Leserbrief Wolfgang Müller zur OB-Situation: „Ein Scherbenhaufen“

(lb – 11.10.23) Die Bagger, die derzeit vorm alten Rathaus für den „Treffpunkt Leimen“ graben, fördern die ein oder andere römische Scherbe zu Tage. Dies kann man aber auch sinnbildlich nehmen für die gesamte derzeitige kommunalpolitische Situation, die – nach der Ankündigung der Nichtmehr-Kandidatur von OB Hans D. Reinwald – einem Scherbenhaufen gleicht.

Schmutzkampagne, Behauptungen, Anschuldigungen und Beschuldigungen gegenüber dem Amtsinhaber in den letzten Wochen und Monaten, mag man es nennen, wie man will, aber es geht jetzt nicht um Schuldzuweisungen und die Erkenntnis, dass Politik – leider sehr oft – ein „dreckiges Geschäft“ ist, sondern um die weitere Zukunft dieser Stadt.

Es ist zugegeben ein tief traurige, frustrierende und enttäuschende Situation. Denn zu viel hat man Leimen in den letzten Jahrzehnten zugemutet. Bis in die 90er Jahre eine beispiellose „Kahlschlagsanierung“, von der sich die Innenstadt bis heute nicht erholt hat. Dann ein ungezügeltes Einwohnerwachstum (Fasanerie), um unbedingt Große Kreisstadt zu werden, danach 16 Jahre Entwicklungsstillstand und jetzt wieder kein Aufbruch und keine Perspektive, sondern viele, viele Baustellen.

Der Stadtkern liegt darnieder, das Brauerei-Areal darbt vor sich hin, das Kurpfalz Centrum steht leer oder präsentiert sich weitgehend „rumpelig“ und als sozialer Brennpunkt. Die Zukunft des „Shell-Areals“ ist ungeklärt und liegt beim Verwaltungsgericht und last but not least ist der „Treffpunkt Leimen“ weiter ohne Baugenehmigung und der Bauträger zudem insolvent. Wahrlich alles keine schönen Aussichten für unsere Stadt.

Aber die Hoffnung stirbt zuletzt und deshalb sollten sich alle Mandatsträger, der gesamte Gemeinderat einmal an ihre eigenen Nasen fassen und sich ernsthaft fragen, was sie besser machen können als in der Vergangenheit. Vielleicht sollten sie die Worte des Schlossherren bei der diesjährigen Weinkerwe-Eröffnung beherzigen, als er in diesen Krisenzeiten dazu aufrief: Nicht gegeneinander – sondern ein GEMEINSAMES MITEINANDER! Denn es geht um die Zukunft unserer geliebten Heimat und Stadt.

Wolfgang Müller, Altstadtrat