„Wer war Edith Stein?“ – Lokale Agenda Leimen organisierte Spaziergang in Gauangelloch
(ckr – 14.3.25) Der zehnte Spaziergang zum Internationalen Frauentag führte am vergangenen Samstag durch Gauangelloch. Die von der Lokalen Agenda Leimen organisierte Veranstaltung stand unter der Frage „Wer ist Edith Stein?!“.
Zusammen waren einige Frauen mit dem Bus nach Gauangelloch gekommen und trafen dort auf Einwohnerinnen des kleinen Ortsteiles. Gemeinsam gingen die Damen und zwei Herren zum Edith-Stein-Haus, um mehr über das Leben und Wirken von Edith Stein, aber auch über das nach ihr benannte Haus zu erfahren.
In Gauangelloch gibt es keine einzige Straße mit einem Frauennamen, und so ist es der lokalen Agenda ein Anliegen, darauf aufmerksam zu machen: „Das Einzige, was in Gauangelloch nach einer Frau benannt ist, ist das Edith-Stein-Haus.“ Und so erschien es Gudula Weigel-Riemann passend, am Internationalen Frauentag das Edith-Stein-Haus vorzustellen.
Ursula Dreher, Diakonin der Kirchengemeinde übernahm die Einführung in die Geschichte des Hauses und die Vorstellung der Persönlichkeit Edith Stein als Namensgeberin. Dabei erklärte sie auch, dass der weibliche Name damals durchaus für Trubel gesorgt hatte. Zu verdanken sei der Name Pfarrer Blümle, der von 1979 bis 1997 Pfarrer in Leimen war. Nach Erzählungen habe er sich viele Gedanken über den Umgang der Menschen miteinander gemacht und so musste es seiner Auffassung nach ein Name sein, der bekannt ist und etwas aussagt.
Zwei Jahre lang arbeiteten Männer des Ortes gemeinsamdaran, das Haus aufzubauen. „Einer ist rumgegangen und hat erzählt, wir schaffen am Sonntag wieder“, erzählte Ursula Dreher weiter. So habe man damals beide Kirchen in Eigenarbeit aufgebaut.
Anhand von einigen Fotos erhielten die Anwesenden tiefe Einblicke in die Bauzeit, aber auch in die damaligen Persönlichkeiten und vor allem Edith Stein.
Doch wer war eigentlich Edith Stein? Sie war am 12. Oktober 1891 in Breslau geboren und wurde zu einer bemerkenswerten Philosophin, Frauenrechtlerin und Nonne. Ihre Familie war jüdisch, sie wuchs neben zehn Geschwistern auf, und ihr Vater, der Kaufmann Siegfried Stein, starb, als Edith ein Jahr alt war. Ihre Mutter, Auguste Stein, war Edith sicher ein Vorbild. Sie führte den Holzhandel allein weiter und ermöglichte damit allen Kindern eine Ausbildung.
Edith Stein studierte Philosophie, Psychologie, Geschichte und Germanistik an den Universitäten Breslau und Göttingen, vorrangig, um anderen Menschen Gutes zu tun, wie sie später schrieb. Sie wollte „der Menschheit dienen“. 1916 promovierte sie bei Edmund Husserl in Freiburg. Ihre akademische Laufbahn war vielversprechend, doch als Frau hatte sie es schwer, in der damaligen Zeit Anerkennung zu finden. Sie versuchte zweimal, sich zu habilitieren, aber ihre Habilitationsschrift wurde jedesmal abgelehnt.
1922 konvertierte sie zum katholischen Glauben. Sie arbeitete als Lehrerin und Dozentin, bis ihr die Nationalsozialisten 1933 die Dozententätigkeit verboten. Daraufhin trat sie in den Orden der Karmelitinnen in Köln ein und nahm den Ordensnamen Teresia Benedicta vom Kreuz an.
Um der Verfolgung durch die Nationalsozialisten zu entgehen, floh sie 1938 in ein Karmelitinnenkloster in Echt, Niederlande. Doch 1942 wurde sie dort von der Gestapo verhaftet und nach Auschwitz-Birkenau deportiert, wo sie am 9. August 1942 in der Gaskammer starb.
Edith Stein wurde 1987 selig- und 1998 durch Papst Johannes Paul II heiliggesprochen. Sie gilt als Brückenbauerin zwischen Judentum und Christentum. Ihre philosophischen Werke und ihr mutiges Lebenszeugnis machen sie zu einer bedeutenden Figur des 20. Jahrhunderts, das noch heute Menschen inspiriert.
Das Edith-Stein-Haus hat nach Meinung aller Anwesenden eine große Bedeutung für die lokale Gemeinde. Nicht nur als Gemeindehaus der katholischen Kirche, sondern auch als Begegnungsstätte und Veranstaltungsraum für alle Bürgerinnen und Bürger. Im größten Raum des Hauses, ausgestattet mit einer Küche, finden ca 150 Menschen Platz. Die hohen Decken haben eine ausgezeichnete Akustik. Auch für private Veranstaltungen kann das Edith-Stein-Haus gemietet werden.
Beim anschließenden Kaffeetrinken im kleinen Landhauscafé gab es unter den Interessierten einen regen Austausch über das Andenken von Edith Stein und die gelebte Erinnerungskultur durch Bilder und Veranstaltungen wie diese.
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