Leimen im Zentrum eines millionenschweren Drogenprozesses

(fwu – 19.10.25) Der jüngst beendete Drogenprozess am Landgericht Heidelberg hat Leimen als einen der zentralen Schauplätze eines umfangreichen, bandenmäßigen Rauschgifthandels identifiziert. Zwei der sechs angeklagten Männer stammen aus Leimen, waren verschwägert und nahmen im Tatgeschehen eine führende Rolle ein. Die Strafkammer verurteilte sie zu Freiheitsstrafen von viereinhalb sowie vier Jahren und drei Monaten. Ihnen wurde zur Last gelegt, gemeinsam mit weiteren Komplizen zwischen Ende 2020 und Anfang 2025 über 150 Kilogramm Cannabis, Haschisch und Kokain erworben und weiterveräußert zu haben – überwiegend im Raum Leimen.

Dabei spielte die Stadt Leimen nicht nur als Wohnort der Täter eine Rolle, sondern auch als geografischer Mittelpunkt ihrer kriminellen Aktivitäten. Mehrere Übergaben von Rauschgift und Bargeld fanden laut Ermittlungsunterlagen in der Senefelderstraße statt – unter anderem in einer Tiefgarage sowie an einem Spielplatz. Auch die Tinqueux-Allee wird als Umschlagpunkt genannt. Weitere Transaktionen fanden in Heidelberg-Rohrbach und im benachbarten Nußloch statt. Die Gruppe kommunizierte über verschlüsselte Messaging-Dienste wie „Sky ECC“ und „Anom“, wodurch sie versuchte, die polizeiliche Überwachung zu umgehen.

Ein Mitglied der Gruppe – ein Leimener – wurde zusätzlich wegen seiner zentralen Rolle im Aufbau einer groß angelegten Cannabisplantage in Karlsruhe-Neureut verurteilt. Dort wurden über 3000 Pflanzen in einer eigens angemieteten Halle professionell angebaut. Der Versuch, das dort gewonnene Marihuana in den Handel zu bringen, wurde im März 2025 durch eine koordinierte polizeiliche Aktion gestoppt, bevor die Ernte vermarktet werden konnte.

Die Ermittlungen begannen nach Auswertung verschlüsselter Kommunikationsdaten. Eine Finanzermittlerin des Landeskriminalamts stieß bei einem der Leimener Angeklagten auf auffällige Geldbewegungen: hohe Bareinzahlungen ohne nachvollziehbare Herkunft, der Barkauf eines Fahrzeugs im Wert von 35.000 Euro sowie ein häufig genutztes Bankschließfach in einer Leimener Filiale. All dies wurde als Indiz für illegale Einnahmen gewertet. Die Strafkammer ordnete deshalb in einem Fall die Einziehung von Taterträgen in Höhe von 213.000 Euro an – mit potenziellen Folgen für das familiäre Eigentum.

Der Prozess war geprägt von sogenannten Verständigungsgesprächen, bei denen fünf der sechs Angeklagten vorab Geständnisse ablegten. Im Gegenzug wurden Strafrahmen vereinbart. Zwei Männer erhielten Bewährungsstrafen, drei weitere – darunter die beiden Leimener – mehrjährige Freiheitsstrafen. Nur ein Angeklagter blieb ohne vorherige Absprache und musste sich einer vollständigen Beweisaufnahme stellen. Er wurde ebenfalls zu Haft verurteilt.

Besonders tragisch zeigte sich im Urteil, dass mehrere der Verurteilten Familienväter sind. Bei der Verkündung durch den Vorsitzenden Richter Jochen Herkle kam es im Zuschauerraum zu emotionalen Szenen. Die Angeklagten verabschiedeten sich teils in Fußfesseln von ihren Angehörigen. Ein Mitangeklagter durfte den Saal als freier Mann verlassen, da der Haftbefehl gegen ihn aufgehoben worden war. Er muss sich zu einem späteren Zeitpunkt zum Strafantritt stellen – ein Schritt, der ihm möglicherweise den offenen Vollzug ermöglicht.

Der Fall zeigt, wie ein regional begrenztes Umfeld wie Leimen zur Plattform für organisierte Kriminalität werden kann – und wie gezielte Ermittlungen kriminelle Strukturen durchdringen können, auch wenn diese modernste technische Mittel einsetzen.