Kriminalstatistik 2012 – Rhein-Neckar-Kreis und Heidelberg

(pol – 15.3.13) Polizeiliche Kriminalstatistik 2012 – Starker Anstieg bei Wohnungeinbrüchen und Raubdelikten; Kinder- und Jugendgewaltkriminalität stark zurückgegangen; gute Aufklärungsquote

2124 - Polizeibericht„In der Gesamtbetrachtung können wir mit der Kriminalitätsentwicklung im Jahr 2012 zufrieden sein. Sie ist in der Stadt Heidelberg und dem Rhein-Neckar-Kreis um 0,2 Prozent zurückgegangen und somit auf einem stabilen Niveau.“

Mit dem Rückgang der Fallzahlen von 33545 (2011) auf 33475 ist die registrierte Kriminalität auf eine der niedrigsten Stände der letzten zehn Jahre gesunken. Prozentual gibt es keine Unterschiede zwischen Stadt- und Landkreis.

„Auch unsere Aufklärungsquote kann sich sehen lassen! Mit über 54% liegen wir nahe am Spitzenwert der letzten Jahre“, bemerkt der Leiter der Heidelberger Polizeidirektion, Bernd Fuchs, in seiner Einführung zur heutigen Präsentation der Polizeilichen Kriminalstatistik für das Jahr 2012.

Die Kriminalitätsbelastung (Häufigkeitszahl) hat sich mit 8394 (Stadt Heidelberg) und 4380 (Rhein-Neckar-Kreis) Straftaten pro 100.000 Einwohner weiter zurück entwickelt. Im Ranking der Städte über 100.000 Einwohner in Baden-Württemberg konnte sich Heidelberg auf Platz 5 weiter im Mittelfeld noch vor Mannheim, Karlsruhe, Stuttgart und Freiburg behaupten. Eine Veränderung gab es zu Ungunsten von Sinsheim mit nunmehr der höchsten Belastung im Vergleich der Großen Kreisstädte im Rhein-Neckar-Kreis. Dies dürfte u.a. auf eine gestiegene Anzahl von Straftaten (Beleidigungen, Körperverletzungen, Drogendelikten, Verstöße Sprengstoffgesetz) im Zusammenhang mit Fußballspielen zurückzuführen sein.

„Für eine seriöse Bewertung der Polizeilichen Kriminalstatistik ist die genauere Betrachtung einzelner Deliktsbereiche zwingend erforderlich: Da gibt es leider zwei negative Trends im Bereich der Wohnungseinbrüche und der Gewaltkriminalität, die uns Sorge bereiten!“

Wohnungseinbrüche

Nach langjährigen äußerst positiven Entwicklungen mit sehr geringen absoluten Fallzahlen muss die Polizeidirektion Heidelbergbei den Wohnungseinbrüchen einen markanten Anstieg um 115 Fälle oder 22,6% vermelden, obwohl gerade auf diesem Deliktsfeld erhebliche Anstrengungen unternommen wurden. Diese Eingriffe beeinträchtigen die persönliche Intimsphäre und das Sicherheitsgefühl der Bürger in enormem Maße. Trotz großer Anstrengungen auch auf dem Präventionssektor konnte nicht verhindert werden, dass der landesweit bereits seit Jahren zu beobachtende Aufwärtstrend nun auch nicht vor Heidelberg und dem Rhein-Neckar-Kreis Halt macht.

Während im Rhein-Neckar-Kreis der Anstieg mit 12,6% noch eher gering anmutet, ist der Anstieg in Heidelberg um 48,3% doch sehr beachtlich. Rund 100% Steigerungsrate bei den Einbruchsversuchen tragen zwar zum starken Anstieg der Zahlen bei, jedoch spricht dieser Umstand auch eindeutig für die Tatsache, dass sich Investitionen in Sicherungstechnik lohnen. Über 300 Beratungen der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle zur besseren Sicherung von Privatwohnungen wurden 2012 durchgeführt.

Darüber hinaus ist zu bedenken, dass Heidelberg und der Rhein-Neckar-Kreis in der Langzeitbetrachtung immer noch einen niedrigen Wert aufweisen. Die Aufklärungsquote ist in Heidelberg zwar erfreulicherweise angestiegen, aber immer noch mit 13% äußerst niedrig. Durch die Aufklärung von Wohnungseinbrüchen wissen wir, dass es sich bei den Tatverdächtigen häufig um äußerst mobile Menschen handelt, die europaweit in Banden organisiert ihr Unwesen treiben.

