Hat wer an der Uhr gedreht? – Von der Kunst, eine Stunde zu gewinnen

(fwu et al – 25.10.25) „Hat denn wer an der Uhr gedreht? Ist es wirklich schon so spät?“ – Diese Frage, einst unsterblich durch Paulchen Panther in die Wohnzimmer der Nation getragen, klingt uns auch heute noch in den Ohren, wenn der Zeiger wieder einmal sein jährliches Tänzchen aufführt. Doch, meine Damen und Herren, diesmal dürfen wir uns beruhigt zurücklehnen: Nein, es ist nicht wirklich schon so spät. Im Gegenteil – wir gewinnen eine Stunde!

In der Nacht von Samstag auf Sonntag, Punkt drei Uhr, wird der Zeiger gnädig zurückgeführt auf zwei Uhr. Aus der Zeit wird gleichsam ein Stückchen herausgeschnitten, und doch haben wir am Ende mehr davon. Welch herrliche Ironie des Chronos!

Wer sonst könnte uns schenken, was doch unwiederbringlich verloren scheint – Zeit? Wenn das Jahr sich in sein spätherbstliches Kleid hüllt und die Tage kürzer, die Abende länger werden, gönnt uns der Kalender diesen kleinen Trick. Die Sommerzeit verneigt sich, die Winterzeit tritt auf die Bühne, und mit ihr das Gefühl, ein wenig länger schlafen zu dürfen.

Man könnte also das berühmte Lied leicht umtexten:

„Hat denn wer an der Uhr gedreht?
Ist es wirklich schon so früh?
Dann, ihr Lieben, freut euch sehr –
die Stunde schenkt euch mehr und mehr!“

Wie wohltuend, einmal nicht der Flüchtigkeit der Zeit hinterherzueilen, sondern sie – für einen flüchtigen Moment – einzuholen. Der Wecker bleibt stumm, die Sonne geht spät auf, und die Welt scheint ein klein wenig langsamer zu ticken.

Also, liebe Leserinnen und Leser, genießen Sie diese gewonnene Stunde. Lesen Sie ein gutes Buch, trinken Sie in Ruhe Ihren Kaffee oder – in bester Paulchen-Manier – drehen Sie die Uhr noch einmal liebevoll zurück und sagen:
„Na, dann auf ein Neues – und bitte nicht so eilig!“