu den hier nicht mehr zukunftsfähigen Baumarten gehöre, so der Förster.
Insgesamt sind am Lingentaler Parkplatz ca. 500 m3 Eschen betroffen, deren verwendungsfähiges Holz natürlich vermarktet wird. Die Fläche wird mit geeigneten und im Angesicht des Klimawandels auch zukunftsfähigen Baumarten wieder aufgeforstet und geplante Fällungen an anderer Stelle werden zurückgestellt, sodass die gesamte Hiebsmenge auch in diesem Jahr ungefähr gleich bleibt.
Reinhard betonte in der Sitzung, dass es eine aus der aktuellen Lage erzwungene Hiebs-Maßnahme sei und nicht mit der momentan besonders hohen Nachfrage nach Holz und Brennholz zu tun habe. Anschließend stellte er den Hiebs- und und Kulturplan für den Gemeindewald und seinen Bereich vor. Der Gemeinderat nahm dies sehr wohlwollend zur Kenntnis und alle Fraktionen und Oberbürgermeister Hans Reinwald dankten dem Förster für seine exzellente Arbeit.
Hintergrund Hallimasch-Pilz:
Der Hallimasch (Armillaria mellea) ist ein Pilz, der in den meisten Teilen der Welt vorkommt und häufig in Wäldern und auf Bäumen gefunden wird. Er gehört zur Familie der Stachelpilze und ist auch unter den Namen Honigpilz oder Schattenpilz bekannt.
Der Hallimasch ist ein zweigeschlechtlicher Pilz, was bedeutet, dass er sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsorgane besitzt. Er produziert kleine, braune Sporen, die von September bis November freigesetzt werden und sich dann in der Umgebung verbreiten.
Der Hallimasch wächst meist in Gruppen und bildet unter der Erde ein Netzwerk aus feinen, weißen Fäden, das als Myzel bezeichnet wird. Dieses Myzel hilft dem Pilz, Nährstoffe aus dem Boden und den Wurzeln von Pflanzen aufzunehmen. Der Hallimasch kann Schäden an Bäumen und anderen Pflanzen verursachen, indem er sich in ihre Wurzeln bohrt und sie von innen heraus zerstört.
Es gibt jedoch auch einige positive Aspekte des Hallimaschs: Er ist ein wichtiger Teil der Ökosysteme, in denen er lebt, und hilft bei der Umwandlung von organischer Substanz in Nährstoffe, die wiederum von anderen Pflanzen und Tieren genutzt werden können.
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