Deshalb kommt auch in Zukunft der Kriminaltechnik mit einer professionellen Spurensicherung und -auswertung eine besondere Bedeutung zu. Bereits seit 2005 hat die Polizeidirektion Heidelberg die zentrale Spurensicherung zu einem heute personell sehr starken Dezernat Kriminaltechnik ausgebaut.

Dass sogar noch nach Jahren schwere Straftaten geklärt werden können, zeigt beispielhaft ein Einbruch Ende 2011 in ein Heidelberger Wohnhaus, bei dem die Täter Gegenstände im Wert von rund 500.000 Euro erbeutet hatten. Aufgrund einer vor Ort gesicherten DNA-Spur wurde einer der Täter ermittelt und Mitte 2012, bei der Einreise zur Fußballeuropameisterschaft nach Polen, aufgrund eines internationalen Haftbefehls festgenommen. Nach seinen Komplizen wird weitergefahndet. Nach einem Einbruch in ein Juweliergeschäft in Sinsheim im April 2011, führte die Sicherung und Auswertung von DNA-Spuren auf die Spur des Täters, der mittlerweile wegen eines Kapitalverbrechens seit Anfang dieses Jahres in Untersuchungshaft sitzt. Auch der Mordfall „Bianca Keil“ aus dem Jahr 1991 wurde durch die Auswertung DNA-fähiger Spuren nach 21 Jahren geklärt.

Gewaltkriminalität

Für den Anstieg der Gewaltkriminalität in seiner Gesamtheit von „nur“ 3,5% zeichnen insbesondere die Raubdelikte mit einer direktionsweiten Zunahme um 41 Fälle, oder einem Plus von 27,9% (Stadt HD: 24/37,5%; Rhein-Neckar-Kreis: 17/20,5%), verantwortlich. Überproportional betroffen ist dabei die Heidelberger Innenstadt (Altstadt, Bismarckplatz, Bergheim und Weststadt). Vornehmlich junge Täter nutzten günstige Gelegenheiten aus, um zum Teil stark alkoholisierte, ebenfalls junge Opfer auf ihrem Nachhauseweg auszurauben. Hauptsächlich Smartphones und Bargeld wurden dabei erbeutet.

Dagegen sieht es bei den reinen Körperverletzungen in der Heidelberger Altstadt etwas erfreulicher aus. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen gingen die sogenannten Altstadtschlägereien leicht um 4% zurück. Übrigens zum ersten Mal seit 2008. Erst die folgenden Jahre werden zeigen, ob es sich dabei tatsächlich um eine Trendumkehr hin zu einer niedrigeren Körperverletzungsdelinquenz, oder nur um eine Abschwächung auf hohem Niveau handelt.

Gewalt gegen Polizeibeamte

Viele Polizeibeamte werden auf Streife und bei Einsätzen immer häufiger mit Respektlosigkeit konfrontiert. Seit Jahren ist zu beobachten, dass bedrohliche Situationen für die Beamten kontinuierlich ansteigen. Aggressionen gegenüber der Polizei beginnen mit Beleidigungen und machen auch nicht vor Körperverletzungen oder Widerständen gegen Vollstreckungsbeamte Halt. Seit 2009 stiegen gerade diese Delikte von 193 auf 233 an. In den meisten Fällen lässt der zum Teil enorme Alkoholkonsum die Hemmschwelle stark sinken.

Internetkriminalität

Weltweite elektronische Vernetzung der Täter, Kinderpornografie im Internet, Betrügereien oder Kommunikation von Banden im World-Wide-Web sind nur exemplarisch dargestellte Deliktsfelder, die die Internetkriminalität ausmachen. Die Täter nutzten neueste technische Möglichkeiten, weshalb in diesem Phänomenbereich in den vergangenen Jahren eine kontinuierlich steigende Kriminalitätsentwicklung zu bilanzieren war. Auf diese Entwicklung hat die Polizeidirektion Heidelberg bereits im Jahr 2011 zunächst mit der Einrichtung einer Ermittlungsgruppe Cybercrime reagiert und ab 2012 zu einem eigenen Dezernat „Cybercrime“ mit 10 Ermittlern bei der Kriminalinspektion „Wirtschafts- und Fälschungsdelikte“ ausgebaut. Darüber hinaus wurden auch Beamte auf den Revieren speziell dafür ausgebildet.

