Rudi Sailers 50 jähriges Organistenjubiläum: „Dem Rudi steigt ein Trullala!“

Rudi Sailer und Pfarrer Jörg Geißler bei der Überreichung der Ehrenurkunde

(fwu – 5.7.12) Über Rudi Sailer im Verbreitungsgebiet dieser Onlinezeitung zu berichten, bedeutet zwar prinzipiell Eulen nach Athen zu tragen, da kaum jemand hier bekannter sein dürfte, doch der Anlaß gebietet es!  In der Dreifaltigkeitskirche in St. Ilgen wurde jüngst sein 50-jähriges Organistenjubiläum  unter großer Beteiligung der Bevölkerung, der Vereine und Leimener und St. Igener Prominenz im Rahmen eines von Pfarrer Geisler zelebrierten Dankgottesdienstes gefeiert. Das Gotteshaus war bis auf den letzten Platz gefüllt, selbst Balustrade und Notplätze. Mit dem St. Ilgener Gemeindechor und Posaunenchor, sowie Bezirkskantor Detlev Helmer an der Orgel lag der Schwerpunkt des Gottesdienstes dem Anlaß entsprechend auf der Musik, die Rudi Sailer bereits sein ganzes Leben lang begleitet.

Dreifaltigkeitskirche: bis auf den letzen Platz gefüllt beim Jubiläum

Schon im Vorschulalter begann für ihn der Akkordeon-Unterricht und bereits als Konfirmand mit 14 Jahren, anno 1960, begleitete er die Kinder beim Kindergottesdienst auf der Kirchenorgel. Ob auf  dem Helmholtz-Gymnasium Heidelberg oder bei der Bundeswehr, immer begleitete ihn das Orgelspiel. Selbst auf dem Einzelkämpferlehrgang zeichnete er sich auch dadurch aus, was den Kommandierenden General der Kampftruppenschule Hammelburg beim Gottesdienst zu der Bemerkung veranlaßte: „Das ist das erste Mal, dass  ich einen Einzelkämpfer Orgel spielen sehe!“. Bleibende Eindrücke machten auf ihn das Spielen als Fahnenjunker auf der großen Orgel des Münchner Frauendoms und später bereits als Major d.R. auf der Orgel im Hamburger Michel. Ab 1963 war Rudi Sailer stellvertretender Organist in St. Ilgen und ab 1980 Organist mit fester Anstellung bei der evangelischen Kirchengemeinde St. Ilgen.

Kein Froschteich-Cuvée, sondern eine Flasche „Rudi Sailer Spezial“ – eines der Geschenke zum Jubiläum

Bereits als Oberstufenschüler und Student spielte er zudem in einer Tanzkapelle einige Jahre als Akkordeonist Tanzmusik bei Festen und Feiern in der Region. Sein  Realschullehrer-Studium an der Pädagogischen Hochschule in Heidelberg galt aber den Fächern Deutsch und Sport (ohne Musik!).  Nach dem Studium, bei Schulantritt fragte ihn der Rektor nach seinen Fächern. „Deutsch und Sport“. „Davon haben wir genug – was können sie noch?“ – „Akkordeon spielen, Orgel spielen, Flöte, Gitarre, ich habe  im Kirchenchor gesungen und bin geprüfter Chorleiter des Badischen Sängerbundes“, so seine Antwort.

Die Schar der Gratulanten riss nicht ab …

Und so durfte und musste er  auch Musik unterrichten – merkte aber schnell, dass es ein Unterschied ist, selbst gerne Musik zu machen oder 30 mehr oder weniger interessierte Schüler richtig in Musik zu unterrichten. Zum Glück fehlten damals in Baden-Württemberg an vielen Schulen ausgebildete Musiklehrer, und so führte man einen Schnellkurs über ein halbes Jahr ein, wo man musikalische Lehrer zu „Musiklehrern“ ausbildete. Nach dem Besuch dieses Kurses hatte er dann die Berechtigung, von Klasse 5 bis 10 Musik zu unterrichten und auch Musikprüfungen abzunehmen.

Unter den Gratulanten auch mit-Troubadour Michael Reinig (mitte)

Ab 1976  begann die „Akkordeon – AG“  (Arbeitsgemeinschaft) an der Realschule Walldorf, lange das erste Schulorchester in Baden-Württemberg. Aus dieser Zeit stammen die ersten von zahlreichen Auftritten mit den Akkordeonschülern der Realschule Walldorf, auch der Musikschule Wiesloch, später (ab August 1979)  der Musikschule Leimen bei vielen Festen und Veranstaltungen der Gemeinden Walldorf, Leimen und Umgebung (Kerwe, Sommertagsumzüge, Altennachmittage, Martinszüge, Advents- und Weihnachtsfeiern bei Vereinen und in Altenheimen der Region). An der Bundesakademie für musikalische Jugendbildung in Trossingen erfolgte in vielen Lehrgängen durch den DHV (Deutscher Harmonika-Verband) die Ausbildung zum Dirigenten für Akkordeon-Orchester.

