St. Ilgener Dichter Gerhard Trageser: Eine poetische Stimme, die nachhallt

Gerhard Trageser

(fwu – 19.10.21) Pünktlich zur Buchmesse hat der ehemalige Journalist Gerhard Trageser, der seit über zwei Jahrzehnten in Sankt Ilgen lebt, unter dem Pseudonym Roman Tieck zwei romantische Gedichtbände herausgebracht, die sich mit den elementaren Erfahrungen und Empfindungen eines jeden Menschen befassen – dem Sehnen nach Liebe, Glück, Erfüllung und Sinn.

Sie tun das auf einfühlsame Weise in einer klaren, schlichten und berührenden Sprache. Gleich zu Beginn von „Zeit des Sehnens“ erklärt der Autor, was ihn zum Dichten bewegt: „Etwas will in mir erklingen, und meine Seele möchte singen“. Und er schließt mit dem Wunsch, dass seine „wundersam gewebten“ Wortgebilde „auch noch nach Jahr und Tag nachhallen wie ein Glockenschlag“.

Zeit des Sehnens ISBN 9783754329221 62 Seiten Preis: 11.90 €

Das könnte in Erfüllung gehen. Denn die Gedichte entfalten eine große emotionale Wucht und einen unwiderstehlichen Sog. Wer sie liest, den erfasst von der ersten Zeile an eine Woge, die ihn mitreißt, mit jeder Strophe anschwillt und in einem finalen Aufbranden ausebbt. Ein in freier Raffinesse gehandhabtes Reim-schema sowie rhythmische Akzente bringen Inhalt und Form stets überzeugend in Einklang. So präsentiert sich jedes dieser Gedichte als Perle, die in ihrer eigenen Farbe funkelt, von strahlend hell bis dunkelschwarz, von subtil ironisch bis tiefernst, von innig zart bis bitter herb.

Man kann die Verse, vom Sog mitgezogen, in einem Rutsch lesen. Aber man sollte sie sich auch Zeile für Zeile auf der Zunge zergehen lassen und sie auskosten wie Schlucke eines guten Weins. Erst dann erspürt man ihren betörenden Duft und ihr volles Bouquet. Denn diese literarische Cuvée verdient wahrlich, um in der Sprache der Weinkenner zu bleiben, das Prädikat „grand crue“. Und wie ein guter Wein eignen sie die Bände auch hervorragend als Geschenk – etwa im Hinblick auf die kommenden Weihnachten.