Serie besondere Bäume: Festhalten! Die Buchen an der Lösskante
(rnk – 10.2.22) Ist man zu Fuß im Stadtwald Hemsbach unterwegs, stößt man im Distrikt „Kreuzberg“ rund um die Förster-Braun-Hütte immer wieder auf tief in den Boden gespülte Hohlwege. Diese Hohlwege entstehen auf Böden, die große Lössauflagen aufweisen.
Löss ist eine bestimmte Bodenart, die nach der Eiszeit aus dem Rheintal mit dem Westwind angeweht wurde. Die einzelnen Körnchen sind entsprechend klein, fühlen sich zwischen den Fingern wie Mehl an und beinhalten viele Nährstoffe und Kalk.
Lössböden reagieren sehr empfindlich auf Befahrung und Verdichtung, und das sieht man an den Hohlwegen. Sie entstanden durch jahrhundertelange menschliche Nutzung und Befahrung, etwa zum Abtransport von Rohstoffen wie Steinen und Holz. Verstärkt wurde dieser Vorgang durch Wasser, das in den Eingrabungen gut abfließen konnte und dabei immer wieder Boden mit hangabwärts spülte.

Blick von oben auf den dicken, alten Baum. Die Buche ist schon von den jungen Bäumen der nächsten Waldgeneration umringt.
An der oberen Kante dieser Hohlwege kann man eindrucksvoll bestaunen, wie Bäume sich an solch einen Standort anpassen. Denn hier stehen fast 200 Jahre alte Buchen mit einer Höhe von über 30 Meter und einem Durchmesser von teilweise 120 Zentimeter.
Damit die großen Bäume an den Hohlwegen nicht umkippen, haben sie ihr Wurzelwachstum zur Hangkante hin extrem verstärkt. Bäume können sich durch die Bildung von sogenanntem Reaktionsholz auf mechanische äußere Einflüsse einstellen. Ist ein Teil des Baumes besonderen Belastungen ausgesetzt, ist der Organismus in der Lage, dort gezielt verstärkt zu wachsen. Mit der vermehrten Bildung von Holz kann der Baum seine Stabilität wiederherstellen.
Die Hemsbacher Buchen haben es mit ihrem außergewöhnlich starken Wachstum im Bereich der Wurzeln in die Serie „Besondere Bäume im Rhein-Neckar-Kreis“ geschafft.
Außerdem bieten die alten Bäume mit ihren dicken, teilweise abgebrochenen Ästen und den Spechthöhlen einen wichtigen Lebensraum für die heimische Fauna. Deshalb hat sich der Hemsbacher Förster Philipp Lambert auch dazu entschieden, die Buchen als Habitatbäume zu markieren. „Damit ist gewährleistet, dass die Buchen nicht gefällt werden. Es ist wirklich faszinierend, wie sich Bäume auf bestimmte Umwelteinflüsse einstellen können“, freut sich Lambert über die Buchen mit buchstäblich schwerem Stand.

Förster Philipp Lambert schaut sich eine Buche genau an, die er bereits als Habitatbaum markiert hat.
Wer diese besonderen Buchen mit ihren dicken Wurzeln und Asthöhlen selbst bestaunen möchten, findet die Bäume mit Hilfe der Geo-Koordinaten 49°35’52.6“N 8°40’32.6“E. Vom Parkplatz „Langer Grund“ in der Nähe der Förster-Braun-Hütte sind es noch etwa 200 Meter zu Fuß.
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