Deutscher Meister im Heben: Ingolf Keba im Interview

Deutsche Bank und Sporthilfe suchen Gewinner / Top 5 in öffentlicher Online-Abstimmung unter www.sportstipendiat.de

2257 - Ingolf Keba-1(dsh – 25.7.14) Ingolf Keba wurde 2013 Deutscher Meister im Gewichtheben und konnte sich dabei als Student gegen seine Konkurrenten aus der Sportfördergruppe der Bundeswehr durchsetzen, trotz einer verkürzten Vorbereitung aufgrund eines dreimonatigen Auslandspraktikums. Daraufhin intensivierte er sein Training, um sich für die EM zu qualifizieren, konnte aber verletzungsbedingt sein Ziel nicht realisieren. Ingolf Keba studiert an der Uni Mannheim in Regelstudienzeit BWL mit einem Notenschnitt von 1,8.

Da er fließend russisch, deutsch und englisch spricht, wählte er im Rahmen seines Studiums chinesisch als weitere Fremdsprache (Note 1,0), so dass er nun ein Auslandssemester in Peking absolvieren kann. Der überraschende Tod seines Vaters im vergangenen Jahr ließ ihn an seiner sportlichen Karriere, die seiner beruflichen Ausbildung entgegen zu stehen schien, zweifeln, da er seine Mutter in der Folge finanziell kaum unterstützen konnte. Als junger Athlet mit Migrationshintergrund erleichterte ihm der Sport die Integration in Deutschland. Heute gibt der 27-Jährige deshalb als Mentor in einem Sportinternat seine Erfahrungen an Nachwuchsathleten weiter und beaufsichtigt an den Wochenenden junge Sportler im Internat.

Sind Spitzenleistungen in der Sportart Gewichtheben mit einem Studium vereinbar?

4039 - Ingolf KebaAls junger Nachwuchsathlet war ich fest davon überzeugt, dass man in der Sportart Gewichtheben nur als Mitglied der Sportfördergruppe erfolgreich sein kann. Es gab auch keine Athleten, die das Gegenteil aufzeigen konnten. Mit dieser Einstellung absolvierte ich einen vierjährigen Dienst in der Sportfördergruppe der Bundeswehr. Doch ich konnte meine Erwartungen, die ich an mich hatte, nicht umsetzen. Und es fehlte mir etwas. Ich wollte nicht ausschließlich Sport machen, also entschied ich mich für ein Studium. Und als Student zeigte ich dann im vergangenen Jahr bei den Deutschen Meisterschaften eine mindestens so starke Leistung wie im Jahr zuvor als Vollprofi. Seit meinem Sieg weiß ich, dass sportliches Gelingen und erfolgreiches Studium keine gegensätzlichen Ziele sind. Es sind jedoch zusätzliche Hürden zu meistern, die selbstverständlich ihren Tribut fordern, das bedeutet: Es kann auch nicht funktionieren und die Verantwortung für das Scheitern trägt man dann ganz allein.

Was machte den Unterschied in der Vorbereitung aus?

Aufgrund eines mehrmonatigen Auslandspraktikums hatte ich nur eine knapp achtwöchige Vorbereitung. Diese fiel in die Zeit des Wintersemesters 2013/14. Ich musste gleichzeitig für sechs Klausuren lernen und in der Woche fünf bis sechs Mal trainieren. Oft stand ich spät abends ganz allein in der Trainingshalle und hob mehrere Tonnen pro Einheit, und am nächsten Morgen verfolgte ich wieder aufmerksam die Vorlesung in der Universität. Trotz dieser Belastung schrieb ich keine Klausur schlechter als 2,0. Deswegen hat der Deutsche Meistertitel für mich auch einen besonderen Stellenwert, da ich mich als Vollzeitstudent gegen meine Konkurrenten aus der Sportfördergruppe durchsetzen konnte.

Wenige Monate zuvor wolltest Du dem Leistungssport eigentlich schon den Rücken kehren.

