Tiergartenbiologie: Außergewöhnliches Praktikum im Zoo für Studenten

Einmal im Jahr bietet der Zoo Heidelberg Studenten der Biowissenschaften an der Universität Heidelberg im Kurs „Tiergartenbiologie“ die Möglichkeit, hinter die Kulissen des Zoos zu schauen. Das Seminar mit anschließendem Praktikum erfreut sich großer Beliebtheit, da man hier in einen Bereich der Biologie hineinschnuppern kann, von dem man im Studium sonst kaum etwas mitbekommt. Die Zoologie nimmt in den meisten Biologiestudiengängen nur einen geringen Anteil ein. So entstand der Kurs Tiergartenbiologie, der nun schon seit über zehn Jahren angeboten wird. In diesem Jahr nahmen wieder neun Studenten daran teil.

5630 - Studenten im Zoo

Studenten mit geschultem Blick bei der Beobachtung der Roten Panda (v.l.n.r.: Fabian Göte, Annika Baum, Nadine Schnepf)

Viele der Studenten waren sich zuvor nicht genau bewusst, was sie im Praktikum erwartet. Von den Aufgaben eines Tierpflegers hatten sie eine ungefähre Vorstellung. Doch welche Aufgaben hat ein Biologe im Zoo, was macht ein Zoopädagoge und wie sieht der Alltag eines Zootierarztes aus? In all diese Bereiche erhalten die Praktikumsteilnehmer Einblick und ihnen wird vermittelt, wie ein Zoo arbeitet und welche Aufgaben er hat. Das beinhaltet zunächst detaillierte Informationen während unterschiedlicher Führungen und Vorträge zu Themen wie Zoopädagogik, Verhaltensforschung und Zootiermedizin. Selbst aktiv werden die Studenten im anschließenden Praktikum, nachdem sie bestimmten Tierarten zugeteilt wurden, mit denen sie sich zwei Wochen intensiv beschäftigen.

In diesem Jahr waren es Strauße, Kakadus, Rote Pandas und Präriehunde. Die Studenten sollten für ihre Tierart ein spezielles Beschäftigungsprogramm entwickeln, ein ideales Gehege und die passende Beschilderung entwerfen und eine Unterrichteinheit zu der jeweiligen Tierart vorbereiten. Dazu mussten sich die Gruppen zunächst Grundwissen zu ihrer Tierart erarbeiten und typische Verhaltensmuster durch Beobachtung identifizieren. Sie setzten dabei unterschiedliche Methoden der Verhaltensforschung ein, in die sie zuvor eine theoretische Einführung bekamen. Die Fokusmethode konzentriert sich auf ein Tier, das durchgehend über eine gewisse Zeit beobachtet wird. Bei der Scanmethode wird bei der Beobachtung einer ganzen Gruppe in Zeitabstanden notiert, was die einzelnen Individuen gerade tun.

Dabei ist eine wissenschaftliche und nicht emotionale Bewertung des Verhaltens besonders wichtig. Fehler können auftreten, wenn die Tiere vermenschlicht werden und ihr Verhalten dadurch falsch interpretiert wird. Was für den Menschen wie ein Lachen klingt kann bei manchen Tieren ein Warnruf sein und ein scheinbares Grinsen kann Aggression bedeuten.

Nachdem sich die Studenten mit dem jeweiligen Verhalten vertraut gemacht hatten, sollte ein Konzept entwickelt werden, um die Tiere vermehrt zu natürlichen Verhaltensweisen, wie z.B. die Futtersuche, zu motivieren. Dazu wurden passend zu der Tierart denkbare Beschäftigungsmöglichkeiten entwickelt und den Tieren präsentiert. Dadurch konnte evaluiert werden, wie die Beschäftigung angenommen wurde. Danach folgte erneut die Beobachtung, ob die Tiere überhaupt Interesse zeigen und ob sich die Zeit verlängert oder die Frequenz signifikant erhöht, in der die gewünschte Verhaltensweisen ausgeführt werden.

Nicht alle Ideen stießen bei den Tieren gleich auf Interesse und so kamen die Studenten, wie so oft in der Wissenschaft, nur mit „Versuch und Irrtum“ voran. Das kann frustrierend sein und war keine einfache Aufgabe, die die Studenten jedoch mit großer Kreativität lösten.

Da auch die Gehege einen entscheidenden Einfluss auf das Wohlbefinden der Tiere haben und der Zoo konstant bemüht ist, seine Gehege zu optimieren, sollten die Studenten auch Gehege für ihre jeweilige Tierart planen. Dabei stellte sich die generelle Frage nach einem idealen Gehege. Es sollte möglichst gut alle Bedürfnisse einer speziellen Tierart erfüllen, deren natürlichen Lebensraum abbilden, gleichzeitig sicher sein und für den Zoobesucher gut einsehbar. Außerdem sollte es für die Tierpfleger gut zugänglich und möglichst leicht zu reinigen sein. Klingt kompliziert? Ist es auch. Gehege, speziell größere Anlagen, wie die neue Bärenanlage im Zoo Heidelberg, erfordern oft mehrere Jahre in der Planung.

Bei den Präriehunden hatten die Studenten eine tolle Idee. Um herauszufinden, wie ein optimales Gehege aussehen könnte, wollten sie das Gangsystem, das sich die Präriehunde unterirdisch gegraben haben, genauer erforschen. Sie verwandten dazu ein Endoskop und erlangten so über die kleine Kamera einen ganz neuen Einblick in das Leben der Präriehunde, das sich Großteils unterirdisch abspielt. „Es war toll mal einen Blick hinter die Zookulissen zu bekommen“ berichtet eine der Studentinnen gegen Ende des Praktikums.

Sandra Reichler, Kuratorin im Zoo Heidelberg und Betreuerin des Praktikums, äußert sich ebenfalls positiv: „Das Praktikum bringt allen etwas. Den Studenten Erfahrungen und den Tieren tolle Beschäftigungsmöglichkeiten, die ihr Leben bereichern.“

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