Schwerpunkt der Internetkriminalität ist nach wie vor der Computerbetrug. Dabei ist es hier allerdings oft sehr schwierig, das Dunkelfeld aufzuhellen. Einem überwiegenden Teil der in Heidelberg bearbeiteten Fälle lässt sich kein eindeutiger Tatort zuordnen, weshalb diese Fälle keinen Eingang in die landesweite Polizeiliche Kriminalstatistik finden. Insgesamt ist ein Rückgang von 23,7% (2011: 1922/2012: 1467) bei der Internetkriminalität festzustellen. Bereinigt auf die Taten im Inland beträgt der Rückgang sogar 45,2% von 772 (2011) auf 423 (2012) Fälle. „Hier zeigen sich sehr deutlich die Schwächen unserer Erfassungsmodalitäten und das enorme Dunkelfeld, denn alle Experten sind sich einig, dass sich Kriminalität immer mehr von der realen in die virtuelle Welt verlagert“, betont Fuchs.

Rauschgiftkriminalität

Einen leichten Abwärtstrend ist auf dem Rauschgiftsektor zu beobachten. Insgesamt 18 Fälle oder 6,0 % weniger ist die Bilanz des abgelaufenen Jahres. 2019 Fälle insgesamt lassen trotzdem keine Freude aufkommen. Bei mehrjähriger Betrachtung befinden wir uns immer noch in einem oberen Bereich. Die Dunkelziffer der Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz als typische „Holkriminalität“ mit einer Aufklärungsquote von über 95% dürfte daher immens sein.

Die Anzahl der Rauschgifttoten hat sich im Vergleich zu 2011 von 5 auf 6 erhöht. Der körperliche Verfall führte in den genannten Fällen zum Tod der langzeitabhängigen Menschen.

Vermögens- und Fälschungsdelikte

Prozentual leicht gesunken sind im vergangenen Jahr die Vermögens- und Fälschungsdelikte. Allerdings verhinderte ein starker Anstieg der „Schwarzfahrer“ (Rhein-Neckar-Kreis: 216/51,6%) eine bessere Gesamtstatistikquote. Hintergründe dürfte eine weitere Ausweitung der Kontrollen durch die Verkehrsbetriebe sein.

Tatverdächtigenstruktur

„Das Ergebnis stimmt mich weiter zuversichtlich“,konstatiert der Heidelberger Polizeichef, als er die Zahlen der unter 21-jährigen Tatverdächtigen präsentierte. Ein Rückgang bei der Kinder- und Jugendkriminalität von über 6% (Heranwachsende: +4%) setzt die positive Tendenz der letzten Jahre fort. Bei den Gewalttaten ist die Bilanz mit einem Minus bei Kindern und Jugendlichen von 22,7% (Heranwachsende: -3%) noch erfreulicher.

„Wir sind mit unseren vielen Präventionsaktivitäten in Stadt und Landkreis einmal mehr bestätigt, auf dem richtigen Weg zu sein. Unser Konzept der Gewaltprävention als Teil der Kommunalen Kriminalprävention, gerade bei den Jüngsten in unserer Gesellschaft, muss auch weiterhin einen herausgehobenen Stellenwert einnehmen, auch und gerade weil die Gewaltkriminalität insgesamt am Steigen ist“, bilanziert Fuchs das gute Ergebnis.

Resümee und Ausblick

„Ich bin insgesamt zufrieden, aber wir sollten bestimmte Entwicklungen mit Sorge zur Kenntnis nehmen und nicht schön reden, sondern repressiv wie präventiv dagegenhalten. Dazu sind alle gesellschaftlichen Kräfte aufgerufen, vor allem aber nicht nur die Polizei, um weiterhin sagen zu können: In Heidelberg und Umgebung lässt es sich sicher leben.“. “ stellt Bernd Fuchs abschließend bei der Gesamtbewertung der Polizeilichen Kriminalstatistik 2012 fest.
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