Manege frei zum Fürchten –
Der „Bloody Circus“ im Halloween-Haus

„Zirkusdirektor“ André Grädler

Ein bisschen Wahnsinn muss sein, sonst bleibt’s ja bloß Deko. Und wer an diesem Halloweenabend durch die Dresdner Straße läuft, der merkt schnell: Hier hat einer nicht nur ein paar Plastikspinnen aufgehängt, sondern eine ganze Zirkusnummer daraus gemacht. Zehn Jahre „Halloween-Haus Leimen“ – das ist keine Party, das ist ein Fest für Mutige und Kinder mit stabilen Nerven.

André Grädler steht in seinem Vorgarten, das Gesicht im blauen Scheinwerferlicht, und wirkt zufrieden. Neben ihm grinst ein Clown mit glühend roten Augen, dessen Zähne selbst einem Zahnarzt den Appetit verderben würden. Die beiden geben ein gutes Duo ab: der Hausherr mit schwarzem Hoodie und das leuchtende Monstrum im Zirkusfummel. Wer hier vorbeikommt, ahnt – das wird kein normaler Dienstagabend.

„Bloody Circus“ – Manege frei für das Grauen

Das Motto zum Jubiläum ist dieses Jahr der „Bloody Circus“. Und der Name ist Programm. Schon am Gartentor hängt ein Schild mit „Tickets“ und einem Totenkopf obendrauf. Wer sich hier anstellt, bekommt keine Zuckerwatte, sondern Gänsehaut. Zwischen Spinnweben und flatternden Planen schaut ein Skelett mit Regenschirm über das Geländer, daneben posiert ein zweites im Glitzerkostüm – der Tod hat schließlich auch Stil.

Im Garten selbst scheint es zu leben: bunte Lichter flackern, Schatten tanzen, ein paar Figuren bewegen sich – oder tun wenigstens so. Über allem wabert Musik, irgendwo zwischen Karussell und Katastrophe. Das klingt nach Orgel, Trommel, ein bisschen nach Kirmes, aber schief. Absichtlich schief. „Das gehört so“, ruft Grädler lachend über den Zaun, „das ist schließlich ein Zirkus des Grauens!“

Tatsächlich sieht man überall Spuren von Liebe zum Detail. Die Skelette sind nicht einfach hingestellt, sie stehen wie Artisten in Position. Ein paar hängen in Seilen, andere halten Stäbe oder trommeln auf imaginären Trommeln. Und wer genauer hinschaut, entdeckt, dass selbst die Deko an den Wänden mit kleinen Szenen spielt – Mini-Bilder, flackernd beleuchtet, fast wie ein Gruselkabinett im Kleinformat.

Vom Sturm geprüft, vom Publikum gefeiert

Bis vor wenigen Tagen sah’s allerdings gar nicht so gut aus. Wind, Regen, flatternde Planen – fast hätte der „Bloody Circus“ seinen großen Auftritt verpasst. Doch sobald sich das Wetter beruhigte, rückte die ganze Truppe an. Bauleiter Ekkart, so heißt der interne Spaßmacher des Teams, scheuchte seine Helfer zusammen, und nun steht das Zelt, leuchtet und knarzt im Wind wie ein lebendiger Organismus.

Von 18 bis 21.30 Uhr dürfen Kinder – und natürlich mutige Erwachsene – das Spektakel besuchen. Süßes gibt’s trotzdem, auch wenn man’s sich hier erst verdienen muss. Zwischen Lachen und Erschrecken wechselt die Stimmung ständig: Einmal johlt jemand, dann kreischt ein Kind, und schon schallt wieder Musik über den Hof.

André Grädler nimmt das Ganze gelassen. „Seit 2015 machen wir das“, sagt er, „und jedes Jahr kommt was Neues dazu. Dieses Mal eben der Zirkus.“ Warum er das tut? Er grinst. „Weil’s Spaß macht. Und weil’s sonst keiner so macht.“

Und da hat er wohl recht.

PS: Auch in Sandhausen wird’s schaurig schön:

Das Halloween-Haus Sandhausen (Heckengarten 3) ist von 18 bis 21 Uhr geöffnet – Familie Geiger lädt trotz vorherigem Maskenklau wieder zum Gruseln ein.

Bei Familie Naber in der Willy-Brandt-Straße 10 beginnt das Spukspektakel schon ab 17.30 Uhr – dort regieren der Vampirlord und seine Damen.