Offener Brief an OB und Gemeinderat zur Umwandlung der GSS in eine Gemeinschaftsschule
Offener Brief an den Oberbürgermeister Herrn Wolfgang Ernst, die Erste Bürgermeisterin Frau Claudia Felden und die Damen und Herren des Gemeinderates der Stadt Leimen – Antragstellung des Schulträgers zur Umwandlung der Geschwister-Scholl-Schule St. Ilgen in eine Gemeinschaftsschule
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Ernst, sehr geehrte Frau Felden, sehr geehrte Damen und Herren des Gemeinderates,
Ende letzten Jahres wurde die GSS St. Ilgen vom Schulträger beauftragt, ein Konzept für die Umwandlung in eine Gemeinschaftsschule am Standort Leimen – St. Ilgen zu entwickeln. Wir freuen uns, dass das erstellte pädagogische Konzept sowohl beim Schulamt, dem Schulträger als auch bei den Gemeinderäten auf positive Resonanz stieß und möchten als langjährige enge Begleiter der GSS den eingeschlagenen Weg nachhaltig unterstützen, denn
– die GSS hat durch jahrgangsgemischten Unterricht große Erfahrung mit Lernformen, die auf das Lerntempo und die Lernwege der einzelnen Schüler eingehen,
– die GSS und ihr Kollegium bietet seit vielen Jahren neben dem Pflichtunterricht zusätzliche Lernangebote an, die sich an Stärken und Interessen der Schüler orientieren,
– die zahlreichen Besuche von Schuldelegationen aus dem Umland zeigen, dass sich die GSS mit ihren pädagogischen Konzepten von einer Brennpunktschule zu einer Leuchtturmschule entwickelt hat,
– das Kollegium der Schule hat sich kontinuierlich pädagogisch innovativ weiterentwickelt und fortgebildet und ist deshalb bestens für die Arbeit in einer Gemeinschaftsschule vorbereitet,
– schon jetzt gibt es ein großes Angebot an nachmittäglichen Arbeitsgemeinschaften und es besteht eine enge Kooperation mit vielen örtlichen Vereinen und ehrenamtlichen Partnern,
– gemeinschaftliches und gesellschaftliches Engagement wird nicht nur groß geschrieben, sondern auch im Schulalltag gelebt: Mitarbeit bei der Schulhofgestaltung mittels Bauhüttenprojekten, Sponsorenlauf, Teilnahme am Gemeindeleben u.v.m.
Glücklicherweise muss für Leimen kein regionaler Schulentwicklungsplan erstellt werden, da es in Leimen genügend Kinder und somit potentielle Schüler gibt, die durch die Einrichtung einer Gemeinschaftsschule am
Wohnort zur Schule gehen könnten.
Der aktuelle Zustand des Altbaus (Haus A, Pausenhalle) erfordert dringend eine Sanierung, daher erscheint es
sinnvoll und zukunftsträchtig, die anstehenden Investitionen mit der Einrichtung einer Gemeinschaftsschule zu
verbinden. Die vorhandenen Räume in Haus B und C wären für die nächsten vier Schuljahre auch für eine
Gemeinschaftsschule ausreichend.
Alles in allem halten wir dies für sehr gute Ausgangsbedingungen für die Umwandlung der GSS in eine
Gemeinschaftsschule und wir sind überzeugt, dass dies an dieser Schule mit ihrem Konzept, ihrer engagierten
Schulleitung und diesem Kollegium gelingen wird.
Der Antrag zur Einführung einer Gemeinschaftsschule zum Schuljahr 2014/2015 muss bis zum 1. Oktober 2013
vom Schulträger gestellt werden. Unserer Meinung nach führt eine spätere Antragstellung zu einem weiteren
Abwandern von Schülern, gefährdet mittelfristig den Schulstandort Leimen und macht Leimen wenig attraktiv
für Familien, die ein hochwertiges ganztägiges Schulangebot suchen.
Mit freundlichen Grüßen
Brigitte Horr, Elternbeiratsvorsitzende Andrea Unverfehrt, Fördervereinsvorsitzende
Redaktion: Hier ein Überblick über die weitere Entwicklung in der Causa (nachträglich am 5.8. hier eingefügt):
- Offener Brief an OB und Gemeinderat zur Umwandlung der GSS in eine Gemeinschaftsschule (mit mehreren Kommentaren)
- Pressemeldung der Stadt zum Beschluß des Gemeinderates
- Leserbrief Gemeinschaftsschule: Brigitte Horr
- Leserbriefe Gemeinschaftsschule: Joachim Buchholz
- Leserbrief Gemeinschaftsschule: D. Dehoust
- Leserbrief Gemeinschaftsschule: A. Unverfehrt
- Leserbrief Gemeinschaftsschule: Wolfgang Krauth
- Anmerkungen der Stadtverwaltung zu den Leserbriefen Dehoust – Unverfehrt – Horr
Kurz-URL: https://leimenblog.de/?p=37159
Eine Gemeinschaftsschule wird dadurch gekennzeichnet, dass
– köperlich, geistig und sozial behinderte Kinder zusammen mit normalen und hochbegabten Kindern in einer Lerngruppe (früher Klassenverband) lernen.