Besondere Beachtung fand die musikalische Gestaltung mit klassischer Akkordeon-Musik bei vielen evangelischen und katholischen Gottesdiensten in St. Ilgen, Leimen, Walldorf und Umgebung, auch in den französischen Partnergemeinden Tigy, Tinqueux, St. Max, Nizza, sowie in Ruda Slaska (Polen) und Astoria (USA). Seit vielen Jahren ist der ökumenische Weihnachtsgottesdienst am Heiligabend (morgens um 9 Uhr) im Gefängnis Bruchsal-Kislau der Abschluss von über 50 Auftritten im Lauf eines Akkordeon-Jahres des Rudi Sailers.

2010 wurde das Akkordeon-Orchesters in Stuttgart durch Ministerpräsident Mappus als „vorbildliche Bürgeraktion“ ausgezeichnet. Laut DHV-Vizepräsident  Arnold  Kutzli  handelt es sich hier um die erste Auszeichnung dieser Art an ein Akkordeon-Orchester in Deutschland.

Neben dem Akkordeon- und Orgelspiel macht Rudi Sailer auch das regelmäßige Singen mit den Kindergartenkindern von St. Elisabeth in Sandhausen, den Senioren in St. Ilgen und im „Lehrerchor des Rhein-Neckar-Kreises“ unter dem bekannten Dirigenten Markus Ranzenberger aus Sandhausen viel Spaß. In Letzterem singt auch Ehefrau Elsbeth mit, und bei den Akkordeons sind auch seine Töchter Sybille (36) und Stefanie (29) fleißig  mit dabei, die auch beruflich als Lehrerinnen in die Fußstapfen des Vaters getreten sind.

Als jahrzehntelanger Vorsitzender des Partnerschaftskommittes St. Ilgen-Tigy wurde er bereits 1976 mit der Ehrenamt-Medaille des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet. Seine frankophile Ader drückt sich zudem im gemeinsame Musizieren als die „St. Ilgner  Troubadoure“  gemeinsam mit Michael Reinig (Dudelsack und Mandoline) und Achim Klotz (Gesang und Trompete) und erfolgreichen Auftritten bei Partnerschaftsveranstaltungen und Familienfeiern seit 2008 aus.

Eine besondere Herausforderung kam für ihn 2011 hinzu: Die IGV (Interessengemeinschaft Volksschauspiele) Nußloch suchte für ihr neues Stück “Der Fröhliche Weinberg“ von Carl Zuckmayer einen Akkordeonspieler zum Begleiten der Musikszenen. Nach ca. 100 Stunden Proben waren innerhalb weniger Tage 9 Veranstaltungen mit 8000 Besuchern ausverkauft. Momentan läuft das Stück wieder in Nußloch: Restkarten sind an der Abendkasse erhältlich (Bericht <hier>).

Neben seinen vielfältigen musikalischen Tätigkeiten ist Rudi Sailer auch in den St. Ilgener Vereinen seit Jahrzehnten ehrenamtlich tätig. Im Partnerschaftskommitee St. Ilgen -Tigy ist er als Vorsitzender tätig, beim KC Frösche ist er Ehrensenator, beim FC Badenia  (<hier>) und TV Germania Ehrenmitglied. Seit über 30 Jahren ist er als Dozent an der VHS tätig, noch länger als Lehrer an der Musikschule. Auch bei IKWZ und im Deutsch-Polnischen Freundeskreis engagiert er sich.

Rudi Sailer bei „Der fröhliche Weinberg“ am Mittwoch in Nußloch

Wofür er überall bekannt ist, sind seine unglaublich vielseitigen Anekdoten, Geschichten, Gedichte und Witze, die ihn überall – neben der Musik – für gute Laune sorgen lassen. Weithin berühmt sind sein „Dem xxx steigt ein Trullala“, mit dem er jedes Geburtstagskind auf jeder Geburtstagsfeier, auf der er anwesend ist, feiert. Manchmal überreicht er dabei auch eine Flasche seiner berühmten, selbstgeschaffenen „St. Ilgener Froschteichauslese“. Ganz nebenbei ist Rudi Sailer auch noch ehemaliger Weltrekordhalter! Er besitzt die seinerzeit weltgrößte Froschsammlung, die auch bereits in der alten Zigarrenfabrik ausgestellt wurde (Bericht <hier>).

Ob als Organist, Akkordeonist, Sammler, Stimmungskanone, Vereinsförderer – Rudi Sailer ist immer ein echtes Original im besten Sinne und verkörpert St. Ilgen wie kaum ein Zweiter. Vielen Dank dafür!

 

 

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