Im Mai 2013 verstarb plötzlich und unerwartet mein Vater. Dies war nach dem frühen Tod meines älteren Bruders im Jahr 2010 der schlimmste Schicksalsschlag, der meiner Mutter und mir passieren konnte. Ich musste meine gesamte Lebenssituation überdenken, denn ab diesem Augenblick übernahm ich auch die finanzielle Verantwortung für meine Mutter, die damals nur geringfügig beschäftigt war. In dieser Zeit verlor ich völlig den Glauben und den Sinn am Leistungssport. Täglich begleitete mich der Gedanke, dass ich als Gewichtheber nicht genügend verdienen könnte, denn in meinem Verständnis musste ich die Rolle meines Vaters einnehmen, um uns einen angemessenen Lebensstandard bieten zu können. Ich fing an zu bereuen, dass ich mich als Jugendlicher für den Leistungssport entschied, dass ich nach dem Abitur nicht gleich das Studium anfing, denn so würde ich ja bereits womöglich arbeiten und Geld verdienen. Ich empfand Scham und Schuldgefühle gegenüber meiner Mutter. Ich fokussierte mich deshalb anschließend zu 100 Prozent auf die Klausuren und reiste dann für drei Monate nach Aserbaidschan, um ein Auslandspraktikum zu absolvieren.

Und trotzdem hast Du anschließend wieder sportlich Vollgas gegeben.

Durch den Auslandsaufenthalt konnte ich ein wenig Abstand gewinnen. Ich konnte mich psychisch regenerieren und habe gemerkt, dass mir der Leistungssport, der seit meinem vierzehnten Lebensjahr Bestandteil meines Lebens gewesen war, fehlte. Hier mache ich etwas, was nicht viele können, ich kann körperlich an meine Grenzen gehen, es ist – im positiven Sinne – wie eine Droge, man empfindet in diesen Stunden eine gewisse Freiheit vom gesellschaftlichen Druck. Ich kann es nicht besser erklären, aber das Feuer für den Spitzensport war in mir wieder entflammt. Während der Vorlesungen schaute ich ungeduldig auf die Uhr und bin dann teilweise von der Uni ins Training gerannt, weil ich es kaum erwarten konnte.

Anfang des Jahres hast Du einen Bandscheibenvorfall erlitten, wie geht es Dir aktuell?

Ich konnte jetzt mehrere Monate nicht trainieren. Momentan arbeite ich als Praktikant in einem internationalen Unternehmen ganztags am Schreibtisch, da schießt es mir manchmal regelrecht in den Rücken. Im September werde ich jedoch für vier Monate für ein Auslandssemester an die Peking University gehen. Ich habe mir fest vorgenommen, dort auch wieder zu trainieren und somit neben dem Studium dort auch im Sport etwas zu lernen.

Du hast gerade das Praktikum angesprochen, das Du bei Deinem Sporthilfe-Mentor machst. Wie gestaltet sich das für Dich?

Ich bin im März dieses Jahres in das Mentorenprogramm von „Sprungbrett Zukunft“ aufgenommen worden. Das heißt, ich habe Friedrich Bieselt, Vorstand bei der Lincoln International AG, als Mentor an die Seite gestellt bekommen, der mich seitdem großartig bei meiner beruflichen Entwicklung berät. Das ist die absolut beste Unterstützung, die die Sporthilfe je initiiert hat. Das Programm „Sprungbrett Zukunft“ ist unbezahlbar, nicht nur für mich, sondern für alle Athleten.

Im Mai 2012 hat die Deutsche Bank im Rahmen der Sporthilfe-Förderung das „Deutsche Bank Sport-Stipendium“ ins Leben gerufen, durch das die Förderung für studierende Spitzenathleten auf 300 Euro im Monat verdoppelt werden konnte. Aktuell profitieren rund 300 Sporthilfe-geförderte Athleten vom Programm, das mit dem dritten Semester einsetzt und mit einem Zeitbonus über die Regelstudienzeit hinaus gewährt wird. Die besonderen Leistungen der studierenden Athleten sollen mit der Wahl zum „Sport-Stipendiaten des Jahres zusätzlich herausgestellt und gewürdigt werden – dieses Jahr zum zweiten Mal. Preisträger 2013 war Hockey-Olympiasieger und Medizinstudent Martin Häner. Der Preisträger erhält in den folgenden drei Semestern von der Deutschen Bank den doppelten Stipendiumsbetrag.

Diese Sporthilfe-Athleten stehen zur Wahl: Malaika Mihambo, Anna Schaffelhuber, Laura Vargas Koch, Linus Butt und Ingolf Keba. Jeder Interessierte kann an dieser Wahl bis 22. August teilnehmen: www.sportstipendiat.de. Unter allen Teilnehmern des Online-Votings wird ein Kurz-Aufenthalt in Berlin für zwei Personen verlost – inklusive zwei Übernachtungen, der Teilnahme an der feierlichen Preisverleihung des Sport-Stipendiaten 2014 am 11. September und einer privaten Führung mit Blick hinter die Kulissen des Berliner Olympiastadions.

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