– die kleineren Lerngruppen so zusammengestellt werden, dass nicht homogene, sondern heterogene Lerngruppen entstehen
– dass leistungsstarke Lerngruppen unerwünscht sind
– die Kinder individuell, bzw. in Gruppen einen großen Teil der Zeit nur mit Unterrichtsmaterialien, jedoch ohne Lehrerin lernen
– der Klassenteiler bei 28 Kindern liegt
Ein gutes pädagogisches Konzept zu haben oder gute pädagogische Arbeit zu leisten und sich „Gemeinschaftsschule“ zu nennen, bedeutet nicht automatisch, dass man tatsächlich eine Gemeinschaftsschule im Sinne des Kultusministeriums ist.
Vermutlich werden Eltern, die keine Kinder mit Problemen haben und die Wert darauf legen, dass ihr Kind in der Schule Sachkenntnisse vermittelt bekommt, ihr Kind in eine Privatschule schicken.
Gravierende Veränderungen jeglicher Art sollten gut durchdacht sein.
Der Weg zu Gemeinschaftsschulen führt in die falsche Richtung.
Wir brauchen Vernunft in der Bildung und keine weiteren Experimente.
Wir müssen Bildung dezentralisieren und entbürokratisieren. Wir brauchen Freiheit und Selbstverantwortung in Erziehung und Bildung. Wir brauchen den freien Wettbewerb der Bildungsangebote und Bildungsträger, weil das im Interesse unserer Kinder ist.
Daher brauchen wir das staatliche Bildungsmonopol nicht.
– Eltern brauchen die Freiheit, für ihre Kinder den aus ihrer Sicht richtigen Bildungsweg und die passende Schule zu wählen.
– Bildungseinrichtungen müssen miteinander um Schüler und Lehrer im Wettbewerb stehen. Sie müssen vollständige Autonomie im Hinblick auf Lehrpläne, Unterrichtsformen, Personal und Finanzen genießen.
Profil und Leitbild bestimmen die Schulen selbst.
– Qualitätssicherung und -verbesserung obliegen den Schulen selber.
Der Wettbewerb um Schüler und Lehrer setzt den einzig wirksamen Anreiz, hochwertige Bildungsangebote zu entwickeln. Externe Akkreditierungen und Rankings stellen sicher, dass Qualitätsstandards transparent sind und eingehalten werden.
– Die Bildungsfinanzierung ist keine Staatsaufgabe, sondern eine zivilgesellschaftliche Angelegenheit. Wie sich eine Schule finanziert, entscheidet der Bildungsträger. Neben den Kommunen können Unternehmen und zivilgesellschaftliche Organisationen Schüler mit Bildungskrediten und -gutscheinen, Stipendien etc. fördern.
Die bestehende Misere im Bildungsbereich zeigt uns doch mehr als deutlich, was das staatliche Bildungsmonopol bei unseren Kindern in den vergangenen Jahren an Schäden angerichtet hat.
Anstatt noch mehr Zentralisierung und Vereinheitlichung, brauchen unsere Kinder die Freiheit, sich und ihre Fähigkeiten entfalten zu können.
Ingo Schmidt, Leimen
Ich stimme Herrn Schmidt zu. Das Niveau der Schulen ist im Vergleich zu früher sehr gesunken. Bedenklich ist auch die politische Indoktrinierung mit Hilfe des Lehrplans des Kultusministeriums. Auch dies war früher anders.
Ich habe volles Verständnis für Eltern, die sich weigern ihre Kinder in Schulen zu schicken und sie lieber selbst unterrichten.
Jetzt aber zur GSS. Warum muß es unbedingt „Gemeinschaftsschule“ sein? Die GSS hat die Unterstützung des Gemeinderates und dieser würde sicher der GSS bei der Umsetzung des Konzeptes helfen.
Die GSS darf aber keine „Gemeinschaftsschule“ werden, da von einer Gemeinschaftsschule bestimmte Dinge gefordert werden kann und dadurch die Handlungsfreiheit der Schule eingeschränkt wird.
Die Gemeinschaftsschule hat u.a. den Anspruch, dass in einer Lerngruppe alle Niveaus, von der Hauptschule bis zum Gymnasium, unterrichtet werden. Was geschieht, wenn die Schule das Versprochene nicht liefern kann und die Eltern sich laufend beim Schulamt beschweren? Hier ist Ärger ohne Ende vorprogrammiert.